Martin Brundle: Lob für Vettel, Tadel für Räikkönen

Von Mathias Brunner
​Sky-GP-Experte Martin Brundle lobt nach dem Grossen Preis von Kanada Sebastian Vettel. Und er tadelt Kimi Räikkönen: «Ferrari muss langsam einsehen – Kimi ist am Ende seines Weges angelangt.»

Auch Martin Brundle weiss: Der Grosse Preis von Kanada war jetzt nicht der grosse Knaller. Der Formel-1-Experte der britischen Sky sagt in seiner Kolumne: «Das Rennen hat mich an ein Motto von Alain Prost erinnert. Der Franzose pflegte zu sagen: „Mein Job besteht darin, das Rennen zu gewinnen – und zwar so langsam als möglich.“ Damals aber hatten wir in der Formel 1 erheblich defektanfälligere Autos.»

Was dem 158fachen GP-Teilnehmer hingegen vorzüglich gefällt: «Wir reisen zu den Rennen, und es ist nicht klar, wer die Nase vorn haben wird. Lewis Hamilton drückte dem Rennen in Spanien seinen Stempel auf, Daniel Ricciardo war in Monaco unwiderstehlich, nun hat Sebastian Vettel mit Ferrari in Montreal triumphiert. Drei Rennen, drei Siege mit starken Leistungen von drei verschiedenen Stars in drei verschiedenen Rennwagen. Auch wenn Red Bull Racing gegen Ferrari und Mercedes als WM-Aussenseiter betrachtet werden muss: Um Siege mitreden können potenziell sechs Fahrer. Am Ende wird den Titel holen, wer in den 21 Rennen am wenigsten Fehler macht.»

«Kanada war deshalb nicht so interessant, weil wir Fahrer auf gleich hohen Niveau gesehen haben, die kaum Fehler machen und die in Autos sitzen, die weitgehend standfest laufen. Wenn wir vor solch einem Hintergrund keine Safety-Car-Phase erhalten, die das Geschehen ein wenig durcheinanderwürfelt, dann bekommen wir halt ein eher fades Rennen serviert. Ein Hinweis darauf war, dass die FIA eine dritte DRS-Zone einrichtete. Ich mag das System der verstellbaren Heckflügel ohnehin nicht. Es ist ein Heftplaster für einen Beinbruch.»

«Ich finde es immer ärgerlich, wenn ein Pilot zum Schluss des Rennens auf einmal Rekordrunden fährt. Wenn sie so schnell fahren können, warum haben sie es dann nicht schon früher getan? Ich will als Fan doch Teilnehmer sehen, die auf der letzten Rille ins Ziel kommen – Bremsen am Ende, Reifen zerschlissen, Tank fast leer. Und die Fahrer sollten schnaufen: „Gib mir fünf Minuten, ich muss mich erst mal erholen.“ Und was haben wir? Als die karierte Flagge zu früh fiel, meldete sich Vettel am Funk und klang so entspannt, als würde er sich in einer Zen-Klausur befinden.»

Kimi Räikkönen am Ende des Wegs

«Vor ein paar Rennen machte ich mir Sorgen um Ferrari. Sie schienen gegen Mercedes ins Hintertreffen zu rutschen. Aber nun liegt Seb wieder an der WM-Spitze, und in der Markenwertung konnten die Italiener näher an Mercedes rücken. Alle reden vom Motor, aber es sind viele kleine Verbesserungen, die sich auf der Stoppuhr bemerkbar machen und zu einer so dominanten Darbietung führen.»

«Ferrari muss sich Sorgen machen um Kimi Räikkönen. Ich weiss, wie beliebt der Finne ist. Aber nach einem Fehler in der Quali 30 Sekunden hinter Vettel ins Ziel zu kommen, mit dem gleichen Auto, das kann man nicht ignorieren. Aus meiner Sicht hat Kimi das Ende seines Weges erreicht. Er zeigt ab und an fabelhaften Speed, aber er kann Höchstleistung nicht mehr konstant abrufen. Und er unterstützt Vettel zu wenig. Der Markentitel ist Ferrari sehr wichtig. Wenn sie den holen wollen, brauchen sie im kommenden Jahr Ricciardo oder Leclerc.»

«Charles Leclerc ist aus dem richtigen Holz geschnitzt. Er fährt über den Möglichkeiten seines Sauber-Renners, so wie das früher Senna im Toleman tat oder Alonso im Minardi. Es hat mich tief beeindruckt, wie unberührt Leclerc in Spanien war, mit Alonso im Nacken. Er hat eine grosse Zukunft in diesem Sport, auch wenn er nicht unbedingt wie ein Racer aussieht, eher wie ein verwunderter Harry Potter.»

«Wir haben 2018 ein Startfeld aus drei Gruppen. Die Veteranen wie Alonso und Räikkönen, die soliden Mittelfeldler wie Grosjean oder Hülkenberg, und die jungen Löwen wie Verstappen, Leclerc oder Sainz. Wenn es zum nächsten Generationswechsel kommt, darf Ferrari den Zug nicht verpassen. Nur wissen wir auch: Ferrari geht selten das Risiko ein, junge Fahrer zu verpflichten.»

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