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Adrian Newey: Reue wegen Michael Schumacher

Von Mathias Brunner
​Technikgenie Adrian Newey hat eines der besten Rennbücher 2018 verfasst. In «Wie man ein Auto baut» verrät der 60jährige Engländer, dass er fast an der Seite von Michael Schumacher gearbeitet hätte.

Nur ein Mann ist in der Formel 1 noch erfolgreicher als Rekord-Champion Michael Schumacher, und der hat keinen einzigen Grand Prix gefahren: Adrian Newey. Der Leiter von «Red Bull Technology» war in 35 Jahren Formel 1 an zehn Fahrer-WM-Titeln beteiligt und an zehn Siegen im Konstrukteurs-Pokal. Seine Rennwagen haben mehr als 100 Rennen gewonnen. Newey hat mit «Wie man ein Auto baut» (im Original «How to Build a Car») eines der besten Rennbücher des vergangenen Jahres verfasst. Prädikat: überaus lesenswert.

Im Buch «Wie man ein Auto baut» spricht Star-Designer Newey sehr offen über seine Karriere. Der Engländer sagt dabei auch, warum er Ferrari einen Korb gab und dass er gerne mit Michael Schumacher gearbeitet hätte. «Wir waren drei Mal an einer Einigung ganz nahe», erklärt der Brite. «Zunächst in jener Epoche, als ich noch im IndyCar-Sport arbeitete. Als Ferrari sich dazu entschloss, ein IndyCar zu bauen, da sollte ich als Chefdesigner zu diesem Projekt stossen. Aber ich fand, das fühlt sich nicht richtig an, daher lehnte ich ab.»

«Etwas ernster wurde es, als mir der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt anbot, ab 1996 Technischer Direktor zu werden. Auf meinem Tisch lag das Angebot, bei Williams zu bleiben, ich hatte jedoch auch Offerten von McLaren und Ferrari. Ich habe wirklich lange nachgedacht, aber ich hatte zu jener Zeit eine junge Familie, also wollte ich in Grossbritannien bleiben.»

Statt Newey kam Ross Brawn zu Ferrari, der dann mit seinem früheren Benetton-Kumpel Schumacher zum Höhenflug ansetzte: Fünf WM-Titel mit Schumi in Serie, sechs Konstrukteurs-Pokale obendrein.

2014 gab es den dritten Anlauf von Maranello. Newey erzählt in seinem Buch, dass Ferrari ein finanziell beinahe unanstädig hohes Angebot gemacht habe, eine Gage wie für einen Filmstar, um genau zu sein. Sein bisheriges Gehalt, auch nicht mickrig, sollte glatt verdoppelt werden! Adrian Newey weiter: «Renault hinkte beim Turbo-Motor Ferrari hinterher, gegen Mercedes war der Rückstand beträchtlich, ein Ende der Misere war nicht in Sicht. Renault schien nicht gewillt zu sein, genügend finanzielle Mittel bereitzustellen, um das Problem zu lösen, was ich deprimierend und alarmierend fand. Red Bull ist mein Zuhause, ich habe mit Christian Horner das Team aufgebaut, aus der Asche von Jaguar zu vier WM-Titeln in Serie. Das wollte ich nicht so einfach aufgeben. Aber gleichzeitig wollte ich mir auch nicht vorkommen, als sei eine meiner Hände auf den Rücken gebunden – weil die Motorabteilung von Renault nicht in die Hufe kommt. Es war schwierig. Ich hatte wegen Ferrari einige schlaflose Nächte. Aber es fühlte sich einfach nicht richtig an, Red Bull zu verlassen.»

Newey hat mit grossen Piloten gearbeitet. Er bereut ein wenig, dass er den Grössten verpasst hat. «Es wäre fabelhaft gewesen, einmal mit Michael Schumacher zu arbeiten. Er war ein überragender Fahrer.»

In «Wie man ein Auto baut» erzählt der Brite ebenfalls, welche Inspiration zu den besten Rennwagen der Gegenwart führte, wie die Arbeit mit einigen der herausragendsten Formel-1-Fahrern gewesen ist und was so alles hinter den Kulissen ablief. Und das war eine ganze Menge.

Was mir an diesem Buch besondes gut gefallen hat: Der Formel-1-Fan erfährt Details, die ihm bislang verschlossen geblieben waren, der gelegentliche GP-Zuschauer staunt über die gewaltige Arbeit hinter dem Bau eines Rennwagens. Newey schafft mühelos den Spagat, den Technik-Fan zufrieden zu stellen, aber auch Leser, die mit Reifendruck, Abtrieb oder Windkanälen jetzt nicht auf du sind. Für viele Insider gilt Adrian Newey als der hellste Kopf der Formel 1. Nachdem wir dieses Buch gelesen haben, würden wir urteilen: Könnte gut sein.

«Wie man ein Auto baut» ist ein aussergewöhnliches Buch. Weil es Einblicke in die Psyche eines zurückhaltenden Menschen erlaubt, der zum Querdenken geboren ist, weil uns Newey zum Schmunzeln und Staunen bringt. Es ist selten, dass ein Motorsportbuch ein solches Spektrum abdeckt – von brüllend komisch bis beklemmend traurig.

«Wie man ein Auto baut» von Adrian Newey gibt’ für 28 Euro im Fachhandel oder direkt beim redbullshop

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