Johnny Herbert: «Das ist ja wie bei Schumacher»

Von Mathias Brunner
Paul Di Resta (links), Johny Herbert (Mitte) und Simon Lazenby von Sky

Paul Di Resta (links), Johny Herbert (Mitte) und Simon Lazenby von Sky

​Bei Benetton war Johnny Herbert Teamgefährte von Michael Schumacher. Der Brite weiss, wie es ist, wenn man sich dem Stallgefährten unterordnen muss. Was er in Sotschi erlebt hat, macht ihn wütend.

Der Vernunftsmensch versteht, wieso Mercedes in Russland zur Stallorder gegriffen hat. Aber Rennsport ist nicht nur eiskalte Vernunft, Racing, das ist in erster Linie Herz und Bauch, das sind Emotionen, und die kochten nach dem Rennen in Russland über. Viele Fans verliessen das Autodrom von Sotschi enttäuscht. Ihnen wurde verwehrt, den wahren Sieger zu sehen – Valtteri Bottas.

Der Finne durchlebt eine schwierige Saison: Pole auf dem Red Bull Ring, dann von seinem Silberpfeil im Stich gelassen. Im Frühling hatte er in Baku geführt und handelte sich einen Platten ein. In Frankreich wurde er von Vettel zur Seite bugsiert. Die Menschen mögen Bottas, weil er eine ehrliche Haut ist und weil er längst seinen vierten Saisonsieg verdient hätte. Aber der wurde ihm nun wegen der Stallorder vom Mercedes-Kommandostand verwehrt.

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert sagt: «Ich habe Stallorder immer schon verabscheut, das ist ja wie früher mit Schumacher und Barrichello bei Ferrari. Wir wollen einen Piloten sehen, der seine Pole-Position in einen Sieg umsetzt. Oder einen Fahrer, der sich von einer Position weiter hinten an die Spitze kämpft und so gewinnt. Heute haben wir das nicht erlebt, den Fahrern wurde die Entscheidung aus der Hand genommen. Für Lewis Hamilton ist das eine Kerbe am Bettpfosten, aber Freude wird er daran keine haben.»

«Ich kann jeden Fan verstehen, der wütend ist. Ich bin es auch. Aber so scheinen die Dinge in der modernen Formel 1 nun mal zu laufen. Für Mercedes ging es ums Optimieren des Ergebnisses, und das ist ihnen zweifellos gelungen. Racing ist das für mich nicht.»

Klar wird sich DTM-Mercedes-Fahrer Paul Di Resta nicht gegen eine Entscheidung seines Arbeitgebers stellen, und doch sagt der Schotte: «Eine solche Entscheidung ist schwierig zu akzeptieren. Solche Dinge werden weit vor einer Saison diskutiert, jeder Pilot weiss, was auf dem Spiel steht. Früher oder später kommt der Punkt in einer Saison, an welchem unpopuläre Entscheidungen getroffen werden müssen, und einer ist dann immer der Verlierer. Lewis Hamilton sieht aus wie ein Fahrer, der weiss – das ist doch gar nicht mein Sieg.»

«Der stärkere Eindruck ist für mich, wie sich die WM-Chancen von Ferrari im Laufe der letzten Rennen in Luft auflösen. Die ganzen Verbesserungen von Mercedes haben offenbar voll eingeschlagen, ich sehe bei Mercedes auch eine grössere Einheit. Das ist eine Überlegenheit wie sie früher auch bei Red Bull Racing zu sehen war.»

«Zwischen Hamilton und Bottas herrscht ein ganz anderer Respekt als zuvor zwischen Hamilton und Robserg. Lewis sieht Valtteri nicht als echte Bedrohung, das ist ganz anders als zuvor bei Nico. Gleichzeitig haben wir Toto Wolff, der dem Mercedes-Vorstand einen Titel liefern muss – egal wie.»

Johnny Herbert ergänzt: «Das mag sein, aber das ist für mich nicht die Essenz des Rennsports. Die lautet – der Beste soll gewinnen, das wollen die Fans sehen. Ich kann die Pfiffe der Fans hier gut verstehen. Sie haben erlebt, wie einem Piloten ein Sieg auf dem Silbertablett überreicht worden ist. Dafür kauft sich keiner eine Eintrittskarte. Das ist schlecht für den Sport.»

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