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Fazit Monte Carlo: Erstens kommt es anders . . .

Kolumne von Christian Schön
M-Sport-Boss Malcolm Wilson (Mitte) mit seinen Angestellten (von links) Julien Ingrassia, Sébastien Ogier, Ott Tänak und Martin Järveoja

M-Sport-Boss Malcolm Wilson (Mitte) mit seinen Angestellten (von links) Julien Ingrassia, Sébastien Ogier, Ott Tänak und Martin Järveoja

. . .als man zweitens denkt. Zwei Ford und ein Toyota auf dem Podium hätte wohl kaum jemand vorhergesagt.

Sébastien Ogiers Sieg bei der Rallye Monte Carlo war vielleicht nicht ganz so überraschend wie der Triumph von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl. Aber für die Einlaufwette mit zwei Ford- und einem Toyota-Piloten auf dem Podium hätte es wohl bei den Londoner Buchmachern eine ordentliche Quote gegeben.

Deshalb auch hier die Warnung: Aus dem Ergebnis dieser Rallye Monte Carlo lässt sich das wahre Kräfteverhältnis in der Rallye-WM im Jahr eins nach Volkswagen höchstens ansatzweise herauslesen. Dazu waren die Streckenverhältnisse einfach zu kompliziert. Trotzdem hier der Versuch einer Analyse.

Hyundai machte den erwartet starken Eindruck. Die i20 WRC waren die einzigen neuen World Rally Cars mehr oder weniger ohne technische Probleme. Thierry Neuville sah wie der sichere Sieger aus, bis er aus einer Kurve vielleicht einen halben Meter zu weit herausgetragen wurde. Eine Betonarmierung machte aus dem rechten Hinterreifen Kleinholz, auch die Radaufhängung bekam was ab. Ich wage mal die Prognose, Sébastien Ogier wäre aus derselben Situation unbeschadet herausgekommen.

Aber am Wochenende war das Glück definitiv nicht auf der Seite von Hyundai. Der bedauernswerte Hayden Paddon wurde schon zum zweiten Mal in seiner noch jungen Karriere vollkommen unschuldig in einen Unfall mit Zuschauern verwickelt, jetzt sogar mit tödlichen Folgen. Bleibt zu hoffen, dass der Neuseeländer diesen Schock wegsteckt.

Dani Sordo kam, wie gewohnt bei Rallyes mit wechselndem Grip-Niveau, nicht in Schwung. Dass er dennoch Rang vier nach Hause brachte, spricht für seine Qualitäten als Punktelieferant und untermauert die Meinung, Hyundai habe in der neuen Ära der Drei-Mann-Teams die am besten besetzte Mannschaft.

Der Ford Fiesta WRC mag – noch – nicht ganz auf dem Niveau des Hyundai i20 WRC sein. «Aber ein Sébastien Ogier ist unter diesen Bedingungen nur sehr schwer zu schlagen, egal in welchem Auto er sitzt», erkannte Toyota-Teamchef Tommi Mäkinen vollkommen richtig. Der Champ ist einfach eine Klasse für sich. Seine Leistung wird noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass er vor dem Start nur zwei echte Testtage in seinem neuen Auto hatte.

Und Ogier hat das Glück desTüchtigen. Zweimal war er neben der Straße, für die meisten seiner weniger von Fortuna geliebten Konkurrenten wäre die Rallye hier beendet gewesen.

Auch von dem einen oder anderen kleineren Problemchen in der Technikabteilung ließ sich Ogier nicht aus der Ruhe bringen. Teamkollege Ott Tänak kosteten dagegen Zündaussetzer einen überragenden zweiten Rang. Mit eisernem Willen rettete er sein kränkelndes Auto ins Ziel.

Ford ist damit Tabellenführer in der Markenwertung. Nicht schlecht für einen Außenseiter. Jedenfalls gab es im Servicepark wohl niemanden, der M-Sport-Boss Malcolm Wilson den ersten Sieg seit fast fünf Jahren nicht gegönnt hätte.

Toyota war rein vom Speed her keine Gefahr für Ford und Hyundai. Aber seitdem Jari-Matti Latvala Mannschaftskapitän ist, ist er wie ausgewechselt. Ohne den übermächtigen Ogier vor der Nase wirkt der Finne entspannt und gut gelaunt, wie schon seit Jahren nicht mehr. Er behielt sogar die Nerven, sich mit dem nicht ganz konkurrenzfähigen Auto abzufinden und einfach seinen eigenen Rhythmus zu fahren. Dass der zweite Rang am Ende geerbt war? Geschenkt, danach fragt in vier Wochen kein Mensch mehr.

Die Vorstellung von Citroën – immerhin 2016 mit einer WM-Pause, um sich voll auf die Entwicklung des neuen C3 WRC zu konzentrieren – etwas anderes als eine Enttäuschung zu nennen, wäre Schönfärberei. Und das nicht nur wegen unerwarteter Technikprobleme.Bezeichnend, dass Craig Breen im bewährten Vorgängermodell DS3 WRC auf Rang fünf bestplatzierter Citroën-Pilot wurde.

Kris Meeke wurde wieder einmal seiner Strategie „Sieg oder Ausfall“ gerecht. Teamkollege Stéphane Lefebvre wirkte überfordert, auch wenn er im Schlussspurt auf weitgehend trockener Straße tatsächlich eine – von Citroën als Erfolg gefeierte – Bestzeit fuhr.

Das passt zu den Eindrücken, die man von den Testfahrten gewinnen konnte. Auf Asphalt scheint der neue C3 WRC eine Rakete zu sein.

Die Vorstellung des Ford-Duos macht Hoffnungen für die bevorstehende Rallye Schweden. Ich schätze, die Quoten für einen Ford-Doppelsieg dort sind seit Sonntag dramatisch gesunken.

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