Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Tom Sykes glaubt: Mit ihm kann Yamaha die WM gewinnen

Von Ivo Schützbach
Wie Brüder: Crew-Chief Marcel Duinker (li.) und Tom Sykes

Wie Brüder: Crew-Chief Marcel Duinker (li.) und Tom Sykes

Ex-Weltmeister Tom Sykes ist überzeugt, dass er mit Yamaha an seine Erfolge in der Superbike-WM in den Jahren 2012 bis 2014 anknüpfen kann. Bei Kawasaki steht ihm seit 2015 Jonathan Rea vor der Sonne.

Kawasaki gab am 11. Juni die Vertragsverlängerung von WM-Leader Jonathan Rea bekannt, die Japaner unterbreiteten auch Tom Sykes ein Angebot, der seit 2010 für sie fährt und 2013 Weltmeister wurde. Außerdem gewann der Engländer 34 Rennen für Kawasaki, eroberte 105 Podestplätze und beendete die Weltmeisterschaft seit 2012 immer in den Top-3!

Doch es ist offensichtlich, dass Sykes bei Kawasaki nicht mehr glücklich ist. Die Kollision mit Rea im zweiten Rennen in Brünn gab ihm den Rest. «Jonathan Rea denkt, dass jeder weggehen muss, wenn er ankommt», schimpfte der Engländer. «Das ist seine Mentalität.»

Rea ist bei Kawasaki längst der Platzhirsch, er hat viele Leute im Team auf seine Seite gezogen und fährt Sieg um Sieg ein. In Brünn hat er die 19 Jahre alte Bestmarke von Carl Fogarty übertroffen und hält nun bei 60 ersten Plätzen. Außerdem wurde der Nordire als erster Superbike-Fahrer dreimal in Folge Weltmeister und schickt sich an, dieses Jahr den vierten Titel zu holen.

Bei der Entwicklung der ZX-10R hören die Ingenieure seit 2016 verstärkt auf Rea, der längst der erfolgreichste Kawasaki-Fahrer ist. Dass Sykes und sein Crew-Chief Marcel Duinker das Motorrad siegfähig entwickelt haben ändert nichts daran, dass Rea seit dreieinhalb Jahren erfolgreicher ist.

Sykes will deshalb zu Yamaha zurückkehren, wo er 2009 seine Karriere in der Superbike-WM begann.

Doch es gibt Stolpersteine.

Zum einen passt der 32-Jährige nicht zum Gedanken der Nachwuchsförderung bei Yamaha. Dort ist es das Ziel, über nationale Meisterschaften die besten Youngster in die Supersport-300- und später die Supersport-WM zu bringen. Den besten 600er-Fahrern will man einen Superbike-Platz anbieten können, etwa Sandro Cortese oder Lucas Mahias.

Andererseits birgt es einen Reiz, einen ehemaligen Weltmeister zu verpflichten, der Kawasaki zum erfolgreichsten Hersteller seit 2013 gemacht hat. Er könnte Yamaha die nötigen Impulse geben, um Kawasaki und Ducati dauerhaft zu besiegen und nicht nur an besten Tagen.

Doch die Konkurrenz ist groß. Alex Lowes will bleiben, Marco Melandri, Chaz Davies und Eugene Laverty haben angeklopft, um nur drei Topfahrer zu nennen. Michael van der Mark verlässt das Team nur freiwillig, wenn er den Platz von Sykes bei Kawasaki bekommt.

Das Transferkarussell wird deshalb erst dann Fahrt aufnehmen, wenn sich Sykes entscheidet, ob er mit Kawasaki verlängert oder nicht.

«Jetzt legen alle ihre Budgets fest, ab Laguna Seca werden die ersten Verträge unterschrieben», sagte Sykes gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich muss mir genau ansehen, was auf dem Tisch liegt. Noch ist es zu früh. Wenn du den Hebel richtig ansetzt, kannst du die Welt verändern.»

Tom, jeder hält die Kawasaki und das Provec-Team für das Nonplusultra. Weshalb denkst du über einen Teamwechsel nach?

Vor 2012 wollte niemand etwas von Kawasaki wissen, dann verlor ich die Meisterschaft nur um einen halben Punkt. Es gibt Gründe, weshalb ein Motorrad auf ein gewisses Niveau kommt. Ein Teil dieser Gründe ist ein gutes Team, ein anderer Teil ist der Fahrer der versteht, woran es dem Bike auf der Rennstrecke mangelt. Einige Leute haben eine Erinnerungsschwäche, ich gehöre nicht dazu. Es gibt einige Motorräder, die über viel Potenzial verfügen. Deren Startpunkt ist besser als jener, den ich damals bei Kawasaki vorfand. Einige hätten das Zeug, sich mit Kawasaki anzulegen.

Hättest du bei Kawasaki ohne deinen Crew-Chief Marcel Duinker die gleichen Erfolge feiern können?

Wir arbeiten hervorragend zusammen, technisch hat er den Durchblick. Außerdem sind wir wie Brüder, wir müssen nicht miteinander reden, um die Gedanken des anderen zu kennen. Die einfache Antwort ist deshalb nein. Wir haben einen langen gemeinsamen Weg hinter uns, auch meine Mechaniker Mattia und Danilo. Außerdem gab es bei Kawasaki gute Leute, die auf unsere Kommentare gehört haben. In den letzten Jahren war das aber nicht mehr so, darunter litten meine Ergebnisse. Es gibt Schlüsselpersonen, die mein Leben einfacher machen, das ist sicher. Allen voran Marcel.

Marcel Duinker arbeitet seit 14 Jahren für Kawasaki. Er wird sich schwer damit tun, das Team zu verlassen?

Die Entscheidung liegt bei ihm. Natürlich reden wir darüber wie beste Freunde, wir telefonieren auch oft, wenn wir zuhause sind. Wir kennen die Vorstellungen des anderen.

Wieso haben alle Fahrer außer Jonathan Rea dieses Jahr so wechselhafte Resultate?

Johnny ist eine Ausnahmeerscheinung. Außerdem wurde die Kawasaki seit 2012 gut entwickelt und ist das Motorrad, das es zu schlagen gilt. Johnny ist ein sehr guter Fahrer und hat ein konstant funktionierendes Paket, das ist das ganze Geheimnis.

Einige der anderen Hersteller sind in bestimmten Bereichen sehr stark, während die Kawasaki überall stark ist. Wir bekommen nirgends zehn Punkte, aber überall neun. Zum Beispiel auf der Bremse gibt es andere, die besser sind. Dafür können wir Zeit in anderen Bereichen gutmachen.

Ich sehe zwei andere Hersteller in der Startaufstellung, die über viel Potenzial verfügen (Yamaha und Ducati – der Autor). Deren Zeit wird kommen. Ohne arrogant klingen zu wollen, mein Speed steht außer Frage. Für mich zählt immer erst der Speed. Dann musst du nur noch ein Paket schnüren, mit dem du den Speed über die Renndistanz bringst. Dann bist du unschlagbar. Die Leute heute sehen nur die Ergebnisse. Ich weiß aber, dass wenn sich die Voraussetzungen nur minimal ändern, dann schlägt Tom Sykes in großartiger Form zurück. Das motiviert mich. Wenn wir diese Abstimmung finden, dann heize ich allen ein.

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