Aus für Mexiko-GP? Touristen-Zug statt Formel 1

Von Mathias Brunner
​War das der Todesstoss für den Mexiko-GP? Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador braucht Geld für den Touristenzug «Maya», die Veranstalter des Formel-1-Laufs erhalten wohl keine Finanzhilfe mehr.

Zum vierten Mal in Folge sind die Organisatoren des Grossen Preises von Mexiko ausgezeichnet worden: Der Autoverband FIA überreichte ihnen bei der Weltmeister-Gala einmal mehr den Pokal für das beste Rennen des Jahres 2018. Doch ist nach 2019 Schluss? Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador hat anklingen lassen: Die Veranstalter des überaus beliebten WM-Laufs auf der Traditionsstrecke Autódromo Hermanos Rodríguez werden über 2019 hinaus wohl keine staatlichen Zuschüsse mehr erhalten. Gut möglich, dass dies der Todesstoss für das Rennen bedeutet.

Der Grosse Preis von Mexiko ist ein echter Knaller: Gut 350.000 Menschen kommen jeweils zum GP-Wochenende, der Formel-1-Zirkus freut sich jedes Mal auf den warmherzigen Empfang an der Traditionsrennstrecke, die nach den Rennfahrerbrüdern Ricardo und Pedro Rodríguez benannt ist. Der Vertrag mit der Firma «Corporación Interamericana de Entretenimiento» (CIE), welche das «Autódromo Hermanos Rodríguez» umbaute und für die Durchführung des Rennens verantwortlich ist, dieser Vertrag läuft mit der Ausgabe 2019 aus.

Am 1. Dezember 2018 hat Andrés Manuel López Obrador (65) den bisherigen Staatspräsidenten Enrique Peña Nieto (52) abgelöst. Obrador hat einen rigorosen Sparplan vorgelegt und geht mit gutem Beispiel voran: Den staatseigenen Jet des Präsidenten hat er gleich mal zum Verkauf ausgeschrieben. Die Residenz des Präsidenten wird für Besucher zugänglich, um Geld in die Kasse zu spülen. Obrador hatte im Wahlkampf angekündigt, dass künftig sorgfältig geprüft werde, welche Veranstaltungen durch öffentliche Gelder gefördert werden sollen. Obrador findet: Mexiko hat weissgott andere Prioritäten als ein Autorennen.

CIE hat angekündigt, bald Verhandlungen mit Chase Carey für einen neuen Vertrag aufnehmen zu wollen. Es ist nie veröffentlicht worden, wie viel Geld der Staat zur Antrittsgebühr der Mexikaner beiträgt. Angeblich hatte der frühere Serien-Promoter Bernie Ecclestone eine Gebühr von 30 Millionen Dollar ausgehandelt. Es gehörte zu den Verträgen desEngländers, dass sich diese Gebühr um jedes Jahr erhöht, jeweils um fünf Prozent. Das heisst: Wären 2015 30 Millionen bezahlt worden, so sind für 2019 36,4 Millionen fällig.

Andrés Manuel López Obrador hat sich nicht dazu geäussert, wie viel Geld die Regierung für die Formel 1 aufwendet. Mexikanische Medien siedeln das finanzielle Engagement im Bereich von 20 Millionen Dollar an. Dieses Geld benötigt AMLO, wie er in Mittelamerika griffig genannt wird, für etwas ganz Anderes: Der Präsident braucht Geld für den so genannten «Maya Train», Eisenbahnlinien von mehr als 1600 Kilometern Länge, welche die weltberühmten archäologischen Stätten des Landes mit den Touristenzentren verbindet. Der Bau dieser Zugverbindungen wird mehrere Milliarden verschlingen.

Andrés Manuel López Obrador: «Ich kenne den Formel-1-Vertrag nicht genau. Aber es gab Fälle, bei welchen Geld aus dem Budget für touristische Entwicklung abgezapft worden ist. Dieses Geld werden wir künftig für den Maya Train brauchen. Wir werden uns nun das Formel-1-Abkommen ansehen. Wir wollen Sportveranstaltungen weiter unterstützen, aber Verschwendung wird es nicht geben.»

In den kommenden Wochen wird eine Delegation der Firma «Corporación Interamericana de Entretenimiento» (CIE) bei Andrés Manuel López Obrador vorsprechen. Dann sind Gespräche mit Formel-1-CEO Chasey Carey und -Geschäftsleiter Sean Bratches geplant. Die CIE-Leute werden darauf hinweisen, wie viel Geld der Grand Prix ins Land spült und wie wichtig der WM-Lauf ist, um das Land Mexiko in die globale Auslage zu stellen.

Ob das reicht, um das Rennen zu behalten, wird in mexikanischen Medien stark bezweifelt.

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