KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

So läuft der DTM-Test für das Audi-Kundenteam WRT

Von Andreas Reiners
WRT bekommt in Jerez ein Auto von Phoenix

WRT bekommt in Jerez ein Auto von Phoenix

Das W Racing Team ist ab Montag in Jerez bei den DTM-Testfahrten am Start. Wir haben im Vorfeld mit Teamchef Vincent Vosse gesprochen. Der Belgier gibt Einblicke, wie die Tests für WRT laufen.

Vincent Vosse ist schwer beschäftigt. Dem Belgier bleibt kaum Zeit zum Durchatmen, immer ist irgendetwas zu tun, muss etwas organisiert oder geregelt werden. Es ist eine spannende Zeit für den Teamchef des W Racing Teams.

Eine herausfordernde Zeit, mit vielen Unbekannten und zahlreichen Baustellen. Denn der 46-Jährige zieht aktuell das wohl größte Projekt in der Geschichte seines Rennstalls auf: 2019 tritt WRT mit zwei Autos in der DTM an. Als Audi-Kundenteam. Für WRT der nächste Schritt im Motorsport.

In der kommenden Woche geht es für Vosse und Co. endlich an die Strecke. Jerez, Young Driver Test. Von Montag bis Mittwoch, endlich Testzeit. WRT bekommt einen 2018er-Boliden vom Team Phoenix, um sich einzugrooven. Mit zehn Mann reist das Team an, 14 bis 16 sollen es am Ende werden, zu 60 Prozent Leute, die sich mit der DTM bereits auskennen, deshalb werden es auch Mitarbeiter von außen sein.

Es ist die wichtigste Baustelle, wie er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com betont.

«Das Wichtigste wird sein, das Team zusammenzustellen. Die richtigen Leute an die richtigen Stellen zu bekommen. Wir arbeiten noch an Optionen, um Leute ins Team zu holen. Deshalb laufen noch viele Gespräche», so Vosse.

Die zweite Baustelle: das Team muss lernen. Wie die DTM funktioniert.

Keine Frage: Man fängt nicht bei Null an, hat aber eine Menge aufzuholen. Was hilft: WRT ist kein unbeschriebenes Blatt. Im Gegenteil: Im GT-Bereich hat man sich seit 2009 einen Namen gemacht, auch in der TCR-Serie ist man am Start. Klar ist: Die Belgier wissen, wie es grundsätzlich geht. Knowhow und Qualität müssen nun «nur» noch in die DTM implementiert werden.

«Wir werden alles entdecken, wir müssen einen Weg finden, so schnell wie möglich zu lernen», sagte Vosse. Das Auto wird an allen drei Tagen genutzt, die tägliche Arbeit wird durch eine Mischung aus WRT und Phoenix gestemmt. Vosse: «Wir haben zum Glück bereits in der Vergangenheit mit Phoenix zusammengearbeitet, wir kennen sie also sehr gut. Wir haben viel zu lernen, und wir werden während der Tests mehr und mehr involviert.»

Parallel ist Vosse natürlich auch auf der Suche nach Fahrern. In Jerez waren zwei Formel-3-Fahrer für ihn vorgesehen: der Österreicher Ferdinand Habsburg (21) und Jonathan Aberdein (20) aus Südafrika. Habsburg sagte allerdings seinen Einsatz kurzfristig ab, wie Vosse verriet. Für ihn springt der Franzose Sacha Fenestraz (19) ein.

Vosse stellte klar: «Wir arbeiten weiterhin an den Fahrern. Natürlich wird der Test sehr wichtig sein.» In Jerez bekommen auch Rallycross-Star Andreas Bakkerud, der dreimalige Le-Mans-Sieger und ehemalige Champion der Japanischen Super GT, Benoît Tréluyer (42), der im Kundensport-Programm von Audi Sport erfolgreiche Belgier Frédéric Vervisch (32) sowie der junge Italiener Mattia Drudi (20) eine Chance in einem Audi.

Vosse ist in Fahrerfragen komplett offen, kann auf einen großen Kreis blicken, der für WRT in der Vergangenheit im GT-Bereich fuhr. Wie der aktuelle Audi-Pilot Robin Frijns oder auch Vervisch, der für WRT in der Blancpain Series fährt. Grundsätzlich sind auch Fahrer interessant, die Sponsoren mitbringen, die das DTM-Projekt mit finanzieren können. Denn als Privatteam ist WRT auf Geldgeber angewiesen.

Unterstützung gibt es von Audi, die Ingolstädter beliefern WRT mit aktuellem Material, für den Rest ist die Mannschaft selbst zuständig. Audi entwickelt den 2019er-Boliden nach dem neuen Class-1-Reglement mit dem neuen Vierzylinder-Turbo mit rund 600 PS derzeit im Rahmen von Testfahrten. Homologiert wird im März.

WRT bekommt die Teile für das Auto von Audi, zusammengebaut wird der Bolide dann in Belgien. «Wir sind alle sehr aufgeregt, dabei zu sein. Es ist eine große Herausforderung. Wir wissen, dass es nicht einfach wird. Wir sind sehr fokussiert, alles richtig zusammenzubekommen», sagte Vosse.

Die Zusammenarbeit mit Audi laufe sehr gut, so wie er es erwartet habe. Er kennt Audis Motorsportchef Dieter Gass bereits eine halbe Ewigkeit, außerdem ist WRT seit Jahren im GT-Bereich ein Audi-Kundenteam. Trotzdem: Was Ziele betrifft, hält sich Vosse zurück. «Die werden wir dann festlegen, wenn wir wissen, wer alles dabei ist, wie das Auto ist. Im Moment wissen wir gar nicht, wo wir stehen.» Am Mittwoch ist WRT zumindest ein bisschen schlauer. Schwer beschäftigt wird Vosse dann immer noch sein.


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