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Nach Tod Jules Bianchi: Ferrari-Akademie vor Umbau

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen

Jules Bianchi hätte 2016 Ferrari fahren sollen. Das Schicksal wollte es anders. Daraus entstanden Gerüchte, wonach Ferrari die Fahrer-Akademie schliesse. «Blödsinn», sagt Rennchef Maurizio Arrivabene.

Vor rund zehn Jahren entstand bei Ferrari die Idee der so genannten «Driver Academy» – junge Piloten sollen mit langjährigen Verträgen gebunden werden, um idealerweise eines Tages einen Formel-1-Piloten gewissermassen aus dem eigenen Garten zu erhalten.

Auslöser für die Idee war die Förderung von Felipe Massa – jahrelang war der Brasilianer auf seine Aufgabe bei Ferrari vorbereitet worden (als Testfahrer bei Ferrari, als Einsatzfahrer bei Sauber), warum nicht jüngere Fahrer früher schon fördern?

Jules Bianchi war der erste Rennfahrer, mit dem dieser Plan Früchte tragen sollte: der Südfranzose war für 2016, spätestens 2017 als Kimi-Räikkönen-Nachfolger bei Ferrari fest eingeplant, an der Seite von Sebastian Vettel. Bianchi hätte ab 2015 bei Sauber den letzten Feinschliff für den Schritt in eine Top-Team erhalten sollen, der Vertrag wurde im vergangenen Herbst unterzeichnet. Aber der Unfall im Grossen Preis von Japan in Suzuka vom 5. Oktober 2014 machte alles zunichte, am 17. Juli 2015 erlag Bianchi in Nizza seinen schweren Verletzungen.

Wenige Tage nach dem Tod von Biachi machte zum ersten Mal die Runde, Ferrari werde das Nachwuchsprogramm einstampfen. Am GP-Wochenende von Belgien kursierten erneut solche Geschichten, angeblich habe Teamchef Maurizio Arrivabene gesagt, es sei sinnvoller, das Geld eines solchen Programms in die Entwicklung des Fahrzeugs zu investieren.

«Blödsinn», sagt Arrivabene jedoch gegenüber den Kollegen der britischen Autosport: «Die Akademie wird ganz sicher das nächste Jahr fortgeführt und so lange, wie wir es können.»

Arrivabene lässt anklingen, dass wir Ferrari die Zusammensetzung des Nachwuchskaders verändern könnte: «Am Ende der Saison werden wir entscheiden, welche Fahrer bleiben, welche dazukommen, welche gehen müssen.»

Ferrari-Akademie: Überschaubarer Erfolg

Jules Bianchi war der erste Akademie-Fahrer, er wurde 2009 aufgenommen, damals fuhr der Schlacks aus Nizza in der Formel 3.
Es folgten einigen Piloten, die aus unterschiedlichen Gründen wieder aus dem Programm ausschieden: Die Italiener Mirko Bortolotti und Daniel Zampedri, Sergio Pérez, der einen Ferrari-Vertrag beendete, um bei McLaren sein Glück zu versuchen, der Franzose Brandon Maisano.

Heute besteht die Akademie aus vier Piloten: Lance Stroll wurde 2010 als Kartfahrer unter Vertrag genommen, damals noch nicht einmal ein Teenager. Der Kanadier, Sohn des steinreichen Bekleidungs-Industriellen Lawrence Stroll, fährt gegenwärtig in der Formel-3-EM für Prema, wo sich sein Vater eingekauft hat. Der Junge hat ohne jeden Zweifel Talent, kann aber auch ungestüm sein – in Belgien löste er eine Highspeed-Massenkarambolage aus und wurde dafür von den Rennkommissaren für ein Rennen gesperrt. Stroll liegt in der Europameisterschaft derzeit auf dem siebten Zwischenrang.

Der in Zürich geborene Raffaele Marciello (20) wurde wie Stroll 2010 ins Nachwuchsprogramm aufgenommen und bestreitet 2015 seine zweite Saison in der GP2. Im vergangenen Jahr wurde er Gesamtachter, gegenwärtig liegt er auf Zwischenrang 7. Marciello hat in diesem Jahr für Sauber und Ferrari getestet.

Der Italiener Antonio Fuoco (19) liegt auf dem siebten Zwischenrang der GP3-Serie. Sein erster Test mit Ferrari auf dem Red Bull Ring endete mit Schrott. Er war vor zwei Jahren ins Ferrari-Kader berufen worden.

Guanyu Zhou (16) schliesslich bestreitet seine erste Saison als Autorennfahrer – in der italienischen Formel 4 liegt der Chinese auf Rang 2, in der deutschen Formel 4 auf Rang 15.

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