Nico Hülkenberg: Kopfschutz? Lieber den von Red Bull

Von Mathias Brunner
Die Monaco-Reisegruppe auf dem Weg nach Sotschi

Die Monaco-Reisegruppe auf dem Weg nach Sotschi

​Nach sechs Einsätzen mit nur einer Punktefahrt (Nico Hülkenberg Siebter in Australien) soll in Russland für Force India alles besser werden. Der Deutsche sagt: «Wir können die Saison noch drehen.»
Nico, die Saison ist natürlich bisher nicht so verlaufen, wie ihr euch das vorgestellt hattet. Bist du zuversichtlich, dass bald bessere Zeiten kommen?

Ja. Weil wir einige Entwicklungen auf Lager haben, die bald am Wagen zu sehen sein werden. Darauf freue ich mich, denn die sollten uns sehr viel helfen. Ich weiss, dass das ein stattlicher Schritt vorwärts sein wird. Wo uns das gemessen an der Konkurrenz einordnen wird, das ist etwas schwieriger einzuschätzen. Aber ich habe jedes Vertrauen ins Team, dass wir zur Konkurrenzfähigkeit von der zweiten Saisonhälfte 2015 zurückfinden können.

Warst du überrascht davon, dass euer Auto an den ersten Rennwochenenden nicht so stark war?

Nein, darauf hatten mich schon die Erkentnisse aus den Wintertests vorbereitet. Aber wenn wir die bisherigen drei Rennwochenenden anschauen, dann ist auch festzustellen – vom Glück verfolgt sind wir nicht. Klar war Rang 7 in Melbourne nicht übel, aber die rote Flagge nach dem Alonso-Unfall kam für uns zum doofsten Zeitpunkt. In Bahrain dann Feindberührung schon in der ersten Runde. In China die Strafe wegen zu langsamen Fahrens, dazu eine Safety-Car-Phase, die für uns erneut zum dümmsten Moment kam. Es lief einfach nicht zusammen. Aber irgendwann wird diese Serie abreissen.

Jeder weiss, dass du kein Fan des Halo-Kopfschutzsystems bist. Was sagst du denn zur Lösung, die Red Bull Racing im ersten freien Sotschi-Training ausprobieren wird?

Ich habe ja auch nur Grafiken im Internet gesehen, aber ich finde die Lösung eleganter als den Halo. Insgesamt ist mir klar: Es ist unvermeidlich, dass ein solcher Kopfschutz kommt. Aber wenn ich dann die Wahl habe, dann ziehe ich die Red-Bull-Lösung vor.

Wir haben da ja eine Schutzscheibe zwischen den Streben. Was bedeutet das für Regen oder Öl?

Regen ist kein Problem. Die Geschwindigkeit des Autos lässt das Wasser abperlen. Öl ist eine andere Sache. Beim Sturzhelm haben wir ja Abreissvisiere, die wir bei Verschmutzung nach und nach abziehen können. So eine Lösung gäbe es vielleicht auch für die Scheibe, aber klar brauchst du dann einen Boxenstopp, um deine Mechaniker einen solchen Schutzfilm abziehen zu lassen. Darüber muss gesprochen werden.

Ist das 100. GP-Wochenende etwas Besonderes für dich?

Ja, das ist es schon. Es gibt schliesslich nicht viele Menschen auf der Erde, die eine solche Marke erreicht haben, das finde ich cool.

Was war dein Highlight?

Das war Brasilien 2012, als ich in Interlagos führen konnte. Die Art und Weise, wie ich den Grand Prix dort unter den gegebenen Bedingungen fahren konnte, das war schon sehr toll. Das war mein bestes Rennen, und da bin ich stolz drauf.

Wenn du für die nächsten 100 Rennwochenenden drei Wünsche frei hättest, was wäre das?

(Lacht.) Poles, Siege, Meisterschaft.

Wo ordnest du euch hier in Sotschi ein?

Schwer zu sagen. Auf eine Runde sehen wir nicht so schlecht aus, aber im Dauerlauf sind wir nicht so gut aufgestellt. Im Punkte zu machen, muss alles passen.

Was muss sich ändern, um im Renntrimm besser auszusehen?

Das Auto braucht mehr Abtrieb, und wir müssen den Reifenverschleiss in den Griff bekommen.

Ihr seid gestern mit einer ganzen Gruppe von Piloten gemeinsam nach Sotschi geflogen, nicht?

(Lacht.) Ja, die Monaco-Reisegruppe hat wieder zugeschlagen!

Wie geht es eigentlich ab, wenn ihr da unterwegs sind?

Das willst du gar nicht wissen! Nein, gestern war es eigentlich sehr gesittet. Alle haben sich benommen. Es war jedenfalls kein Flug, der in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Wer organisiert das jeweils?

Das ist unterschiedlich. Dieses Mal war es Jenson Button. Zuvor war es Nico Rosberg.

Bist du von den ganzen Halo-Befürwortern beschwatzt worden?

Nein, wir reden oft gar nicht über Motorsport. Es gibt ja auch genug andere Themen.

Ja genau, wer das nächste Abendessen bezahlt.

(Lacht.) Mein Vorschlag war ja in China, dass die fünf Topverdiener der Formel 1 das teilen sollen. Da hat Jenson neben mir gross geguckt – weil er auch dazu gehört.

Bernie Ecclestone hat sich zu Wort gemeldet und gesagt: Die Formel 1 bräuchte wieder einen Diktator wie ihn, damit sie funktioniert.

Er hat Recht. Wir haben zu viele Köche, die am Brei herumrühren. Es geht immer im Kreis, wir kommen kaum vorwärts.

Ist das 2017er Chassis-Reglement ein solcher Brei?

Das fängt schon damit an, dass niemand im Detail weiss, was die bedeuten. Breitere Autos, breitere Reifen, mehr Abtrieb, höre ich. Ich selber bin gar nicht überzeugt, dass wir alles brauchen. Ich fände es schon gut, wenn wir einfach dank breiterer Reifen mehr mechanischen Grip hätten. Dann wären wir auch schon drei Sekunden schneller.

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