MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Fusion von SBK- und Endurance-WM: Das ist der Stand

Weil weder die Superbike- noch die Endurance-WM florieren, wurde über eine neue «Superbike Production-WM» geredet. Doch für SBK-Promoter Dorna überwiegen die Nachteile eines solchen Zusammenschlusses.

Seit 2012 ist Dorna Sports Eigentümer der kommerziellen Rechte für die Superbike- und Supersport-WM. Die Rechte für die drei MotoGP-Klassen hat die Dorna bereits für 1992 beim Motorrad-Weltverband FIM eingekauft. Die spanische Agentur kann langfristig planen, denn der SBK-Vertrag erstreckt sich bis zum Ende der Saison 2036, der MotoGP-Deal beinhaltet sogar die Saison 2041. Die FIM wird dafür jährlich mit 8 bis 10 Millionen US-Dollar entschädigt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Dorna finanziell von der Übernahme der Superbike-WM mehr versprochen hat. Ein Profit wird kaum erwirtschaftet, denn die Zuschauerzahlen sind überschaubar, die TV-Rechte sind nicht so einträglich wie erwartet, die Gebühren der Veranstalter sind gesunken, das Interesse der Promoter lässt zu wünschen übrig.

Etliche Übersee-Rennen wie Sepang, Buriram und Laguna Seca wurden gestrichen. Es gibt seit Jahren kein Rennen in Japan; Moskau, Brünn und Istanbul fielen weg. 2020 finden nur noch drei Übersee-Events statt: auf Phillip Island, in Doha und in San Juan in Argentinien.

Bei den technischen Vorschriften muss vermehrt auf Kostenreduktion geachtet werden, damit die Privatteams mithalten können. Deshalb wird bei den Funktionären der Dorna und FIM eine revolutionäre Idee diskutiert: Es geht um eine neue globale Meisterschaft mit dem Arbeitstitel «Superbike Production».

Zu dieser Meisterschaft sollten fünf ausgewählt Superbike-WM-Events zählen plus die fünf Events der Endurance-WM, die sich jetzt saisonübergreifend 2019/2020 vom 24h-Rennen Bol d’Or in Le Castellet über Sepang 8h (14. Dezember), Le Mans 24h, Oschersleben 8h und Suzuka 8h erstreckt.

Die Fusions-Idee stammt von EWC-Promoter Eurosport, einem zu Discovery gehörenden TV-Sender, und sollte bereits für 2021 umgesetzt werden.

«Discovery und wir sind seit vielen Jahren Partner», erläuterte Marc Saurina bei einem Treffen mit SPEEDWEEK.com in Australien. Der Spanier ist bei der Dorna für das Marketing der Superbike-WM verantwortlich. «Discovery hatte für viele Jahre MotoGP-Übertragungsrechte und auch für die Superbike-WM. Letzten Herbst kamen sie auf uns zu fragten, ob es nicht sinnvoll wäre zusammenzuarbeiten und Synergien zu schaffen. Über den Winter haben wir analysiert, was möglich wäre. Aber das sind nur Gespräche. Es kann alles passieren – wir sind aber sehr motiviert, die Superbike-WM voran zu bringen, wie sie jetzt ist. Nach sieben Jahren in diesem Fahrerlager haben sich viele Dinge in eine sehr gute Richtung entwickelt. Es ist richtig, dass es einen Gedankenaustausch mit Discovery gibt. Aber von dort ist es ein langer Weg bis zu einer Zusammenarbeit. Ich glaube, dass wir mit der Superbike-WM in einer Position sind, in der wir gut daran tun, alleine weiterzumachen.»

Worin läge der Sinn, zwei Rennserien mit so unterschiedlichen Konzepten unter einem Schirm zu vereinen? «Wir sind immer für alles offen», unterstrich Saurina. «Wir analysieren genau, ob in eventuellen Änderungen Potenziale liegen. Unser Fokus liegt darauf, aus unserer Meisterschaft das Beste zu machen. Wir haben die Superbike-WM aus verschiedenen Gründen gekauft. Einer davon war, dass wir die Kontrolle darüber haben. Der Kauf machte aus strategischer Sicht für MotoGP Sinn. An dieser Philosophie wollen wir nichts ändern.»

Dass ihr die Endurance-WM kauft und in die Superbike-WM integriert, stand nie zur Diskussion? «Nein», hielt der Dorna-Manager fest. «Das hatten wir nie im Kopf, wir sind mit unseren anderen Projekten beschäftigt genug. Wir haben viele Leute, die sich ausschließlich um die Superbike-WM kümmern. Und natürlich ebenso das Personal für MotoGP.»

Als die Idee zwischen Discovery und Dorna erstmals diskutiert wurde, ging es um eine Umsetzung für den Winter 2020 auf 2021. Das ist ausgeschlossen.

Auch darüber hinaus macht eine «Winter-WM» in den Augen von Saurina keinen Sinn: «Was uns die Endurance-WM mit den Rennen im Winter vorgeschlagen hat, darüber haben wir auch selber schon nachgedacht. Aber das lässt sich nicht so einfach umsetzen. Es ist auch die Frage, ob das ein cleverer Schachzug wäre. Im Winter kollidierst du bei den TV-Anstalten mit Fußball und Wintersport. Unsere Zuschauer sind für gewöhnlich Sportfans. Ein Sportkanal im Fernsehen würde sich eventuell über zwölf Monate Motorsport freuen. Aber normale TV-Sender sind mit neun Monaten zufrieden und bringen im Winter lieber Fußball und Wintersport.»

Fest steht: Die Superbike-WM wird auch 2021 wie gewohnt stattfinden.

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