Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Sponsor gesucht: Wer rettet Kevin Wahrs WM-Karriere?

Von Markus Niegtsch
Kevin Wahr überzeugt in der Supersport-WM durch gute Leistungen

Kevin Wahr überzeugt in der Supersport-WM durch gute Leistungen

Nach nur drei Rennen in der Supersport-WM muss Kevin Wahr kürzer treten. Das Budget des Deutschen Supersport-Meisters reicht nicht für alle WM-Läufe, Start in Imola steht auf der Kippe.

Erfolgslosigkeit kann man Kevin Wahr nicht vorwerfen. Er kämpft eher mit dem Phänomen, dass in Deutschland der Motorsport für die Massen und Sponsoren abseits von Schumacher und Vettel nicht stattfindet. Als Stefan Bradl 2011 Moto2-Weltmeister wurde, titelte die Boulevard-Presse «Erster Straßen-Weltmeister seit Dirk Raudies». Jörg Teuchert, Supersport-Weltmeister 2000, wurde nicht unterschlagen, sein Titel wurde nicht wahrgenommen. Selbst Stefan Bradl, dessen Titel in der Presse gefeiert wurde, hat außer Ilmberger Carbon keinen größeren Sponsor aus Deutschland.

Schon Anfang der Saison war klar, dass Wahrs Budget nicht in trockenen Tüchern ist. Dass allerdings schon nach Assen das Aus kommen könnte, ist überraschend. «Aus aktueller Sicht sieht es so aus, dass wir in Imola nicht mit dabei sein können. Gute Ergebnisse hin oder her, und obwohl wir das einzige deutsche Team und der einzige deutsche Fahrer sind, hat sich in den letzten Wochen nichts ergeben, dass jemand kommt und das Projekt Supersport-WM vorantreiben möchte. Ursprünglich war die Grundidee, so viel wie möglich Europa-Rennen zu fahren», erläuterte Wahr SPEEDWEEK.com seine Pläne.

«Der Schritt von der IDM in die WM ist sehr groß. Nicht nur finanziell, sondern auch vom Zeitaufwand. Die Dorna war interessiert, einen deutschen Fahrer in der WM zu haben. Wir haben es uns überlegt. Wir haben starke Sponsoren, die mir 2013 zum IDM-Titel verholfen haben und uns dann entschieden, mit diesen Sponsoren den Weg in die WM zu gehen. Es hat aber schon von Anfang an ein gewisser Betrag für die komplette Saison gefehlt. Und es ist leider so, dass wir trotz der Erfolge und aller Bemühungen diese Lücke bis jetzt nicht ganz schließen konnten. Irgendwann bist du an dem Punkt wo du entscheiden musst, macht es jetzt noch Sinn, das Ganze durchzuziehen, oder bist du an dem Punkt angelangt, an dem du Realist sein und die Reißleine ziehen musst.»

Wieso nach Australien gereist?

Es taucht die Frage auf, ob das Budget zu optimistisch geplant war und warum ausgerechnet am vergleichsweise teuren Australien-Auftakt teilgenommen wurde, anstatt das Geld zu sparen und sich auf die Europa-Rennen zu konzentrieren, die finanziell leichter zu bestreiten gewesen wären.

«Gewisse Partner sind nicht an ein paar einzelnen Rennen interessiert. Von denen bekommst du nur dann Unterstützung, wenn du eine komplette Saison fährst. Das war auch der Grund, weswegen wir in Australien angetreten sind, obwohl das Rennen dort teurer war als ein Europa-Rennen. Aber ich wollte mir die Option offenhalten, die ganze Saison bestreiten zu können und von meinen Partnern die entsprechende Unterstützung zu bekommen. Wäre ich nicht in Australien angetreten, wäre diese Option nicht zum Tragen gekommen und ich hätte nur einige Europa-Rennen bestreiten können. Rückblickend betrachtet, war es definitiv die richtige Entscheidung, in Australien an den Start zu gehen», begründet der Yamaha-Pilot seine Vorgehensweise. «Ich kann mit diesen Partnern aber nur dann eine Vereinbarung eingehen, wenn ich sicher weiß, dass ich diese Vereinbarung auch einhalten und die komplette Saison bestreiten kann. Im Moment kann ich das leider nicht garantieren und ich möchte nicht am Ende der Saison dastehen und Verpflichtungen gegenüber meinen Partnern haben, die ich nicht einhalten kann.»

«Das Budget, das wir haben, reicht schon noch für vereinzelte Rennen, aber eben nicht für die ganze Saison. Wenn ich das inzwischen immer kleiner gewordene Loch nicht stopfen kann, dann kann ich auch die anderen Punkte nicht zusagen. Könnte ich die ganze Saison bestreiten, dann würde ich auch entsprechende Unterstützung von technischen Partnern bekommen. Das ist aber immer nur auf die ganze Saison. Wenn ich ehrlich bin und sagen muss, dass ich die ganze Saison nicht garantieren kann, dann bekomme ich eben die Unterstützung nicht», erklärte Wahr, der in Australien Sechster und in Assen Zehnter wurde.

Termindruck wegen Malaysia

Ein Teufelskreis, der an den Hauptmann von Köpenick erinnert. Ein Basisbudget ist vorhanden, das für einige Rennen ausreichend ist. Zusagen für den Fall, dass Wahr die ganze Saison fährt, sind seitens von Sponsoren gemacht. Jetzt ist noch eine Lücke da, die zwar kleiner geworden ist, aber trotzdem gefüllt werden muss. Schwer zu verstehen, dass die ganzen Mühen und Anstrengungen um die Saison abzusichern, nun an ein paar tausend Euro zu scheitern drohen.

Ist für den Schwaben nach drei WM-Rennen Schluss und die Rennsport-Karriere beendet? «Ich kann nur versuchen, noch bei einigen Rennen dabei zu sein und die Saison halbwegs zu Ende zu bringen und möglicherweise am Ende der Saison noch in Magny-Cours oder ähnlichem dabei zu sein. Aber es ist schon enttäuschend, dass du sportlich in der Lage bist vorne mitzufahren und das Budget zum Großteil steht, und es dann an ein paar Euro fehlt. Wenn sich noch ganz kurzfristig ein oder zwei Sponsoren melden, dann könnten wir die ganze Saison bestreiten und ich kann nach Imola fahren. Aber es wird ganz knapp! Nach Imola steht Donington auf dem Programm und danach Malaysia. Wir haben nicht mehr lange Zeit, bis wir die Zollpapiere für den Transport nach Malaysia fertigmachen müssen und das Material verschicken», verdeutlicht Wahr die Dringlichkeit der Situation. «Es hängt also nicht unbedingt an Imola und Donigton, sondern am Übersee-Rennen in Sepang, für das die Deadline immer näher rückt», zeichnet der 24-Jährige düstere Wolken.

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