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Frankie Chili: Gänsehaut-Auftritt mit Cagiva 1995

Der italienische Publikumsliebling Pierfrancesco Chili lässt sich von seiner Parkinson-Erkrankung nicht unterkriegen und blickte beim Besuch von SPEEDWEEK.com unter anderem auf seinen Wildcard-Einsatz in Mugello zurück.

Im September 2020 machte Pierfrancesco «Frankie» Chili seine Parkinson-Krankheit öffentlich. Seit 2018 leidet er an dieser unheilbaren Erkrankung, die zu motorischen Störungen führt. Es ist aber nicht so, dass der fünffache GP-Sieger die Öffentlichkeit meidet. Im Gegenteil, er freut sich über Besuche. Als im Juni die Superbike-WM auf dem «Misano World Circuit» gastierte, war er Samstagabend auch an der Strecke bei Pirelli Abendessen.

Die seriennahe Weltmeisterschaft verfolgt Chili eigentlich eher weniger, die MotoGP hingegen schon. «Es gibt jetzt sehr viele junge, gute Fahrer die ein MotoGP Rennen gewinnen können, denn auch die Motorräder sind von der Leistung her ausgeglichen», hielt er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

In Misano Brasile betreibt der 59-jährige Italiener zwei Badestrände und auf der gegenüberliegenden Seite besitzt er ein paar Ferienwohnungen. «Die Arbeit hier hält mich auf Trab. Klar, ich habe eben diese Krankheit, aber mit den Tabletten geht es recht gut. Ich darf mich einfach nicht aufregen, sonst beginnen meine Hände schon zu zittern.»

Ein Engländer kam vorbei und sprach Chili auf das Superbike Rennen-in Donington an, wo er in Führung lag, das Rennen jedoch nicht gewann. Dann machte er ein Selfie. «Ja, ich hätte dieses Rennen gewonnen, wenn ich kein Problem mit der Benzinzufuhr gehabt hätte, der Motor ging dauernd kurzfristig aus», seufzte der Sieger von 17 Superbike-WM-Rennen.

Unvergessen bleibt auch der synchrone Highsider 1990 zusammen mit Mick Doohan am Nürburgring, als die beiden gleichzeitig in der gleichen Kurve vom Motorrad flogen. Dann kam auch der Wildcard-Einsatz von 1995 in Mugello zur Sprache. Die italienischen Medien machten sich damals über Chili lustig, der die Cagiva dann aber mit Wut im Bauch als Dritter in die erste Reihe stellte. Im Rennen wurde er Zehnter.

Die Kollegen von «Motosprint» widmeten Chilis Karriere kürzlich ganze sechs Seiten («Das hat mich riesig gefreut und ich habe mich auch bei der Redaktion dafür bedankt»), darin ging Frankie unter anderem näher auf das besagte Mugello-Wochenende 1995 ein.

«Ich habe noch immer Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war mein erstes Jahr in der Superbike-WM, mit Ducati. Die Marke aus Borgo Panigale gehört zur selben Gruppe wie Cagiva, die Leitung hatte noch die Familie Castiglioni inne», schickte Chili voraus. «Ich habe also nachgefragt: ‚Habt ihr eine 500er verfügbar, um in Mugello einen Wildcard-Einsatz zu absolvieren? Aber zunächst muss ich sie probieren können.‘ Zwei Wochen vor dem Grand Prix habe ich dann auf der Piste in der Toskana in der Mittagspause eine Stunde getestet. Das Motorrad hatte starke Vibrationen, die Bremsscheiben waren etwas verbogen und so weiter… Aber es war wirklich nicht schlecht. Das habe ich Claudio Castiglioni gesagt und er hat mir erfreut geantwortet: ‚Wenn du das Rennen fährst, sorge ich dafür, dass du Reifen und Werks-Federung vorfinden wirst, einen neuen Motor und alles weitere.‘»

«Ich erinnere mich daran, wie ich am Samstag das Rennleder von Dainese in den Cagiva-Farben bekommen habe, es war wunderschön. Als ich auf die Strecke gegangen bin, sind die Fans in der Casanova-Savelli aufgestanden. Ich habe sie mit einem Fußzeichen gegrüßt», blickte der italienische Publikumsliebling zurück.

«Zehn Minuten vor Ende des Qualifyings war nur Doohan schneller als ich», weiß Chili noch genau. «Es sind dann ein paar Regentropfen vom Himmel gefallen, aber nichts Schlimmes. Ich habe den Mechanikern gesagt: ‚Neue Reifen, ich gehe auf die Strecke.‘ Aber Gianfranco Castiglioni, Claudios Bruder, hat mich aufgehalten: ‚Wo willst du hin?‘ Und ich habe geantwortet: ‚Auf die Pole.‘ Er hat aber die Box schließen lassen: ‚Siehst du die ganzen Journalisten da draußen? Wenn du auf die Strecke gehst und stürzt, ist die Party vorbei. Du bereitest uns mehr Freude, als wir erwartet hätten, das geht so schon in Ordnung.‘ Ich war dann Dritter im Qualifying.»

Die Zuversicht für das Rennen war beim Wildcard-Fahrer dann auch groß: «Meine Pace war ausgezeichnet und ich war überzeugt, dass in einem Duell gegen Doohan in der letzten Runde nicht er gewonnen hätte… Ich bin aber am Start sehr schlecht weggekommen und zur Rennmitte einmal in Kurve 1 weit gegangen. Ich bin Zehnter geworden, das war schade.»

Pierfrancesco Chilis eigenwilliger Karriereweg

Chili ging nach dem Gewinn der 125-ccm-Europameisterschaft 1985 auf einer Zweizylinder-MBA in der WM nicht den üblichen Weg, sondern übersprang die 125er-WM und die 250er-WM. Er wagte gleich den beispiellosen Weitsprung von der 125er-EM in die hart umkämpfte 500-ccm-Weltmeisterschaft!

Pierfrancesco Chili debütierte in der Saison 1986 beim Grand Prix von Spanien auf einer Suzuki im Team von Roberto Gallina in der 500-ccm-Weltmeisterschaft. Von 1987 bis 1990 trat er zuerst mit einer Dreizylinder-Honda und dann auf einer Honda NSR-500 in der Königsklasse an.

Die beste Saison in der «premier class» erlebte Chili 1989, als er mit 122 Punkten WM-Sechster wurde. Damals gewann er den Grand Prix der Nationen in Misano, es war sein Heim-GP und sollte sein einziger 500-ccm-GP-Sieg bleiben.

Der Wertmutstropfen: Das Rennen wurde wegen einsetzenden Regens abgebrochen; beim Neustart gingen die Werksfahrer von Schwantz bis Rainey und Lawson nicht mehr an den Start, der Belag war im Nassen zu rutschig. Chili siegte dann auf der HB-Gallina-Honda unangefochten vor Simon Buckmaster und Michael Rudroff.

Erst danach wurde Chili in der 250-ccm-Weltmeisterschaft aktiv. Von 1991 bis 1993 startete Frankie Chili zuerst auf Aprilia und später auf Yamaha in der 250er-WM. Seine beste WM-Platzierung schaffte er 1992, als er mit drei Siegen, insgesamt sechs Podiumsplatzierungen und 199 Punkten den dritter WM-Rang sicherstellte. 1994 fand Chili kein GP-Team mehr, nachdem sich sein Iberna-Yamaha-Team zurückgezogen hatte.

Doch der beliebte und kampfstarke Chili fand ein neues Betätigungsfeld. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre bis Anfang der 2000er-Jahre gehörte Frankie Chili zu den meistrespektierten Piloten im Paddock der Superbike-WM. Nach der Saison 2006 zwang den Italiener allerdings eine langwierige Verletzung zum Rücktritt.

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