Mit schwarzem Knochensack auf die Insel Man

Kolumne von Ralf Waldmann
Ralf Waldmann: «In Imola habe ich nie Mist gebaut»

Ralf Waldmann: «In Imola habe ich nie Mist gebaut»

Ich bin in meiner Karriere auf einigen gefährlichen Rennstrecken gefahren. Nachdenken darfst du darüber nicht.

1996 fuhr ich zuletzt in Imola, da war Jürgen Fuchs Teamkollege von mir bei HB Honda. Im Training bin ich damals gar nicht in Tritt gekommen, war extrem schlecht für meine Verhältnisse, Zwölfter oder 13. Und Fuchsi war in der ersten Startreihe – das hat mir natürlich gewaltig gestunken, es hat mich gefuchst.

Zum Warm-up hin haben wir dann noch mal was gemacht, das hat echt gut funktioniert und ich habe mich auch noch mal zusammengerissen. Im Rennen war ich dann schon in der ersten Schikane Zweiter, habe den Fuchs dann auch überholt und das Rennen mit souveränem Vorsprung von knapp fünf Sekunden gewonnen.

Beim Anbremsen auf die Schikane habe ich gnadenlos Aktion gemacht – das war schon geil. Die Strecke war damals schon gleich wie heute. Es gab total viele wechselnde Fahrbahnbeläge, die Strecke hat es in sich, ist nicht leicht. Bergauf, bergab, da sind ein paar Dinger dabei.

Gefährlich ist das ganze Leben

Die Strecke in Imola heute ist sicherer als früher, es wurde einiges gemacht. Ich finde ja diese Einheitsbreirennstrecken in Hockenheim oder Nürburgring – das sind alles so Retortenstrecken geworden. Unpersönlich und auf Formel 1 getrimmt, mit riesigen Asphaltauslaufflächen, keine Kiesbetten.

Ich bin schon in Bremerhaven gefahren, die Strecke war wirklich gefährlich. Im Sommer werde ich Ewald-Kluge-Gedächtnisrennen auf der Insel Man fahren. Ich bin ja sozusagen Werksfahrer bei Audi mit der Ladepumpen-DKW. Die haben mir extra so einen Knochensack gemacht, der aussieht wie aus den 1920er-Jahren. Auf die Insel freue ich mich schon, da war ich noch nie. Das sind ganz wertvolle Motorräder, mit denen muss man ganz anders umgehen. Die fahre ich meist nur einhändig, mit der anderen winke ich den Zuschauern.

Wenn man sich als Fahrer Gedanken über die Gefährlichkeit einer Rennstrecke macht, ist das der erste Schritt zur Langsamkeit. Darüber nachdenken tut man doch nur, wenn man viel stürzt – ich kenn das doch von mir selber. «No Brain, no headache», hat Kenny Roberts immer gesagt. Da ist was Wahres dran.

Eine schöne Sache fällt mir noch zu Imola ein. Mit dem Markus Reiterberger war ich letztes Jahr hier, da fuhr er auch ziemlich gut und wurde Vierter im Superstock-1000-Cup. Wir hatten akute Reifenprobleme, den hat es uns immer aufgebröselt. Im Training war ein Reifen so kaputt, dass ich die glorreiche Idee hatte, das Motorrad aufzubocken, dann haben wir den ersten Gang reingehauen und ich habe mit der Flex mit der Schwabbelscheibe den Reifen wieder glatt gefeilt. Das nenne ich Recycling. Für das freie Training ging der Reifen noch.

Mit 20 Siegen in den Klassen 125 und 250 ccm ist Ralf Waldmann (46) der erfolgreichste Grand-Prix-Fahrer, der nie Weltmeister wurde. Heute arbeitet er mit viel Begeisterung in der Superbike-WM für das MR-Racing Team, in dem Max Neukirchner fährt.

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