Inzell: Niedermaier Sensationssieger beim WM-Auftakt
Die Top-3 am ersten Tag in Inzell (v.l.): Martin Haarahiltunen, Max Niedermaier und Heikki Huusko
Der Sieg von Max Niedermaier bei einem Grand Prix der neuen, nach wie vor von russischen Fahrern befreiten, Eisspeedway-WM-Saison lag durchaus im Bereich des Möglichen und wurde im GP1 am Samstag in Inzell bereits Gewissheit. Überraschend war allerdings das Wie, denn der Bayer packte an seinem 36. Geburtstag den Weltmeister der letzten beiden Jahre, den Schweden Martin Haarahiltunen, im Finale von Position 3 kommend erst auf den letzten Metern.
Für den Endkampf um die Podestplätze hatten sich Haarahiltunen und der junge Finne Heikki Huusko mit jeweils 13 Vorlaufpunkten, Überraschungsmann Aki Ala-Riihimäki mit deren zwölf sowie Max Niedermaier mit 11 Zählern qualifiziert.
Vom Start weg übernahm Haarahiltunen die Führung vor Ala-Riihimäki und Niedermaier. Huusko war zwar sauschnell, kam aber ausgerechnet im entscheidenden Heat schlecht aus den Bändern. «Haara» hatte schon das ganze Rennen über von seiner langen Verletzungspause nach seinem Ellbogenbruch vom Motocross-Fahren im letzten Jahr und demzufolge nur fünf Trainingstagen nichts spüren lassen, sodass man davon ausgehen konnte, dass er das Ding nach Hause schaukeln würde – aber Pustekuchen.
Nachdem Niedermaier den auf einem revolutionären Bike mit zirka 20 cm niedrigeren Sitzposition fahrenden Ala-Riihimäki passiert hatte, schien er sich an Haarahiltunen die Zähne auszubeißen. In der letzten Kurve war er erneut auf der äußersten Linie mit Speedüberschuss unterwegs und schnappte Haarahiltunen den Sieg weg.
«Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann es nicht richtig fassen und es geht mir noch nicht so richtig runter. Das dauert sicherlich noch zwei, drei Tage», waren die ersten Worte, die Niedermaier kurz nach dem geschichtsträchtigen Sieg fand, dem ersten GP-Sieg eines Deutschen seit Günther Bauer Anfang der 2000er-Jahre.
Nachdem er den Pokal für den Ersten entgegengenommen und sich etwas gesammelt hatte, sagte Max gegenüber SPEEDWEEK.com: «Ich habe gewusst, dass es geht und dass ich schnell bin. Leider sind die Russen nicht dabei, was sicherlich ein Vorteil ist. Aber ich glaube, dass wir alle insgesamt ein bisschen schneller geworden sind, weil der Anreiz jetzt größer ist. Schade ist es trotzdem.»
Aufs entscheidende Überholmanöver angesprochen meinte er: «Es war vielleicht auch ein bisschen Glück dabei. Haarahiltunen hat nach links geschaut und gemeint, dass er schon gewonnen hat. Die Außenlinie ist meine bevorzugte.»
Auf diese Situation hatte der nur um wenige Zentimeter geschlagene Haarahiltunen eine etwas andere Sichtweise: «Wenn man den Heat die ganze Zeit anführt, dann will man auch gewinnen. Wenn man dann nur Zweiter wird, ist das eine Enttäuschung. Meine letzte Kurve war nicht gut, denn die Bahn war schon ganz schön kaputt. Aber das ist für alle gleich. Ich musste etwas zudrehen und das war das entscheidende Momentum für Max. Aber ich muss auch sagen, dass Max sehr stark war.»
Inwiefern Max Niedermaier für das zweite Rennen am Sonntag im Vollbesitz seiner Kräfte ist, wird sich weisen, denn nachdem er gleich in seinem ersten Heat vom wieder mal mit zwei Messern zwischen den Zähnen fahrenden Johann Weber abgeräumt wurde, fuhr er das restliche Rennen mit einer blutigen linken Hand und will diese eventuell noch nähen lassen.
Der «Eishans» wird ziemlich sicher nicht wieder am Start stehen, denn nach einem beinharten, aber fairen Duell mit Huusko flog er in die Bande und wurde abtransportiert. Nach Aussage seines Teams hat er starke Schmerzen am Rücken und der Hüfte, womöglich hat die Niere etwas abbekommen. Der Sturz passierte, nachdem beide mehrere Rutscher hatten, doch beim letzten kam es schließlich zur Berührung.
Huusko fand im Showdown doch noch einen Weg an Ala-Riihimäki vorbei und wurde in seinem erst dritten Eisspeedway-Jahr starker Dritter. Dazu meinte der führende Design-Ingenieur im Toyota Gazoo WRC Rallye-Team: «Ich hatte mir gedacht, dass für mich an einem guten Tag die Top-5 am Ende möglich sein sollten. Nun stand ich erstmals bei einem großen Rennen auf dem Podium. Da muss ich sehr glücklich sein.»
Stark unterwegs, jedoch knapp nicht im Finale, war Markus Jell, der Sechster wurde. Einen durchwachsenen Tag erwischte Franz Zorn. Einmal blieb er mit technischen Problemen ohne Punkte und wurde Gesamtachter. Johann Weber wird auf Platz 10 geführt und Benedikt Monn als 15. Nachdem Luca Bauer in Folge seines Trainingscrashs nicht fahren konnte, rückte der Inzeller Franz Mayerbüchler nach. Er holte, wie die neue erste Bahnreserve Christoph Kirchner, nur einen Punkt.
Ergebnisse Eisspeedway-GP Inzell (23. März):
1. Max Niedermaier (D), 11+3 Punkte
2. Martin Haarahiltunen (S), 13+2
3. Heikki Huusko (FIN), 13+1
4. Aki Ala-Riihimäki (FIN), 12+0
5. Jimmy Hörnell Lidvalk (S), 10
6. Markus Jell (D), 10
7. Stefan Svensson (S), 10
8. Franz Zorn (A), 8
9. Max Koivula (FIN), 7
10. Hans Weber (D), 6
11. Charly Ebner (A), 5
12. Jimmy Olsen (S), 5
13. Jasper Iwema (NL), 4
14. Andrej Divis (CZ), 3
15. Benedikt Monn (D), 1
16. Franz Mayerbüchler (D), 1
17. Christoph Kirchner (D), 1
WM-Stand nach 1 von 4 Rennen:
1. Max Niedermaier (D), 20 Punkte
2. Martin Haarahiltunen (S), 18
3. Heikki Huusko (FIN), 16
4. Aki Ala-Riihimäki (FIN), 14
5. Jimmy Hörnell Lidvalk (S), 12
6. Markus Jell (D), 11
7. Stefan Svensson (S), 10
8. Franz Zorn (A), 9
9. Max Koivula (FIN), 8
10. Hans Weber (D), 7
11. Charly Ebner (A), 6
12. Jimmy Olsen (S), 5
13. Jasper Iwema (NL), 4
14. Andrej Divis (CZ), 3
15. Benedikt Monn (D), 2
16. Franz Mayerbüchler (D), 1
17. Christoph Kirchner (D), 0