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Sachsenring-GP: Neuer Vertrag, aber mit Hindernissen
Der ADAC und die Dorna haben sich auf einen neuen 5-Jahres-Vertrag für den Motorrad-GP von Deutschland geeinigt. Aber er muss nicht unbedingt auf dem Sachsenring stattfinden.
MotoGP
Sachsenring-GP: Viele Zuschauer, keine Gewinne
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Fast ein Jahr lang haben die ADAC-Zentrale in München und Dorna Sports über einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag für den Motorrad-GP von Deutschland verhandelt. Am kommenden Wochenende wird beim Sachsenring-GP von ADAC-Sportpräsident Hermann Tomcyzk und Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ein neuer Vertrag über fünf Jahre von 2017 bis inklusive 2021 verlautbart.
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Erstmals wurde eine verhängnisvolle Klausel im diesen Deal aufgenommen: Dorna und ADAC können innerhalb dieser fünf Jahre auf einen anderen GP-Schauplatz in Deutschland ausweichen, falls die ewigen Zwistigkeiten zwischen GP-Promoter Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM), ADAC Sachsen, den Grundstückeigentümern und allen anderen Beteiligten nicht bald aufhören. Vor allen hat der SRM in den ersten vier Jahren seit dem Ausstieg von Promoter ADAC Sachsen trotz ausverkauftem Haus keinen Gewinn erwirtschaftet. Nach zwei GP-Jahren standen bei der SRM Ende 2013 Verbindlichkeiten von rund 1,2 Millionen in den Büchern, Ende 2014 bestand immer noch ein Minus von 775.000 Euro. SRM-Geschäftsführer Wolfgang Streubel, Bürgermeister von Gersdorf, kommunizierte diese beträchtlichen Verluste nie, die finanzielle Situation der SRM GmbH wurde jahrelang beschönigt, von einer "schwarzen Null" und von "Ertragssteigerungen" für 2014 war die Rede. Das war nichtssagender Politsprech, sonst nichts.
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Erst durch die Veröffentlichung der SRM-Bilanzen durch SPEEDWEEK.com im Mai kam Streubel aus der Deckung. Er bestätigte die von SPEEDWEEK.com genannten Summen, betonte aber: "Im Jahresabschluss 2015 sind wir nur noch bei 273.000 Euro." Begriffe wie "Schulden" oder "Verbindlichkeiten" kommen dem schwer geprüften SRM-Chef offenbar immer noch schwer über die Lippen.
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Ein dauerhaftes Minus darf aber für die SRM GmbH kein Dauerzustand sein, weil diese kommunale Gesellschaft von Steuergeldern der umliegenden Gemeinden finanziert wird und die risikoreiche Abwicklung eines Grand Prix nie ihr ursprünglicher Geschäftszweck war.
Jetzt weiß die SRM nicht, ob sie den WM-Lauf weitere fünf Jahre abwickeln darf oder nicht. Die Dorna und der ADAC stellen der SRM die Rute ins Fenster. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem auf die SRM GmbH große finanzielle Brocken zukommen. Für einen neuen Streckenbelag, für zusätzliche Tribünen und die Verbesserung der Infrastruktur werden Kosten in der Höhe von ca. 13,5 Millionen Euro veranschlagt.
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Natürlich wird die spanischen Vermarktungsfirma Dorna in Sachsen gern als Verursacher des Schlamassels hingestellt. Aber die Dorna war es, die 1998 den Wunsch des ADAC erfüllt hat, den Grand Prix trotz unzureichender Streckenlänge und fehlender Infrastruktur nach Hohenstein-Ernstthal zu verlegen. Dazu wurde der WM-Lauf in Sachsen jahrelang mit einer vergleichsweise bescheidenen Austragungsgebühr von 1,5 Millionen Euro gefördert. Für 2012 wurde der Betrag dann auf 3 Millionen angehoben, das war immer so vereinbart. Dass der Sachsenring keine permanente Rennstrecke ist, dass zu viele Grundstücksbesitzer beteiligt sind und dass jedes Jahr 500.000 bis 750.000 Euro für temporär errichtete Tribünen bezahlt werden, kann nicht der Dorna angelastet werden. Außerdem wurde die SRM GmbH ohnedies in den letzten drei Jahren mit rund 2 Millionen an verdeckten Zuschüssen durch die Sächsische Staatskanzlei gefördert, wie die Opposition im Landtag aufgedeckt hat. Und dass die Dorna den GP-Sport nicht aus reiner Motorsport-Leidenschaft promotet und ihr Eigentümer Bridgepoint Gewinne sehen will, ist unbestritten.
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Manche Fans betrachten die Dorna als geldgierigen Verursacher allen finanziellen Übels. Die Probleme sind aber hausgemacht, bei keinem Grand Prix sind die Verhältnisse so verworren wie beim deutschen. Kein Wunder, wenn zwar niemand wirklich vom Sachsenring weg will, dieses Szenario aber als Drohgebärde in den Verträgen schriftlich verankert wurde. Denn auch Hermann Tomczyk hängt das Hick-Hack in Sachsen längst zum Hals heraus. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta will sich nicht zum Sündenbock stempeln lassen. "Wir stellen den Veranstaltern volle Startfelder für drei GP-Klassen zur Verfügung, wir bezahlen 375 Mitarbeiter, wir finanzieren und machen die TV-Produktion und schütten über die Teamvereinigung IRTA rund 65 Millionen Euro an Zuschüssen im Jahr an die Teams aus", rechnet der 70-jährige Spanier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com vor, der außerdem für die kommerziellen GP-Rechte fast 8 Millionen US-Dollar pro Jahr an den Weltverband FIM bezahlt. Fakt ist: Für die Dorna wäre eine Streichung des Deutschland-GP aus dem Kalender ein kleinerer Prestigeverlust gewesen als für den ADAC und die SRM GmbH. Denn mit Finnland, Kasachstan, Indonesien und Thailand stehen längst andere Optionen zur Debatte.
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