Ayrton Senna: So wird der König von Monaco geehrt

Von Mathias Brunner
​1987 gewann Ayrton Senna seinen ersten Grossen Preis von Monaco. In unterschiedlicher Form werden an diesem Wochenende die Erfolge des Königs von Monaco (sechs Siege) gewürdigt.

Ich habe viele Renngrössen nie fahren gesehen: Tazio Nuvolari nicht, die Silberpfeilhelden der 30er Jahre nicht, keinen Bernd Rosemeyer, keinen Rudolf Caracciola. Ich kenne den gelassenen Fahrstil von Juan Manuel Fangio nur aus alten Filmen, Jim Clarks Überlegenheit nur aus der Konserve, und als sich Jackie Stewart und Emerson Fittipaldi um die WM-Titel balgten, ging ich zur Grundschule, ein Junge aus bescheidenen Verhältnissen, der von der Formel 1 träumte. Monaco war für mich ungefähr gleich weit weg wie der Mond.

Dafür habe ich Ayrton Senna fahren gesehen.

1987 eroberte Ayrton Senna hier am Mittelmeer seinen ersten Sieg beim Grossen Preis von Monaco. Dreissig Jahre später ist der Brasilianer – für viele der grösste aller Formel-1-Fahrer – noch immer präsent. Kein Fahrer hat den Monaco-GP öfter gewonnen als Ayrton, sechs Mal. Bis heute sind an den GP-Rennstrecken Senna-Hemden zu sehen und blaue Kappen, sein rotweisser McLaren-Honda ist zur Ikone geworden.

Ich war bei seinem ersten GP-Triumph dabei (im strömenden Regen von Estoril 1985), bei seinem grössten Sieg (in der Sintflut von Donington Park 1993) – und bei der vielleicht fabelhaftesten Trainingsrunde, die je ein Grand-Prix-Fahrer gezeigt hat, in Monte Carlo 1988.

Es gehört zum Mythos Monaco, dass Senna hier etwas vollbrachte, was mit normalem Formel-1-Fahren nichts zu tun hat, wenn man beim Bändigen eines GP-Renners im Leitschienenkanal von Monte Carlo überhaupt von Normalität sprechen kann. Der Brasilianer hat das Qualifying in Monte Carlo 1988 als «meine intensivste Erfahrung in der Formel 1» beschrieben, «ein Gefühl, wie ich es nie wieder erleben durfte». Er sprach davon, dass Körper und Geist voneinander getrennt waren, dass er sich gewissermassen selber beim Fahren zusah.

Der Brasilianer sagte später, und die Berichterstatter hingen an seinen Lippen: «Ich hatte bereits die Pole, um eine halbe Sekunde, aber ich fuhr immer schneller, eine Sekunde vor meinen Gegnern, dann fast eineinhalb Sekunden. Ich fuhr nur noch nach Instinkt, ich war in einer anderen Dimension, wie in einem Tunnel, jenseits von bewusstem Verständnis. Ich bin ausgestiegen und habe meinen Jungs gesagt: Das ist das Maximum, es gibt keinen Raum, um noch schneller fahren zu können. Dieses Gefühl habe ich nie wieder erreicht.»

Am Schluss lag Senna 1,427 Sekunden vor Alain Prost – im gleichen 1988er McLaren. Das war Fahrkunst in einer anderen Dimension.

30 Jahre nach dem ersten Sieg von Senna auf dem traditionsreichsten aller Strassenkurse (damals im gelben Camel-Lotus) wird der grosse, der unvergessene Senna auf verschiedene Art und Weise gewürdigt.

Bianca Senna, die Nichte des brasilianischen Superstars, ist nach Monaco gekommen. Zusammen mit dem Fürsten Albert II. von Monaco enthüllte sie am Fairmont-Hotel (dem früheren Loews) Erinnerungs-Plaketten. Im Hotel selber wurde eine besondere, 90 Quadratmeter grosse Suite eingerichtet, die nicht nur den Namen Senna trägt, sondern die auch mit Bildern und Memorabilien geziert ist. Ein Bild zeigt Senna in seinem Lotus 99T, das Gemälde ist von ihm signiert worden.

Ein Teil der Hoteleinnahmen für die Zimmermiete geht direkt an die Senna-Stiftung. Das «Instituto Ayrton Senna», im November 1994 gegründet, unterstützt zahllose verschiedene Projekte in mehreren brasilianischen Staaten. Preis für vier Tage Mindestaufenthalt in der Senna-Suite am GP-Wochenende: 69.900 Euro. An einem normalen Wochenende ist die Suite für 1500 Euro zu haben.

Bianca Senna, die heute als Direktorin der Stiftung arbeitet: «Das ist ein emotionaler Moment für die ganze Familie. Prinz Albert ist ein grosser Fan meines Onkels, und ich bin sehr stolz, dass er uns mit seiner Anwesenheit beehrt für diese Feierlichkeiten.»

Vielleicht hat Albert auch einfach in Erinnerung, dass Senna aus lauter Freude über seinen Sieg 1987 der erste Pilot war, der sich traute, die Fürstenfamilie mit Champagner einzuschäumen.

Im edlen Yacht-Klub von Monaco und im Formel-1-Paddock Club sind am GP-Wochenende Memorabilien von Senna ausgestellt. An verschiedenen Verkaufsständen sind neu gestaltete Artikel mit dem berühtem Senna-S zu haben.

Der Mythos lebt weiter.

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