MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Padovani (Gresini) sieht Marc Márquez im WM-Kampf

Von Nora Lantschner
Nadia Padovani landete mit der Verpflichtung von MotoGP-Superstar Marc Márquez einen Coup. Wie die Gresini-Chefin den Valencia-Test erlebte und mit welchen Erwartungen sie dem Saisonauftakt 2024 entgegenblickt.

Nach dem Tod des zweifachen 125er-Weltmeisters und Teambegründers Fausto Gresini im Februar 2021 übernahm seine Witwe Nadia Padovani mit Hilfe der gemeinsamen Söhne Lorenzo und Luca sowie des Kaufmännischen Direktors Carlo Merlini das Gresini Racing Team und setzte den Traum ihres Mannes höchst erfolgreich fort: Gleich beim Saisonauftakt 2022 sorgte Enea Bastianini für den ersten Sieg des neu formierten Ducati-Kundenteams, als WM-Dritter und vierfacher Saisonsieger verabschiedete sich die «Bestia» ins Werksteam.

2023 ließ Fabio Di Giannantonio die italienische Truppe aus Faenza erneut in Katar jubeln, dazu kamen zwei Sprintsiege durch Alex Márquez in Silverstone und Sepang.

Die größten Schlagzeilen schrieb die Mannschaft um Nadia Padovani aber mit der Verpflichtung von Marc Márquez für 2024: Der sechsfache MotoGP-Champion löste seinen HRC-Vertrag frühzeitig auf und wechselte an die Seite seines Bruders, um auf einer Ducati nach der Verletzungsmisere und den mageren Ergebnissen der vergangenen Jahre den Spaß am Motorradfahren wiederzufinden – und auf die Erfolgsspur zurückzukehren.

Der 30-jährige Spanier habe sich dem Team entspannt und bescheiden präsentiert, blickte Padovani nun im Interview mit der italienischen Sporttageszeitung «La Gazzetta dello Sport» auf Marcs Ducati-Debüt am ersten Wintertesttag in Valencia zurück. «Von jemandem, der so viel gewonnen hat, erwartet man weiß Gott was, aber es war das genaue Gegenteil der Fall. Er war sogar ein bisschen aufgeregt und konnte es kaum erwarten, sich zum ersten Mal auf das neue Motorrad zu schwingen. Ich glaube, dass diese Nervosität alle Fahrer gemeinsam haben, wenn sie ein neues Abenteuer beginnen.»

In seinem ersten Acht-Runden-Run auf der Ducati GP23 (laut Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna auf dem technischen Stand, mit dem Johann Zarco die Saison beendet hatte) war Marc Márquez auf Anhieb konkurrenzfähig, er kam gleich bis auf 0,314 sec an seinen Bruder und Teamkollegen Alex Márquez heran.

«Ich war in der Box und habe darauf gewartet, dass Marc den Helm abnehmen würde», erzählte Padovani. «Ich wollte seine erste Reaktion sehen – und als ich dieses Lächeln gesehen habe, habe mich mir gesagt: ‚Okay, das passt.‘»

Den Valencia-Test beendete Marc Márquez bekanntlich auf Rang 4 – ohne zu übertreiben, wie er selbst nach seinem ersten Einsatz auf der Ducati versicherte. Beobachter, Fans und Beteiligte fragen sich nun gleichermaßen: Kann der achtfache Weltmeister – im privaten Gresini Racing Team und auf dem Vorjahresmodell der Desmosedici – um seinen siebten Titel in der Königsklasse kämpfen?

«Die WM gewinnen? Das weiß ich nicht, aber darum kämpfen, das schon, das erwarte ich von einem wie ihm», hielt Nadia Padovani fest. «Es ist klar, dass Bagnaia ein sehr starker Fahrer ist, der das Motorrad in der Hand hat und sich in den vergangenen paar Jahren stark entwickelt hat. Martin ist ein weiterer Fahrer auf dem Level, er fährt die Ducati auf spektakuläre Weise. Bezzecchi entwickelt sich auch gut und schnell. Deshalb würde ich sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, die WM zu gewinnen, aber versuchen werden wir es», bekräftigte die Gresini-Chefin.

Dazu kommt: Die MotoGP-WM 2024 beginnt von 8. bis 10. März im Flutlicht von Doha/Katar, wo Gresini in den vergangenen zwei Jahren mit Bastianini und Di Giannantonio jeweils den Sieger stellte. «Aller guten Dinge sind drei», schmunzelte Padovani, schob dann aber eilig nach: «Nein, wir gehen es sehr zurückhaltend an, aber man weiß nie…»

Ergebnis Valencia-Test (28. November 2023):

1. Viñales, Aprilia, 1:29,253 min
2. Binder, KTM, + 0,028 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,093 sec
4. Marc Márquez, Ducati, + 0,171
5. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,263
6. Alex Márquez, Ducati, + 0,385
7. Di Giannantonio, Ducati, + 0,409
8. Bastianini, Ducati, + 0,543
9. Miller, KTM, + 0,648
10. Marini, Honda, + 0,703
11. Bagnaia, Ducati, + 0,717
12. Quartararo, Yamaha, + 0,769
13. Mir, Honda, + 0,798
14. Augusto Fernández, KTM, + 0,824
15. Martin, Ducati, + 0,899
16. Morbidelli, Ducati, + 0,953
17. Zarco, Honda, + 1,030
18. Acosta, KTM, + 1,223
19. Rins, Yamaha, + 1,311
20. Crutchlow, Yamaha, + 1,512
21. Nakagami, Honda, + 1,723
22. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,059
23. Savadori, Aprilia, + 3,431

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