Mick Schumacher in Barcelona: Zwei Unfälle, nur 15.

Von Mathias Brunner
​Formel-2-Wochenende für Mick Schumacher, auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya: Von einem Rivalen gerammt, platter Reifen, Dreher, Aufholjagd, noch eine Kollision, null Punkte. Nicholas Latifi siegt.

Mick Schumacher wusste vor dem Hauptrennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya: Alles steht und fällt mit den Reifen. In seiner Medienrunde vom Donnerstag hatte der Formel-3-Europameister das so umrissen: «Wenn du in der Formel 2 zu hart fährst, dann brechen dir zum Ende des Rennens die Reifen ein, und du wirst in den letzten drei Runden gnadenlos durchgereicht. Also gibt es Phasen, in welchen du eben vorsichtig fahren musst.»

Das Hauptrennen in Spanien: 37 Runden oder 60 Minuten, was zuerst abgelaufen ist. Startplatz 10 ist auf dieser Bahn keine berauschende Aussicht, denn das Pistenlayout begünstigt keine grandiosen Aufholjagden. Schumacher wusste aber vor dem Start: Mindestens einer der neun Rivalen vor ihm würde Fehler machen, mindestens einer würde seine Reifen überfordern. Weil das in der Formel 2 immer so ist. Daher war ein durchaus realistisches Ziel für den 20-Jährigen ein Platz um 6 oder 7 herum.

Beim Start kam Latifi besser weg, aber noch besser machte es der Chinese Gyuanyu Zhou, der prompt in Führung ging. Dann Gelb! Der lausig gestartete Ghiotto wurde von Boccolacci von der Bahn geräumt, während Giuliano Alesi im Kiesbett landete. Die Fans wussten überhaupt nicht mehr, wo hingucken.

Schreck für die Schumacher-Fans: Platter Reifen rechts hinten am Wagen des Deutschen, er schlich zur Box zurück, um sich neue Reifen abzuholen. Zeitlupenaufnahmen zeigten – im Zweikampf schlitzte der Frontflügel von Matsushita den rechten Hinterreifen von Mick auf, der konnte einen Dreher nicht verhindern, aber immerhin vermeiden, komplett ins Kiesbett zu trudeln. Schumacher musste nach dem Reifenwechsel als 18. dem Feld hinterherjagen.

Die Reihenfolge, als die Gelbphase zu Ende ging: Zhou vor Latifi, De Vries, Aitken, Ilott, Matsushita, Boschung, Mazepin und Bösewicht Boccalacci, Schumacher 22 Sekunden hinter Leader Zhou und 17 Sekunden hinter Platz 10, aber natürlich schon mit einem Stopp.

Die Rennkommissare sahen sich inzwischen den Rammstoss von Boccalacci genauer an. Der frühere GP2-Champion Davide Valsecchi: «Das muss eine Strafe geben.» Das fanden die Kommissare auch – Durchfahrtstrafe für den Franzosen.

Schumacher fuhr als 18. Rundenzeiten, drei Sekunden schneller als die Spitze. In Runde 7 kamen die Spitzenfahrer an die Box, Zhou und Latifi, De Vries führte vor Aitken. Der Baku-Sieger machte mit dem Niederländer kurzen Prozess.

Schumacher weiter der schnellste Mann auf der Bahn, durch die Reifenwechsel seiner Gegner tauchte er nach acht Runden schon als Neunter auf.

Nach einer weiteren Welle von Reifenwechseln, darunter auch Leader Aitken, war Schumacher schon Sechster, aber, ganz wichtig, der erste jener Piloten, die schon einen Stopp hinter sich hatten! Mick lag als Sechster dreizehn Sekunden hinter Leader Boschung, aber zwölf Sekunden vor dem frühen Renn-Leader Zhou. Die grosse Frage: Wie lange würden diese Reifen halten?

McLaren-Reservist Sérgio Sette Camara räumte an der Einfahrt zur Boxengasse einen grünen Pistenpoller mit. Kurz darauf fuhr der Brasilianer auch zu schnell in der Boxengasse.

Die vier Fahrer von Schumacher – Ralph Boschung, Anthoine Hubert, Jordan King und Juan Manuel Correa – entschieden sich für eine andere Strategie: länger auf dem harten Pirelli draussen bleiben, später Wechsel auf die weiche Mischung. Mick zu diesem Zeitpunkt nur noch zwölf Sekunden hinter der Spitze.

GP3-Champion Hubert rückte immer näher an Boschung heran, während sich weiter hinten Mick Schumacher den US-Amerikaner Correa zurechtlegte. Doch Correa drängte Mick in Kurve 1 gnadenlos neben die Bahn, Mick fiel zurück und musste einen neuen Anlauf nehmen. Hubert nun klar schneller als Boschung, zu Beginn der 19. Runde war der Schweizer fällig, der Franzose war neuer Führender.

Mick Schumacher inzwischen wieder am Heck des Sauber-Nachwuchsfahrers Correa dran, nahe genug, um zu Beginn der 20. Runde vorbeizugehen, Mick also Vierter.

Nur: Im Reglement der Formel 2 ist regulärer Reifenwechsel vorgeschrieben (der nicht innerhalb der ersten sechs Runden passieren darf); zu Beginn des Rennens einen Platten zu ersetzen, gilt nicht als regulärerer Reifenwechsel, Mick würde daher nochmals reinkommen müssen!

Hubert führte souverän vor Jordan King (der bald das Indy 500 fahren wird), Ende der 25. Runde kam Boschung endlich an die Box, wo würde er sich einreihen? Antwort: Nur auf Rang 14. Das liess nichts Gutes erwarten für Mick Schumacher, der nun Dritter war.

Zehn Runden vor Schluss quetschten Hubert und King noch immer alles aus ihren alten Pirelli raus, Schumachers Reifen begannen nachzulassen, ein Stopp war für alle drei fällig. Schumacher erledigte das in Runde 29, dies kurz nach Kontakt zwischen Correa und Schumacher!

Meisterschafts-Leader Latifi setzte als Vierter (real Zweiter) Zhou unter Druck, Hubert vor King noch immer mit alten Reifen vorne. Der Kanadier Latifi übte sich hinter dem Chinesen Zhou in Geduld, der Williams-Reservist gegen den Renault-Nachwuchsfahrer. Zu Beginn der 31. Runde ging Latifi unwiderstehlich in Führung. Schumacher reihte sich auf Rang 13 ein, zwanzig Sekunden hinter dem zehnten Platz – vor allem aber mit kaputtem Frontflügel nach einem beinharten Duell mit Correa, also noch ein Stopp! Zudem ermittelte die FIA wegen der Kollision mit Correa. Mit diesem erneuten Boxenhalt war jede Hoffnung auf Punkte dahin.

Die FIA liess Schumacher und Correa vom Haken: keine weitere Strafe. Endlich hatten sich auch Hubert und King frische Reifen geholt – Hubert fiel nach einem langsamen Stopp zurück auf Platz 8, Jordan King war Zehnter.

An der Spitze liess Latifi nichts mehr anbrennen, er fuhr seinen dritten Saisonsieg locker nach Hause (Hauptrennen Bahrain, Spritrennen Baku, nun Hauptrennen Barcelona), damit baut er seine Führung in der Meisterschaft aus.

Nicholas Latifi: «Ich kann regelmässig üppig Punkte einfahren, aber euphorisch werde ich nicht, es sind noch 19 Rennen zu fahren! Aber dieses Rennen gibt mir weiter Zuversicht. So darf es weitergehen.»

Dahinter zeigten Zhou und Jack Aitken, ein weiterer Renault-Nachwuchsfahrer, ein packendes Duell um Rang 2, am Ende hatte der Korea-Engländer die Nase vorn, seine dritte Podestplatzierung in Folge nach dem Sieg in Baku und Rang 3 im Sprintrennen von Aserbaidschan.

Mick Schumacher wurde einsamer 15.

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