Erzbergrodeo 2015: Das extremste Rennen aller Zeiten

Von Andreas Gemeinhardt
Das Red Bull Hare Scramble 2015 am Erzberg stellte alles bisher dagewesen in den Schatten und sorgte mit nur fünf Fahrern im Ziel für das dramatischste Rennen in der 21-jährigen Geschichte.

Alfredo Gomez, Jonny Walker, Graham Jarvis und Andreas Lettenbichler landeten beim denkwürdigen Red Bull Hare Scramble Erzbergrodeo 2015 gemeinsam auf dem geteilten ersten Platz, Mario Roman Serrano wurde als Zweiter gewertet.

Kurz nachdem im Talkessel des Erzbergs um 12 Uhr Mittag die Startflagge geschwenkt wurde, war das Rennen für den Mitfavoriten und fünffachen Erzbergsieger Taddy Blazusiak bei seiner Rückkehr an die Stätte des Triumphs leider auch schon wieder zu Ende. Bei der ersten Steilauffahrt touchierte er seinen Teamkollegen Jonny Walker leicht und wurde dann mehr oder weniger von dem eigenen Motorrad ausgeknockt.

Walker konnte sich daraufhin mit seiner KTM 300 EXC etwas absetzen und lange sah es nach dem wiederholten Start-Ziel-Sieg aus. Kurz nach Checkpoint «Carls Dinner» wurde der junge Brite aber von Graham Jarvis und dessen Teamkollegen Alfredo Gomez ein- und überholt, bis sich das Trio gemeinsam in der neue Sektion «Downtown» vor unvollendeten Tatsachen wiederfand. Nur mit vereinten Kräften und der Mithilfe von KTM-Werksfahrer Andreas Lettenbichler, der aufgrund der Unfahrbarkeit des Abschnitts ebenfalls aufschließen konnte, sowie der Streichung des Abschnitts «Lazy Noon» durch den Veranstalter, schafften es die vier gerade noch vor Ablauf der Maximalzeit von vier Stunden ins Ziel.

«Diesmal war alles etwas anderes als sonst», meinte Jonny Walker: «Wir mussten uns zusammen hochziehen. Natürlich will jeder den Sieg für sich, heute war es alleine aber nicht möglich.» Der Veranstalter Karl Katoch ergänzte: «Der Berg hat heute seine Muskeln gezeigt. Ich verspreche aber, dass es im nächsten Jahr nicht so hart sein wird.»

Andreas Lettenbichler sagte: «Unglaublich wie hoch der Level in diesem Jahr mit allen Topfahrern am Start war. Die Track-Manager haben uns heute aber glaube ich zu viel zugetraut. Wenn neben dem eigenen Teamkollegen auch die direkten Konkurrenten nicht mehr weiterkommen, hilft man sich natürlich gegenseitig. Wir haben dann gemeinsam beraten, nachdem wir diese extreme Passage zusammen irgendwie geschafft hatten, wie wir weiter machen. Alleine hätte es keiner bis ins Ziel geschafft, darum war für uns vier klar, dass wir auch nur gemeinsam das Rennen beenden können.»

Nicht ins Ziel kam die ambitionierte deutschsprachige Verfolgergruppe um den besten Österreicher Lars Enöckl, der sich mit der viertschnellsten Zeit im Prolog für das Hare Scramble qualifizierte. Der KTM-Entwicklungsfahrer wurde wie die beiden Deutschen Philipp Scholz und Manuel Lettenbichler disqualifiziert, weil sie sich in Carls Dinner vom Helm befreiten, um dem drohenden Hitzekollaps zu entrinnen.

«Es war ein sehr dramatischer Renntag für alle», bemerkt KTM-Teammanager Alex Doringer. «Bei Downtown haben wir Wasser gesammelt um Motorräder und vor allem die Fahrer irgendwie zu kühlen. Wir haben auf sie eingeredet, das sie es heute nur gemeinsam ins Ziel schaffen können und darauf gehofft, das der Veranstalter eine faire und sportliche Lösung für alle findet, großer Respekt wie diese Ausnahmesituation von allen Beteiligten und dem Team rund um Karl Katoch gelöst wurde. Der einzige Wehrmutstropfen heute war der frühe Ausfall von Taddy Blazusiak, aber er ist Profi genug um auch solche Dinge wegzustecken.»

Heinz Kinigadner (Motorsportberater KTM Factory Racing): «Der Erzberg wurde in diesem Jahr dem Ruf als härtestes Hard-Enduro-Rennen wieder einmal gerecht. Schön, dass die Fahrer ihren sportlichen Ehrgeiz diesmal hinten angestellt haben und es vier faire Sieger geben konnte. Schade, dass es nicht zum Duell mit Taddy gekommen ist, den ich bin mir sicher auch er hätte es heute bis ins Ziel geschafft. Bis auf Kopfweh und Nackenschmerzen ist er aber soweit OK und sitzt schon wieder im Auto Richtung auf Richtung Flughafen für die Heimreise nach Spanien.»

«Besonders freute es mich für Letti, der sich den Sieg nach den vielen Podiumsplatzierungen längst verdient hat. Lange hatte es auch den Anschein, dass Robbie Maddison, mit dem ich das Rennen gemeinsam verfolgt habe, sein Teilnahmeversprechen für nächstes Jahr einhalten wird. Mit Fortdauer des Rennens und der Dramatik, hat er seine Aussage aber schon leicht revidiert und man darf jetzt schon gespannt sein auf 2016.»

Ergebnis Red Bull Hare Scramble Erzbergrodeo 2015
1. Alfredo Gomez (E), Husqvarna, 3:58,25 Stunden
1. Jonny Walker (GB), KTM, + 0 Sekunden
1. Graham Jarvis (GB), Husqvarna, + 0 Sekunden
1. Andreas Lettenbichler (D), KTM, + 0 Sekunden
2. Mario Roman Serrano (E), KTM + 31 Sekunden

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