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Honda versprach ihm nichts: Doch Leon Camier hoffte

Von Ivo Schützbach
«Ich will die Top-6 nicht mehr wie Siege feiern müssen», sagt Leon Camier

«Ich will die Top-6 nicht mehr wie Siege feiern müssen», sagt Leon Camier

«Ich will endlich ein Motorrad, mit dem ich gewinnen kann», äußerte Leon Camier als Wunsch für die Superbike-WM 2020. Die besten Chancen sieht er bei BMW und Honda – falls es eine neue, verbesserte Fireblade gibt.

2019 setzt die Honda Racing Corporation (HRC), zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorrad-Herstellers, erstmals seit 2002 wieder Maschinen in der Superbike-WM ein.

Weil die werksseitige Rückkehr erst spät im Herbst 2018 beschlossen wurde, es für 2019 kaum Entwicklungsbudget und 2020 eine neue Fireblade gibt, gurkt Honda auch im dritten Jahr mit der aktuellen CBR1000RR nur hinterher.

Für nächstes Jahr haben die HRC-Manager vollmundig das «stärkste Superbike mit einem Reihenvierzylinder» angekündigt, in Japan wird bereits fleißig mit dieser Maschine getestet. Dem Vernehmen nach teilweise mit Verkleidungen von Kawasaki und Yamaha, um unerkannt zu bleiben.

Wenn am letzten Juli-Wochenende das prestigeträchtige Langstreckenrennen Suzuka Eight Hours stattfindet, werden bei Honda die Weichen für die Superbike-WM 2020 gestellt. Von der Fortsetzung des jetzigen Projekts mit Moriwaki und Althea Racing, bis hin zu einem reinrassigen HRC-Team, ist alles möglich.

Honda will für nächstes Jahr die «bestmöglichen verfügbaren Fahrer» verpflichten. Alvaro Bautista werden sie nicht bekommen, der Spanier bleibt bei Ducati. HRC-Testfahrer Stefan Bradl ist bereit für Gespräche. Der Bayer würde es in der seriennahen Weltmeisterschaft aber nur dann noch einmal versuchen, wenn Honda ein siegfähiges Paket vorweisen kann.

Marco Melandri hat auf Ende der Saison seinen Rücktritt erklärt; Fahrer wie Leon Haslam, Eugene Laverty und Alex Lowes werden Interesse haben, sollte Honda auf sie zukommen. Der hoch gehandelte Toprak Razgatlioglu (22) habe von Honda bislang kein Angebot, sagt dessen Manager Kenan Sofuoglu. HRC schaut sich auch im MotoGP-Paddock um.

SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit Hondas aktueller Nummer 1, dem seit Mitte Mai verletzten Engländer Leon Camier. Der am 4. August 33-Jährige hofft, dass er nach seiner Schulter-Operation vergangene Woche bis nach der Sommerpause wieder fit ist, Anfang September geht die Weltmeisterschaft ins letzte Saisondrittel.

Leon, hat Honda eine Option auf dich für nächstes Jahr?

Nein, ich habe einen echten Ein-Jahres-Vertrag.

Gibt es Gespräche über 2020?

Vor dem Suzuka Eight Hours wird Honda keine Entscheidungen treffen. Es gibt positive Gespräche, Honda sagt aber, dass sie noch nicht wissen, wie ihr Auftritt nächstes Jahr aussehen wird.

Teams wie Ten Kate Yamaha und BMW haben eine hohe Meinung von dir. Sind sie interessant für dich?

100-prozentig. Die BMW ist eindrucksvoll, ich habe schon 2014 mit ihnen gearbeitet und ein paar Rennen auf dem damaligen Evo-Bike bestritten. Ich mochte das Motorrad, die BMW hat viel Potenzial.

Ten Kate ist ein gutes Team, nur letztes Jahr gab es ein großes Schlamassel. Die Yamaha ist inzwischen sehr gut.

Ich gehe davon aus, dass mein Manager Laurens Klein-Koerkamp weiß, welche Optionen es für mich gibt.

Was muss Honda unternehmen, um dich davon zu überzeugen, ein weiteres Jahr mit ihnen zu arbeiten?

Entwicklung. Ich möchte ein Programm sehen, mit dem es vorwärts geht.

Als du den Vertrag für dieses Jahr unterschrieben hast, wusstest du da, dass nur Daten gesammelt werden und kaum Entwicklung stattfindet?

Nein.

Gab es Versprechen?

Nein, keine richtigen Versprechen. Aber ich wollte glauben, dass es mehr Fortschritte gibt. Wir alle wissen, was Honda leisten kann.

Wenn du morgen einen unterschriftsreifen Vertrag von einem anderen Team auf dem Tisch hast: Wartest du dann auf Honda?

Ich muss viele Dinge berücksichtigen. Ich werde nicht jünger, nur grauer. Meine Priorität ist, auf einem konkurrenzfähigen Motorrad zu sitzen. Ich bin seit Jahren nicht konkurrenzfähig, das frustriert. In meiner gesamten Zeit in der Superbike-WM hatte ich kaum ein konkurrenzfähiges Bike, ich habe genug davon.

Ein Spitzenbike hattest du nur in deinen ersten beiden Jahren 2010 und 2011 bei Aprilia. Damals war im Team aber alles auf Max Biaggi ausgerichtet?

Ja, das war keine schöne Situation. Das Motorrad hatte viel Potenzial, der Rest war ein Biaggi-Shitstorm.

Wenn du wieder kein gutes Motorrad findest, hörst du dann auf?

Entscheidend für mich ist, ob ich Potenzial sehe, nach vorne zu kommen. Bei MV Agusta ging es teilweise verrückt zu, aber wir verbesserten uns. Ich erwarte Fortschritte, die an die Spitze führen. Ich will nicht jeden Platz in den Top-6 wie einen Sieg feiern müssen.

In den Werksteams von Ducati, Kawasaki und Yamaha kommst du nicht unter. Ist BMW die beste Option?

Oder Honda, je nachdem, was sie bringen.

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