Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Monza: Zeigt Renault Motorentrick von McLaren-Honda?

Von Mathias Brunner
Arbeit im Motorenwerk

Arbeit im Motorenwerk

Drei von vier Red-Bull-Fahrer werden zum Monza-GP-Wochenende hin einen neuen Motor erhalten. Noch ist eine Reglementslücke nicht geschlossen. Nutzt das Renault aus?

Es ist bestätigt: Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz sowie die beiden Red Bull Racing-Fahrer Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat werden zum Monza-GP-Wochenende hin frische Motoren erhalten – damit müssen sie in der Startaufstellung um mindestens zehn Ränge zurück. Um wieviele Ränge genau, das steht bis zum Bericht von FIA-Technikpolizist Jo Bauer sowie der offiziellen Stellungnahme der Monza-Rennkommissare noch nicht fest.

Die Denke bei Red Bull: lieber in Monza ein frischer Motor, wo Ränge gutgemacht werden können, als beim darauf folgenden Rennen in den Strassen von Singapur.

Die Renault-Fahrer sind in einer ähnlichen Situation wie die Honda-Piloten Fernando Alonso und Jenson Button vor dem Belgien-GP: zu viele benutzte und kaputte Motoren, zu viele ausstehende Grands Prix, um über die Runden zu kommen.

Also macht in Monza die Runde: Renault könnte den gleichen Trick versuchen wie es McLaren und Honda in Belgien taten – nicht nur einmal wechseln, sondern gleich zwei Mal.

Motorentrick: So funktioniert es

Für Belgien hatte Honda bekanntlich Version 3 des 2015er V6-Turbomotors vorbereitet – die Verbesserungen konzentrieren sich auf den Verbrennungsmotor, unter anderem mit neuem Zylinderkopf. Die Techniker wollen mit diesen Verbesserungen ihre Stars Fernando Alonso und Jenson Button leistungsmässig auf das Niveau von Ferrari bringen – was letztlich nicht funktioniert hat, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Mit dem 2016er Motor (Version 4) will Honda auf Augenhöhe mit Weltmeister Mercedes antreten. Das bedeutet: Version 3 ist die letzte Ausbaustufe für dieses Jahr. Doch mit nur einem Motor pro Fahrer lässt sich kaum die komplette zweite Saisonhälfte aus neun GP-Wochenenden zurücklegen, selbst wenn die neuen Einheiten klaglos gelaufen wären. Honda brauchte also für Alonso und Button mehr Motoren.

Die Japaner nutzten nun geschickt eine Lücke im Reglement: die Regel ist nämlich abgesetzt worden, wonach eine nicht völlig abgesessene Strafe (wie die 25 und 30 Ränge zurück für den Spanier und den Engländer, wir haben ja nur 20 Autos im Feld) im Rennen abgesessen werden muss. Etwa in Form einer Durchfahrtsstrafe im Grand Prix oder einer Stop-and-go. Das gibt es nicht mehr.

Ergebnis: Honda wechselte noch einmal, das setzte erneut eine Strafe, ingesamt nun 105 Ränge, aber weiter nach hinten als in die letzte Startreihe kann man die McLaren-Fahrer nicht verbannen. Nochmals zu wechseln, das war ziemlich clever, um für die neun Rennen von Belgien bis Abu Dhabi mit nunmehr zwei Aggregaten pro Pilot vielleicht über die Runden zu kommen.

Beim Autoverband FIA war man machtlos, aber glücklich sind die Verantwortlichen nicht. Gegenüber den Kollegen von auto motor und sport sagt Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte und Starter in der Formel 1 sowie Ansprechpartner der Teams in Reglementsfragen: «Wir hatten diesbezügliche Bedenken gegenüber der Strategiegruppe geäussert. Wir kamen dann aber zum Schluss, dass die andere Lösung, mit zusätzlichen Strafen im Rennen, dem Sport noch mehr schadet. Natürlich war das Reglement in gutem Glauben geschrieben worden und nicht als Steilpass für das Vorgehen von Honda gedacht.»

Bei der FIA wird nun daran gearbeitet, diese Lücke im Reglement zu schliessen. Es ist aber nicht klar, ob dies noch in der laufenden Saison passiert oder erst im Hinblick auf die Saison 2016.

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