Bernie Ecclestone: «Jeder Teamchef denkt nur an sich»
In Austin im Doppel-Interview: WM-Leader Lewis Hamilton und Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone
Obwohl Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone beteuert, dass sich seine Königsklasse in keiner Krise befindet, sah sich der gewiefte Geschäftsmann in den letzten Tagen und Wochen offenbar gezwungen, öfter als gewohnt öffentlich Stellung zu nehmen. Auch die offizielle Formel-1-Website (www.formula1.com) nutzt der 84-Jährige, um seine Meinung kund zu tun.
In Austin gab Ecclestone ein Doppelinterview mit dem aktuellen WM-Leader Lewis Hamilton. Darin erklärte der Mann, der seit fast vier Jahren die Geschicke der Königsklasse leitet, auf die Frage, ob es heutzutage nicht schwieriger geworden sei, Entscheidungen zu treffen, weil zu viele Köpfe in den Teams mitentscheiden dürfen: «Das genau das Problem der verschuldeten Rennställe. In jeder Organisation braucht es einfach einen starken Kopf, der die Lichter ausmacht. Früher hatten die Teamchefs das Gesamtwohl des Sports im Sinn. Heute denkt jeder Teamchef nur an sich. Deshalb haben wir nun diesen Schwachsinn und Probleme.»
Ecclestone präzisiert: «Die Qualität der Teammanager hat sich im Vergleich zu den 60er- 70er- und 80er-Jahren verändert. Ich sage nicht, dass die Entscheidungsträger heute schlecht sind, sie sind einfach ganz anders als früher. Früher akzeptierten die Fahrer die Teamchefs und hatten grossen Respekt vor ihnen. Auch heute akzeptieren die Fahrer die Teamspitze, aber der Respekt ist nicht mehr derselbe.»
Der geschäftstüchtige Brite plädiert auf eine Rückbesinnung: «Das eigene Wort sollte wieder bindend sein. Ich war schon hunderte Male in der ganzen Welt unterwegs, immer auf Handschlag-Basis. Auch heute kann ich mich für gewöhnlich auf die Leute verlassen, denn sie würden sich schämen, wenn sie ihr Wort brechen würden.»
Hamilton ist da skeptischer: «Heute leben wir in einer anderen Welt, ich beobachte in meiner Generation einen Werte-Zerfall. Es ist schwieriger geworden, Leute zu finden, auf deren Wort man sich verlassen kann.» Doch Ecclestone beteuert: «Trotzdem dürfen wir das nicht aufgeben. Es gibt nichts Wertvolleres, als wenn man jemandem in die Augen schauen und sagen kann: Abgemacht!»