KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

«Mr. DTM» Schneider: Franchitti brachte graue Haare

Von Otto Zuber
Bernd Schneider

Bernd Schneider

Im Interview spricht «Mr. DTM» Bernd Schneider über seine Karriere, das damalige Leben als Rennfahrer, seine alten Meisterautos und den wohl härtesten Gegner seiner Karriere.
Bernd, Du hast in Deiner DTM-Karriere viel erlebt. Welche Zeit hat Dir am besten gefallen?

Ich bin kein Freund davon, zu sagen, dass fru¨her alles besser war. Das trifft absolut nicht zu. Es ist so, dass man aus fru¨heren Zeiten immer nur die scho¨nen Sachen in Erinnerung beha¨lt und alles vergisst, was nicht so gut gelaufen ist. Als 2000 die DTM wieder anfing, habe ich nie gesagt, dass es in den 90er Jahren besser war. Jede Zeit hatte etwas fu¨r sich und war sehr spannend. Wenn man aber gewinnen wollte, musste man den gleichen Einsatz bringen.

Wie war das Leben als Rennfahrer in dieser Zeit?

In den 90ern hattest du als Rennfahrer mehr Freizeit. Es war noch nicht so durchgetaktet wie in den 2000ern und heute. Es gab keine Vorschriften, wie man sich zu verhalten hatte oder was man durfte bzw. nicht durfte. Man hat einfach gemacht und hatte dadurch vielleicht ein bisschen mehr Spaß. Das Drumherum war aber nur das Eine. Man war ja da, um Rennen zu gewinnen. Was scho¨n war: In den 90ern hatten wir mit Alfa Romeo einen italienischen Hersteller, bei dem wir Pasta essen gegangen sind. Und sie kamen zu uns und haben Spa¨tzle und Maultauschen gegessen. Das war eine scho¨ne Zeit, es war ein bisschen lockerer.

Du bist als DTM-Rekordmeister ein wichtiger Teil der Mercedes DTM- Geschichte. Hast Du auch eines Deiner Autos als Erinnerung zu Hause stehen?

Ich habe keines meiner Autos, aber elf davon stehen im Museum. Das ist natu¨rlich geil, dass die Autos nicht weg sind, sondern fahrfertig und ich immer wieder das Vergnu¨gen habe, eines dieser Autos bei einem Event bewegen zu du¨rfen. Vor ein paar Jahren bin ich mein 2006er Meister-Auto am Norisring gefahren. Das ist ja eines meiner Lieblings-Autos. Es macht richtig Spaß, wenn man all diese Autos sieht. Das macht einen auch ein bisschen stolz.

Gegen welche Fahrer bist Du am liebsten angetreten?

Extrem harte Duelle hatte ich mit Dario Franchitti. Als Klaus Ludwig weg war, war ich der Etablierte und der Druck lastete auf meinen Schultern. Mit Franchitti und Magnussen habe ich sehr starke Teamkollegen bekommen. Meine ersten grauen Haare bekam ich nach Franchittis Pole beim Saisonauftakt 1995 in Hockenheim. Ich war ja davon ausgegangen, dass ich derjenige sein wu¨rde, den es zu schlagen galt. Von da an wusste ich, dass es eine harte Saison werden wu¨rde. Dario war ein absoluter Ausnahmefahrer, der auf Anhieb auf Augenho¨he mit mir war. Das ist fu¨r einen etablierten Rennfahrer immer schwierig und viele zerbrechen daran. Mich hat es in dem Moment aber noch sta¨rker gemacht und herausgefordert.

War es schwierig, Dich immer wieder neu zu motivieren?

In dem Moment, wo man sich fu¨r den Job motivieren muss, muss man aufho¨ren. Man hat den besten Job der Welt. Und man muss sich immer wieder in Geda¨chtnis rufen, dass es eine absolute Ausnahme ist, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wer das schafft, kann sich mehr als happy scha¨tzen. Ich hatte nie das Problem, ich bin immer gefahren, um zu gewinnen und der Schnellste und Beste zu sein.

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