Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Valentino Rossi: «Norick Abe hat mich motiviert»

Von Otto Zuber
Norick Abe

Norick Abe

Vor 25 Jahren legte Norick Abe einen sensationellen Wildcard-Auftritt in Suzuka hin. Grund genug, die ehemaligen Weggefährten und Rivalen des 2007 verstorbenen Talents zu Wort kommen zu lassen.

Als Norifumi «Norick» Abe vor 25 Jahren als Wildcard-Pilot zum Suzuka-GP von 1994 antrat, war der damals 19-Jährige noch ein Unbekannter. Doch das sollte sich im Verlauf des Rennens ändern, denn der Teenager kämpfte auf seiner Honda NSR 500 gegen Kevin Schwantz und Mick Doohan um den Sieg – bevor er drei Runden vor dem Fallen der Zielflagge stürzte.

Der Japaner holte übrigens den entgangenen Suzuka-500-ccm-GP-Sieg 1996 auf der Yamaha nach: Er siegte vor Alex Crivillé (Honda) und Scott Russell (Suzuki). Abe gewann zwei weitere 500-ccm-WM-Rennen – 1999 in Rio und 2000 in Japan. Er eroberte insgesamt 17 Halbliter-GP-Podestplätze – dreimal als Sieger, viermal als Zweiter, zehnmal als Dritter.

Seine Rennfahrer-Karriere fand am 7. Oktober 2007 ein jähes Ende, weil Abe bei einem Verkehrsunfall in Japan tödlich verunglückte, als ein Lkw vor ihm illegal wendete. Doch Abe bleibt unvergessen, wie seine früheren Wegbegleiter und Rivalen betonen. «Norick war ein netter Typ, auf und neben der Piste», erinnert sich etwa Sete Gibernau in einem Video auf «MotoGP.com». «Er war ein riesiges Talent. Eine Mischung zwischen Schwanz und Doohan. Wir sind gemeinsam in den Teams von Roberts und Wayne Rainey gefahren und haben viel Zeit gemeinsam verbracht. Seine Frau hat mich einmal gefragt: ‚Warum habt ihr Europäer alle so lange Beine?’ Norick hat sich gekrümmt vor Lachen...»

«Er hatte einen sehr seltsamen Fahrstil», bemerkte sein Förderer und Teamchef Kenny Roberts senior. «Ich habe ihn zum ersten Mal in Amerika gesehen. Ich wusste gar nicht, dass er ein Road Racer war. Ich hielt ihn für einen japanischen Dirt-Track Spezialisten. Ich versuchte ihm zu helfen, damit er seinen Fahrstil für die Road Races und die GP-Circuits umstellt. Aber er wollte davon nicht viel wissen. Er wollte einfach mehr riskieren als die anderen.»

«Es war immer spannend, gegen Norick zu fighten», räumt Kenny Roberts junior ein, der Weltmeister von 2000. «Er hat immer 100 Prozent gegeben und war dabei immer vollkommen fair. Es hat Freude gemacht, gegen ihn um die Wette zu fahren.»

Und Valentino Rossi gesteht: «Ich war und bin einer der grössten Fans von Norick. Ich habe immer noch ein Foto mit seinem Autogramm», erzählte Rossi. «Sein Rennen und sein Auftritt 1994 in Suzuka haben mir viel Motivation gegeben. Danach wollte ich unbedingt Motorradrennfahrer werden.»

«Ich kann mich glücklich schätzen, später noch Rennen gegen Norick bestritten zu haben», sagt Rossi. «Wir haben uns mehrmals bekämpft. in Jerez haben wir 2001 um den Sieg gekämpft. Ich habe knapp gewonnen... Ich habe viele einmalige Erinnerungen an Norick. Ich bin ihm auch zu dank verpflichtet, denn er hat viel zu meiner Begeisterung und Motivation beigetragen.»

«Norick war wirklich, wirklich schnell. Im Laufe des Rennens 1994 in Japan habe ich irgendwann eingesehen: ‚No way, ich kann diesen Kerl hier und heute nicht besiegen.’ Er war ziemlich weit vor mir, als ich ihn plötzlich im Kiesbett liegen sah. Er ist am Ende runtergeflogen», erinnert sich Kevin Schwantz.

Und Loris Capirossi schildert: «Ich bin in der Saison 1996 mit Abe bei Yamaha gefahren. Wir haben uns viel über die Bikes unterhalten. Er war immer guter Laune. Auch wenn die Resultate mal nicht gut waren, Norick hat immer gelächelt. Er war ein glücklicher Mensch.»

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