Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Kimi Räikkönen: Grosses Lob für Alfa Romeo-Sauber

Von Mathias Brunner
​Zuerst gab es Gekicher, als Sauber-Rückkehrer Kimi Räikkönen in der Installationsrunde von der Bahn rutschte. Dann blieb den Gegnern das Lachen im Halse stecken: Der Finne hielt lange die zweitschnellste Zeit!

Der bei Sauber in Hinwil (Schweiz) gebaute Rennwagen namens Alfa Romeo verblüfft. Ex-GP-Pilot Marc Surer sagt: «Es fällt auf, dass dieses Team beim Frontflügel eine ganz andere Philosophie verfolgt als die Gegner.» Einfach gesagt: Die Aerodynamiker von Alfa Romeo-Sauber wollen den Luftstrom innen an den Vorderrädern vorbeipressen, zuvor zielten die Frontflügel darauf, die Luft aussen an den Rädern vorbeizuleiten. Wir sehen viele zufriedene Gesichter bei Alfa Romeo-Sauber – die Erkenntnisse von der Rennstrecke bestätigen, was die Windkanaldaten versprochen hatten.

Aber wie sieht das alles für den Piloten aus? Kimi Räikkönen stellt sich am Abend den Fragen der Journalisten. Der inzwischen 39 Jahre alte Finne wirkt entspannter als in seinen Ferrari-Jahren, aber es ist noch immer glasklar: Medientermine sind für ihn so spassig wie eine Wurzelbehandlung.

Der Weltmeister von 2007 hielt nach dem ersten Ausrutscher lange die zweitschnellste Zeit, erst gegen Abend rutschte er in der Zeitenliste zurück, als einige Piloten weichere Reifen aufziehen und Sprit aus den Autos nehmen liessen. Den Rotweissen war das herzlich schnuppe: Alfa Romeo-Sauber verzichtet auf Zeiten für die Gallerie. Die Schweizer arbeiten lieber in Ruhe am Grundsätzlichen.

Kimi Räikkönen grummelt zum ersten Tag: «Das ist sehr gut gelaufen. Das erste Gefühl war schon am Filmtag in Fiorano gut und hat sich nun bestätigt. Die Jungs haben sehr gute Arbeit gemacht, die Basis stimmt. Aber wir stehen natürlich noch ganz am Anfang.»

Sauber-Teamchef Fred Vasseur meint: «Das war ein prima erster Tag für Alfa Romeo. Aber am ersten Tag ist jeder Weltmeister. Die Standfestigkeit stimmt, der Speed auch, wir dürfen wirklich zufrieden sein. Wir werden immer stärker, und es war eine grosse Ehre uns, dass wir nun als Alfa Romeo antreten.»

Kimi weiter: «Wir haben die Abstimmung fast nicht angerührt, wir wollten zunächst einmal Basisdaten gewinnen. Wir konnten unser Programm abspulen, alles hat funktioniert. Es fällt mir leicht, mit diesem Auto schnell zu fahren.»

Hatte der Finne einmal die Möglichkeit, mit der neuen Frontflügelgeneration einem Gegner zu folgen? «Nein, eigentlich nicht. Ich schloss zu einigen Rivalen auf, aber ich war nie nahe genug, um etwas Schlüssiges sagen zu können. Wir haben noch einige Testtage vor uns, das wird sich schon ergeben.»

Zu seinen 114 Runden mit einem neuen Auto meint Kimi: «Nicht übel für einen alten Mann, vielleicht etwas hart. Abgesehen von meinem Dreher könnte ich mich über nichts beklagen. Heute sind die Teams so gut vorbereitet, dass es keine Überraschung ist, mehr als hundert Runden zu fahren an einem ersten Tag. Das ist auch wichtig, weil jeder Fahrer nur vier Tage Tests hat, bevor es nach Australien geht. Ich bin auch froh, dass das Wetter mitspielt. Jetzt will ich übermorgen noch mehr fahren und das Auto besser kennenlernen.»

Zum Unterschied zwischen Ferrari und Alfa Romeo-Sauber meint Kimi: «Dieser Rennstall hier ist nicht ganz so gross, sonst merke ich keinen Unterschied. Gut, ich musste ein paar Leute kennenlernen, aber die Arbeit geht auch abseits der Rennstrecke prima. Ich war ja schon früher in anderen Rennställen beschäftigt. Normalerweise fällt mir das nicht schwer. Wir haben hier sehr gute Leute, und ich fühle mich sehr wohl.»

Nochmals Fred Vasseur: «Die Rundenzeiten interessieren mich heute nicht. Wichtig ist, dass wir unsere Arbeitspläne durcharbeiten und ein gesundes Fundament giessen. Wir haben einen klaren Plan für die Tests, da sind wir auf Kurs. Ich will nicht sagen, dass die Zeiten egal sind, aber letztlich weiss keiner, in welcher Ausführung die Anderen unterwegs ist. Wir achten erst später auf die Rundenzeiten.»

Was hat sich Vasseur für 2019 vorgenommen? «Ich will das nicht an einem bestimmten Platz aufhängen. Wir wollen solide in die Saison steigen und uns ständig steigern. Ich will das Team weiter aufbauen. Das ist nicht so ersichtlich wie die Leistungen auf der Strecke. Aber dieses Projekt ist auf viele Jahre ausgelegt, also muss auch dieser Teil stimmen.»

Was hat sich Kimi vorgenommen? «Ich will einfach das Beste aus dem Wagen und mir selber holen. Ich sehe keinen bestimmten Platz als Ziel. So lange wir das Maximum aus unseren Möglichkeiten machen, werden wir gute Ergebnisse erzielen, da bin ich mir ganz sicher.»

Barcelona-Test, 1. Tag (18. Februar)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,161 min (169 Runden)
2. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:18,558 (119)
3. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,159 (62)
4. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:19,426 (126)
5. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:19.462 (112)
6. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:19,464 (74)
7. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,944 (30)
8. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,127 (69)
9. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,135 (79)
10. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:20,980 (65)
11. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:20,983 (44)

Einsatzplan bei den ersten Wintertests

Ferrari
18./20. Februar: Sebastian Vettel (D)
19./21. Februar: Charles Leclerc (MC)

Red Bull Racing
18./20. Februar: Max Verstappen (NL)
19./21. Februar: Pierre Gasly (F)

Toro Rosso
18./20. Februar: Daniil Kvyat (RU)
19./21. Februar: Alex Albon (GB)

Haas
18. Februar: Romain Grosjean (F)
19. Februar: Kevin Magnussen (DK)
20. Februar: Romain Grosjean, dann Pietro Fittipaldi (BR)
21. Februar: Pietro Fittipaldi, dann Kevin Magnussen

McLaren
18./20. Februar: Carlos Sainz (E)
19./21. Februar: Lando Norris (GB)

Racing Point
18./20. Februar: Sergio Pérez (MEX)
19./21. Februar: Lance Stroll (CDN)

Mercedes-Benz
18. Februar: Valtteri Bottas (FIN) Morgen, Lewis Hamilton (GB) Nachmittag
19. Februar: Lewis Hamilton (Morgen), Valtteri Bottas (Nachmittag)
20. Februar: Valtteri Bottas (Morgen), Lewis Hamilton (Nachmittag)
21. Februar: Lewis Hamilton (Morgen), Valtteri Bottas (Nachmittag)

Renault
18. Februar: Nico Hülkenberg (D) Morgen, Daniel Ricciardo (AUS) Nachmittag
19. Februar: Daniel Ricciardo (Morgen), Nico Hülkenberg (Nachmittag)
20. Februar: Nico Hülkenberg (Morgen), Daniel Ricciardo (Nachmittag)
21. Februar: Daniel Ricciardo (Morgen), Nico Hülkenberg (Nachmittag)

Alfa Romeo-Sauber
18. Februar: Kimi Räikkönen (FIN)
19. Februar: Antonio Giovinazzi (I)
20. Februar: Kimi Räikkönen
21. Februar: Antonio Giovinazzi

Williams
Programm unklar

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