Lando Norris hat auf dem Circuit de Spa-Francorchamps sein Formel-1-Debüt ihm Rahmen eines GP-Wochenendes gegeben: Der Formel-3-Europameister von 2017 übernahm im ersten freien Training den McLaren-Renault von Fernando Alonso. Für McLaren-Direktor Zak Brown und Sportchef Gil de Ferran geht es darum, die Frage zu beantworten: Ist der 18-Jährige aus Bristol schon reif genug, um 2019 an der Seite von Carlos Sainz seine erste WM-Saison zu fahren? Norris war im gleichen Auto auf Anhieb schneller als Stammfahrer Stoffel Vandoorne, doch der Vergleich hinkt: Unterschiedliche Programme der Piloten, dazu Probleme bei Vandoorne, zuerst funktionierten die Bremsen nicht richtig, dann gab es ein Wasserleck am McLaren. Der Belgier konnte nur halb so viele Runden fahren wie der junge Mann aus Bristol. Für GP-Sieger Johnny Herbert steht fest: "McLaren will das so nicht sagen, aber für mich sah das schon ein wenig nach einem Stechen aus." Offenbar ist dieses Stechen noch nicht zu Ende. Gil de Ferran hat bestätigt, dass Norris auch in Monza zum Einsatz kommen wird. "Lando hat gute Arbeit geleistet. Wir sind beeindruckt davon, wie schnell er sich frischen Gegebenheiten anpasst, das ist schon bei den Testfahrten aufgefallen. Hier in Belgien ging es darum, ihm das Fahren zu erlauben in einem Auto, das mit flacher gestellten Flügeln unterwegs ist. Er soll fahren, wenn mehr GP-Renner auf der Bahn sind, er soll lernen, wie sich eine Rennstrecke im Laufe des Trainings verändert." Norris, der 2014 mit 14 Jahren einen gewissen Lewis Hamilton als jüngster Kartweltmeister ablöste, hatte mit all diesen Aufgaben kein Problem. Gil de Ferran: "Lando war schnell auf Tempo, er hat keinen einzigen Fehler gemacht. Wir werden ihn in Monza erneut fahren lassen." "Es ist aber generell schwierig, einen Piloten aufgrund seines Einsatzes in einem Training zu bewerten. Da muss man schon ein paar Schritte zurück machen und das grössere Bild betrachten." Zum grösseren Bild gehört Esteban Ocon. Johnny Herbert findet: "Ocon ist eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend, aber es wäre seltsam von McLaren, ein Talent wie Norris wegzugeben. Es war gewiss kein Zufall, dass wir Lando hier in Belgien im ersten freien Training erlebt haben – das Team will sehen, wie er sich am GP-Wochenende bewährt. Das ist eine andere Aufgabe als ein Test. Ich würde Ocon derzeit als stärker einschätzen als Norris. Aber McLaren würde bei Ocon wissen: Den müssen wir früher oder später weggeben, weil er ja Mercedes-Junior ist." Es ist davon die Rede: McLaren liebäugelt damit, den jungen Norris herzuschenken, um dafür früher mit Technikchef James Key arbeiten zu können. Johnny Herbert: "So ein Tauschgeschäft mit Red Bull kann ich mir durchaus vorstellen, das wäre typisch Formel 1. Ich glaube, Norris ist aus dem Holz der Champions geschnitzt, und er ist bei Red Bull sicher ein Thema – aber nur unter der Bedingung, ihn nicht an McLaren zurückgeben zu müssen."