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Romano Albesiano (Aprilia): Mit Bradl erfolgreich?

Von Günther Wiesinger
Aprilia Racing kann Stefan Bradl vorläufig für 2016 keinen Vertrag anbieten. Aber Renndirektor Romano Albesiano traut dem Deutschen viel zu.

Das Aprilia Racing Team Gresini hat mit Stefan Bradl ein «permanent replacement» für den entlassenen Marco Melandri gefunden. Der 25-jährige Bayer trennte sich in der Sommerpause von Forward Racing, weil Teambesitzer Giovanni Cuzari (48) am 13. Juli wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung, Bestechung und Geldwäsche im Schweizer Kanton Tessin inhaftiert wurde, zwei Wochen später auch sein langjähriger Media-Action-Partner Mario Rezzi.

Forward gab vor einer Woche den Verzicht auf den Indy-GP bekannt, auch in Brünn wird wohl nicht gefahren, Leopard Racing wird als möglicher Investor und Übernahmekandidat genannt. Ob dieser Deal bis Silverstone (30. August) klappt, ist fraglich.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano sprach im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com über seine Ziele mit Stefan Bradl und die Aussichten auf eine Zusammenarbeit 2016.

Romano, du hast mit Stefan Bradl schon vor einem Jahr für die Saison 201?5 verhandelt. Jetzt hast du ihn als Ersatz für Marco Melandri verpflichtet. Was erwartest du von ihm bei den restlichen neun Rennen?

Ja, man kann sagen, dass Stefan ein Fahrer war, den wir von Beginn an für unser MotoGP-Projekt gewinnen wollten. Wir haben letztes Jahr kein Agreement für 2015 gefunden, blieben aber trotzdem immer in Kontakt.
Jetzt hat sich ?eine Chance ?zur Zusammenarbeit für die zweite Saisonhälfte ergeben. Wir haben sie genützt.

Es gab vor dem Teamwechsel keine Chance für Testfahrten. Wird sich Stefan Bradl rasch an die Aprilia gewöhnen? Wie schnell wird er mit der RS-GP zurechtkommen?

Ich denke, unser Motorrad unterscheidet sich stark von dem, das Stefan in den ersten Rennen gefahren hat. Aber unser Motorrad hat keine besonderen negativen Aspekte, es hat keine besonderen Schwachstellen.
Aber natürlich muss Stefan damit trainieren, es wird einige Zeit dauern, bis er das Bike versteht, bis er es «entdeckt» hat. Dafür wird er mehr als ein Rennen brauchen, ich rechne mit zwei.
Aber nach Indianapolis und Brünn werden wir sehen, welches Potenzial Stefan mit unserer Maschine hat.
Vom dritten Rennen weg könnte er ziemlich konkurrenzfähig sein.
Ich hoffe wirklich, dass wir gemeinsam erfolgreich sein werden. Stefan und Aprilia, wir brauchen beide Erfolg im zweiten Teil der Saison.

Alvaró Bautista war 16. im Qualifying in Deutschland, dann 14. im Rennen. Ist die Aprilia für langsame, kurvenreiche Strecken ein besseres Package als für schnelle Pisten wie Silverstone oder Sepang?

Das hängt in erster Linie von den «grip conditions» ab. Es hat weniger mit schnellen oder langsamen Pisten zu tun, eher mit der Frage, wie viel Grip wir finden können.

Bridgestone-Techniker Robert Kleinherenbrink meinte, beim neuen Aprilia-Chassis fehle es an mechanischem Grip?

Ja, ja, da stimme ich zu. Das ist eines der Probleme, das wir lösen ?müssen.

Stefan Bradl ist überzeugt, man könne dieses Problem mit Set-up-Änderungen aus der Welt schaffen.

Ja, sicher. Wir müssen jetzt viele unterschiedliche Set-up-Lösungen erproben. Wir haben auch viele neue Teile, die wir testen müssen. Rahmen, Schwinge, und so weiter. Aber wir werden diese Teile bei den ersten Rennen nicht mit Stefan testen. Er muss sich zuerst an das Motorrad gewöhnen.
Aber wir haben einige Optionen, mit deren Hilfe wir unsere Situation verbessern können.

Habt ihr weitere Technik-Updates für die nächsten Rennen geplant? Kommt beim Motor auch noch ein Upgrade? Oder konzentriert ihr euch bereits auf den neuen Werksmotor für 2016?

Wir haben eine neue Leistungsstufe für den Motor, die wir hoffentlich am Montag nach dem Brünn-GP testen können, auch mit Stefan.
Wenn sich dieses Upgrade bewährt, werden wir es in der zweiten Saisonhälfte noch bei einigen Rennen einsetzen.

Stefan Bradl wird an diesem Michelin-Test am Montag in Brünn teilnehmen?

Ja, bei allen unseren Tests.

Bei den ersten neun Rennen gab es immer deutliche Zeitabstände zwischen Bautista zu Melandri. In Sachsen lag Testfahrer Michael Laverty im Quali 0,9 sec hinter Bautista. Von Stefan Bradl erwartest du, dass er nach der Eingewöhnungsphase nahe an Bautista herankommt?

Ja, das Potenzial von Stefan ist sehr ähnlich ?wie das von Bautista. Ich denke, nach zwei Rennen sollte er sehr nahe an ?Alvaró herankommen. Das ist meine Meinung.

Die Bradl-Fans in Deutschland fragen sich, ob Stefan auch für 2016 eine Chance auf einen Aprilia-Werksvertrag hat. Aber Aprilia hat schon einen jüngeren Fahrer im Visier. Man spricht von Sam Lowes?

Ja, ich kann bestätigen, dass wir Stefan momentan für 2016 noch nichts anbieten können. Wir werden sehen... Wie ich gesagt habe: Wir sind nahe dran, einen jungen Fahrer zu verpflichten. Ja, das ist richtig.

Du hast mir beim Mugello-GP gesagt, du willst ein starkes Satelliten-Team für 2016 verpflichten. Gibt es da neben Iodaracing noch ein anderes Team, das in Frage kommt?

Gut, Iodaracing ist noch da. Die künftige Zusammenarbeit wird davon abhängen, welche finanzielle Stärke Giampiero Sacchi für 2016 aufbauen kann. Iodaracing ist eine Option. Aber wir arbeiten auch an anderen Optionen.

Es ist kein Geheimnis, dass Power Electronics-Teamchef Jorge Martinez eine enge Verbindung zu Aprilia hat. Er fährt jetzt mit Honda. Wird er zu Aprilia zurückkehren?

Dazu kann ich nichts sagen.

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