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Peter Sauber: Eine Gratwanderung kurz vor dem Absturz

Von Andreas Reiners
Peter Sauber

Peter Sauber

Für Peter Sauber schließt sich ein Kreis, in gewisser Weise. Auch wenn das nur Zufall ist. Der frühere Sauber-Besitzer wird beim Saisonauftakt der Formel 1 Urlaub in Südafrika machen.

Dort, wo der Schweizer Rennstall vor 25 Jahren sein erstes Rennen in der Königsklasse fuhr. «Da haben wir in Kyalami unser erstes Rennen bestritten. Da hat unser Formel-1-Abenteuer begonnen. Und jetzt ist Sauber 25 Jahre dabei», sagte Sauber dem «Blick» nicht ohne Stolz.

«Große Namen sind gekommen und verschwunden. Mehr als 20 Teams haben kapituliert. Lotus, Tyrrell, aber auch Konzerne wie Toyota und BMW. Ich bin stolz darauf, dass wir ein Vierteljahrhundert geschafft haben», sagte er. Auch wenn er nicht mehr dabei ist, nachdem er im vergangenen Jahr sein Lebenswerk verkaufen musste.

2016 ging Sauber-Holding (mit dem Rennstall Sauber Motorsport AG) zu hundert Prozent in den Besitz der Schweizer Investmentfirma Longbow (Langbogen) über. Während Firmengründer Peter Sauber keine Rolle mehr im Rennstall spielt, ist Monisha Kaltenborn zwar nicht mehr Teilhaberin, aber weiterhin Teamchefin. Das Team gehörte zuletzt zu zwei Dritteln Peter Sauber und zu einem Drittel der gelernten Juristin Kaltenborn.

Danach zog sich Sauber komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Um die Trennung von seiner Firma zu verarbeiten. Mit Kaltenborn hat Sauber nur noch selten Kontakt, wohl aber zu einigen Mitarbeitern. «Man muss loslassen können. Es ist ein Prozess, loszulassen. Das geht nicht von heute auf morgen und es ist auch nicht einfach. Man erwacht immer noch nachts. Und es läuft ein Film ab, den man nicht sehen will», sagte Sauber, den der Überlebenskampf seines Rennstalls viel Kraft gekostet hat.

«Wir haben uns von Ast zu Ast gehangelt. Es war eine Gratwanderung, bei der ein Absturz immer möglich war. Das waren für das ganze Team drei sehr schwere Jahre. Und für mich eine extrem belastende Situation mit vielen unangenehmen Begegnungen und Telefonaten», sagte er.

Einen Formel-1-Rennstall in der Schweiz zu betreiben, war von Anfang an sowieso «ein vernünftiger Schritt in die Unvernunft», wie Sauber den Schritt vom Mercedes-Partner in der Sportwagen-WM in den Grand-Prix-Sport mal bezeichnete. Aber nach dem Einstieg 1993 wurde Sauber zu einem vorbildlichen Privatteam, 2001 wurde der vierte WM-Rang erobert.

Ende 2005 übernahm der Autohersteller BMW die Mehrheit an Sauber, Peter Sauber sah seine Mitarbeiter in besten Händen und den Standort Hinwil als gerettet. Doch dann der Schock: BMW stieg auf Ende 2009 aus der Formel 1 wieder aus – obschon der Rennstall 2007 WM-Zweiter und 2008 WM-Dritter wurde. Der Vorstand glaubte nicht mehr an die Nachhaltigkeit der Formel 1.

War es denn ein Fehler, dass er Sauber 2009 für viel Geld von BMW zurückkaufte? «Rein unternehmerisch und wirtschaftlich betrachtet ganz sicher. Aber ich würde es wieder tun. Ich bereue nichts. Vor allem, weil jetzt eine Lösung gefunden wurde. Für die Firma und für die vielen Mitarbeiter. Ich habe damals die Arroganz von BMW zu spüren bekommen. Die hätten den Laden dichtgemacht», sagte Sauber.

Der Laden läuft nach all den Turbulenzen der vergangenen Jahre immer noch, wenn auch mit sportlichen Problemen. In der vergangenen Saison hangelte man sich mit Glück an Manor vorbei und landete auf dem zehnten Platz, mit dem Sauber nun den letzten Rang in der Boxengasse belegt. «Bei der Entwicklung des neuen Autos für die Saison 2017 ist die Zeit zwischen Mai und September 2016 sehr wichtig. Und damals fehlten die Mittel», sagte er.

Sauber will sich dann auch auf keine konkrete Prognose festlegen, aber optimistisch klingt er nicht. «An wem will man vorbei? Ich weiß nicht, was für Vorstellungen man in Hinwil hat. Aber ich hoffe, dass es gelingt, das eine oder andere Team zu überholen.»

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