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Goubert (Michelin): «Reifenplatzer hat Konsequenzen»

Von Günther Wiesinger
Michelin-Rennchef Nicolas Goubert vermutet, Avintia sei bei Loris Baz mit zu geringem Reifendruck gefahren, deshalb sei der Hinterreifen am Dienstag explodiert.

Weil die Piste nach dem restlichen Regen noch feucht war, ging am dritten Tag des Sepang-MotoGP-Tests in Malaysia kein Fahrer auf die Strecke.

Fakt ist: Michelin lässt die MotoGP-Piloten auch am Mttwoch nur mit der harten B-Mischung fahren, zuerst muss der defekte Hinterreifen von Loris Baz genau untersucht wird.

Michelin fliegt den von Loris Baz ruinierten A-Compound-Hinterreifen heute im Handgepäck eines Technikers nach Clermont-Ferrand in Frankreich, wo er am Freitag analysiert wird.

Natürlich wurde der Reifen erheblich zerstört, trotzdem wollen die Michelin-Techniker noch Rückschlüsse gewinnen. «Ob das Avintia-Team mit zu geringem Reifendruck gefahren ist, können wir jetzt allerdings bei diesem kaputten Pneu nicht mehr beurteilen», erklärte Nicolas Goubert, Technical Director von Michelin Motorsport.

Aber Goubert stellte klar, dass Avintia schon vor diesem Zwischenfall einen Hinterreifen zum Michelin-Service zurückgebracht hatte, bei dem der Reifendruck mit 1.45 bar unter dem vorgeschriebenen Limit von 1.5 bar lag.

«Ich will vor der detaillierten Untersuchung im Labor in Clermont Ferrand keine voreiligen Rückschlüsse ziehen», versicherte Goubert. «Deshalb werden wir den Reifen genau anschauen. Es ist unsere Aufgabe, alle Risiken zu vermeiden. Aber die Fakten liegen auf dem Tisch: Wir haben hier in Sepang 200 Reifen mit dem A-Compound verteilt, bei zwei kam es zu Problemen. Einer lag beim Druck ausserhalb der Vorschriften, einer ist zerplatzt; beide Vorfälle sind mit demselben Motorrad passiert.»

Das Avintia-Team beteuerte, man habe das untere Reifendrucklimit von 1,5 bar gewissenhaft eingehalten. «Das entspricht nicht der Wahrheit», widersprach Goubert mit Nachdruck. «Wie gesagt, es ist von diesem Team schon vorher ein Reifen zurückgekommen, bei dem der Reifendruck ausserhalb unserer Empfehlung lag. Ich kann nicht behaupten, dass es beim kaputten Reifen genau so war. Das weiss jetzt keiner mehr...»

«Wir müssen uns beim Reifendruck auf die Teams verlassen können», versicherte Goubert. «Wir können nicht bei jedem Reifen zu jeder Zeit den Druck checken. Wir werden den Teams noch einmal deutlich machen, wie wichtig das Limit beim Reifendruck ist, damit keine Risiken eingegangen werden. Ich will aber auch erwähnen, dass ich Avintia nicht beschuldige. Theoretisch ist besteht ja die Möglichkeit, dass beim beanstandeten Reifen mit 1,45 Druck die Luft wegen eines 'slow punctures' entwichen ist. Theoretisch kann auch bei einem fehlerhaften Ventil Luft entweichen...»

Goubert betont, ein um 0,05 bar zu geringer Reifendruck könne einen grossen Unterschied bewirken. «Wenn wir ein Limit setzen, dann muss das beachtet werden. Das ist immer so», stellte der Franzose im Gespräch mit SPEEDWEEK.com klar. «Irgendwo musst du so einen Grenzwert setzen.»

Wird es jetzt Konsequenzen für Avintia geben?

Goubert: «Ich behaupte ja nicht, das Team sei absichtlich mit zu wenig Reifendruck gefahren. Manchmal ist es schwierig. Dieser erste Reifen von Avintia wurde auch am Montag verwendet. Dienstagfrüh war es kühler. Natürlich hängt der Reifendruck, den du beim Fahren bekommst, auch von den Bedingungen beim Wegfahren ab, also von der Aussentemperatur. Wenn du mit dem Limit spielen willst, ist es manchmal kompliziert, das richtig hinzukriegen. Deshalb beschuldige ich niemanden. Wir können Avintia kein Vergehen nachweisen, weil die privaten Teams keine Sensoren für den Reifendruck haben. Aber jetzt werden wir die IRTA und Dorna bitten, das Reglement zu ändern. Aus Sicherheitsgründen sollen alle Teams verpflichtet werden, diese Informationen zum Reifendruck aufzuzeichnen. Wir sind beim ersten Test in diesem Jahr. Es muss noch einiges in Ordnung gebracht werden. Es ist besser, wenn künftig alles aufgezeichnet wird...»

Natürlich existieren Unterschiede bei den Fahrergewichten. Der 193 cm grosse Loris Baz zählt neben Petrucci und Hernandez zu den schwereren Fahrern. «Grössere Fahrer bringen mehr Gewicht auf den Hinterreifen, das kann starke Unterschiede ausmachen», sagt Goubert. «Aber unsere Empfehlung von 1,5 bar gilt für alle Fahrer. Petrucci und Hernandez hatten nie Probleme, weil sie mit mehr als 1,5 bar Druck fahren.»

Fakt ist, dass der Grip besser wird, wenn mit weniger Reifendruck gefahren wird. «Wenn du nicht Probleme kriegst, weil sich das Motorrad hinten zu stark bewegt, kannst du mit reduziertem Reifendruck mehr Grip erzeugen», weiss der Michelin-Techniker.

Michelin ist überzeugt, dass sich so ein Vorfall wie bei Baz nicht so rasch wiederholen wird. «Da bin ich recht zuversichtlich. Denn die Menschen und Teams im Zweiradsport, sie setzen die Sicherheit ihrer Fahrer nicht leichtsinnig aufs Spiel. Und es kann schnell passieren, dass man einen Reifen 0,05 bar zu wenig aufpumpt. Jedes Mal wenn so ein Zwischenfall passiert, lernst du etwas dabei. Wir werden daraus unsere Lehren ziehen, die Teams werden daraus lernen. Wir werden uns alle gemeinsam bemühen, damit so etwas nicht wieder passiert», beteuert Goubert.

Suzuki-Werkspilot Aleix Espargaró beklagte sich am Dienstagabend über die mangelnden Informationen von Michelin, er hätte mehr Details zu diesem Vorfall erwartet, bevor um 12.05 Uhr die Ampel wieder auf Grün geschaltet wurde. «Wir haben uns nach dem Reifenschaden bemüht, alles an die Fahrer weiterzugeben, was wir im Kopf hatten. Wir haben viele positive Kommentare von Fahrern bekommen, denen es gefiel, wie wir diesen Vorfall behandelt haben», erklärte Goubert. «Vielleicht haben wir nicht ausreichend mit Aleix kommuniziert. Ich werde jetzt zu ihm gehen und mich vergewissern, dass er alles versteht.»

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