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Leicht erklärt: Das sind die Prototypen-Klassen

Von Oliver Müller
Ein LMP2 und ein LMP3: Oreca 07 (li.) und Ligier JS P320

Ein LMP2 und ein LMP3: Oreca 07 (li.) und Ligier JS P320

Der Prototypen-Sport ist aktuell im Umbruch. Seit 2021 bilden die LMH die Spitze. Es gibt aber auch LMP2, LMP3, DPi und bald sogar LMDh. SPEEDWEEK.com erklärt die verschiedenen Klassen im Prototypen-Sport.

Der internationale Sportwagen-Motorsport ist in zwei Bereiche eingeteilt: Die GT-Fahrzeuge und die Prototypen. Im Gegensatz zu den GTs brauchen Prototypen keinen Bezug zu einem Straßenfahrzeug. Insofern haben die Konstrukteure hier viel mehr Freiraum bei der Entwicklung als bei einem GT. Insgesamt gelten Prototypen auch als Aerodynamik-Fahrzeuge. Das bringt hohe Geschwindigkeiten in schnellen Kurven und sorgt (zumeist) für ordentlich Fahrspaß. SPEEDWEEK.com stellt die wichtigsten Prototypen-Kategorien kurz vor:

Die LMH-Klasse (Hypercar)

Die LMH haben zur Saison 2021 die LMP1 als Königsklasse abgelöst. Die Fahrzeuge sind technisch um einiges einfacher ausgelegt als die früheren LMP1. Es gibt beispielsweise Maximalwerte bei der Aerodynamik, was extreme Entwicklungen verhindern soll. Dadurch haben die Hersteller zudem die Möglichkeit, den Fahrzeugen ein attraktives Aussehen zu verleihen. Doch das macht sich auch bei der Performance bemerkbar. Im Vergleich zu den LMP1 sind die LMH auf der Rennstrecke in Le Mans rund zehn Sekunden langsamer. Ein Hybridsystem ist weiterhin erlaubt. Es gibt keine Hubraumbegrenzung. Die Gesamtleistung ist jedoch auf 520 kW festgelegt. Bislang sind Toyota, Peugeot und Glickenhaus mit einem LMH unterwegs. Ferrari hat sich für 2023 ebenfalls zu einem Engagement bekannt und entwickelt derzeit das entsprechende Fahrzeug.

Die LMP2-Klasse

Die zweithöchste Klasse ist seit 2016 streng reglementiert. Nur vier Chassis-Konstrukteure wurden zugelassen. Das sind Dallara, Ligier, Oreca und Riley/Multimatic. Das Verkaufspreis ist gedeckelt und liegt bei 483.000 EUR. Über die Jahre stellte sich der Oreca 07 als das beste Fahrzeug heraus. Aufgrund dessen wird dieses Chassis von fast allen Teams eingesetzt. Es gibt zudem einen Einheitsmotor, der von der britischen Schmiede Gibson geliefert wird. Der Motor kann jedoch nur geleast und nicht gekauft werden. Das 4.2-Liter-Aggregat (V8-Saugmotor) wurde für 2021 auf 400 kW begrenzt, damit die LMP2 die LMH nicht übertrumpfen. Die aktuellen LMP2 laufen noch bis ins Jahr 2024. Die Kategorie wird für 2025 neu aufgelegt und soll dann bis ins Jahr 2030 aktiv blieben.

Die LMP3-Klasse

Die LMP3-Kategorie ergänzt die LMP-Pyramide am unteren Ende. Sie ist die Einsteigerklasse in die LMP-Welt. Die LMP3 wurde zur Saison 2015 ins Leben gerufen. 2020 wurde ein überarbeitetes Reglement eingeführt. Auch hier ist die Anzahl der Chassis-Hersteller auf Vier begrenzt: Ligier, Duqueine, Ginetta und Adess. Der maximale Verkaufspreis liegt bei 239.000 EUR. Der Einheitsmotor (V8-Sauger mit 5.6 Liter Hubraum) kommt von Nissan und leistet rund 335 kW. (Wobei der zuvor verwendete 5.0-Liter-Motor aktuell auch noch gestattet ist.) Die Betreuung des Antriebsstrangs (Motor, Getriebe und Elektronik) wird über Oreca abgewickelt. Alte Chassis der Generation 2015 bis 2019 können über ein Upgrade-Kit auf den technischen 2020er Stand gebracht werden.

Die DPi-Klasse

Die DPi (Daytona Prototype international) sind eine Erfindung der amerikanischen IMSA-Serie. Sie bauen auf den LMP2-Chassis auf. Die DPi sind für Autohersteller gedacht. Anstatt des Gibson-V8 müssen sie lediglich einen anderen Motor einbauen und das Aussehen der Fahrzeug-Außenhaut in gewissen Bereichen abändern. Somit können Hersteller (im Vergleich zur alten LMP1-Klasse) recht günstigen Motorsport betreiben. Aktuell sind noch Acura und Cadillac in der Klasse vertreten. Es gab auch schon einen Nissan und Mazda DPi. Die Klasse läuft Ende 2022 aus.

Die LMDh-Klasse

Die LMDh sind die Nachfolger der DPi. Sie werden 2023 eingeführt. Auch die LMDh basieren auf den (neuen) LMP2-Chassis. Es gibt mehr Freiheiten bei der Gestaltung der Fahrzeugoptik. Außerdem ist ein kleines Einheits-Hybridsystem Pflicht. Im Gegensatz zu den DPi sind die LMDh dann auch in der Sportwagen-WM zugelassen. Das hat große Vorteile für die Autohersteller, da sie mit einem Fahrzeug in den beiden großen Sportwagen-Serien (WEC und IMSA) antreten können. Über eine Balance of Performance (BoP) werden die LMDh und die LMH auf ein Rundenzeiten-Niveau gebracht. Acura, Alpine, BMW, Cadillac, Lamborghini und Porsche befinden sich derzeit in der Entwicklungsphase ihres LMDh-Renners.

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