MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Die Honda RC213V für 2022: «Alles neu» oder nichts

Von Manuel Pecino
Pol Espargaró auf dem 2022er-Prototyp beim Jerez-Test im November

Pol Espargaró auf dem 2022er-Prototyp beim Jerez-Test im November

Stefan Bradl testete in dieser Woche in Jerez, am Montag beginnt der Shakedown-Test in Sepang und in acht Tagen endet die MotoGP-Winterpause auch für die Stammfahrer: Der Moment der Wahrheit für Honda naht.

«Alles auf das neue Bike.» Wenn man den Honda-Piloten bei der HRC-Fahrervorstellung für die Saison 2022 zuhörte, drängte sich unweigerlich der Vergleich mit dem klassischen Roulette-Spiel auf. Denn es wurde klar, dass die HRC-Piloten alle Hoffnungen in das neue Motorrad setzen, dass Honda für diese MotoGP-Saison auf die Strecke bringt. Eine RCV, die nicht einfach nur eine überarbeitete Version der Maschine ist, die 2021 zum Einsatz kam, sondern – laut Hondas eigenen Ingenieuren – eine Veränderung im bisher verfolgten Konzept mit sich bringt. Und das ist im Rennsport mit dem zu vergleichen, was im «normalen Leben» einer Revolution gleichkommt.

Das Prinzip einer Revolution besteht darin, wichtige Veränderungen zum Guten hin vorzunehmen. Veränderungen, die manchmal erfolgreich umgesetzt werden, aber oft auch scheitern. In der «premier class» gibt es viele Beispiele von derartigen Fiaskos und Honda ist bei einem guten Teil davon in der Hauptrolle. Die Liste reicht von historischen Fehlschlägen wie der NR500 oder der ersten Zweitakt-NSR von 1984 bis zu einigen Versionen der RCV, wie etwa von 2016.

Wenn man sich an das hält, was die Fahrer damals dazu sagten, gab es tatsächlich nur zwei RCV, die in mittlerweile 20 MotoGP-Jahren schon als Sieger-Bikes geboren wurden: das 2002er-Bike und jenes, das zur Hälfte der Saison 2014 kam. Das erste hielt bis 2006 an, das zweite bis Mitte 2015. Anders gesagt: Seit die MotoGP-Ära läuft, traf HRC den Nagel nur zweimal auf den Kopf.

Was die RC213V für die MotoGP-Saison 2022 betrifft, ist die Stimmung bisher zuversichtlich. Pol Espargaró, Alex Márquez und Takaaki Nakagami sind sich einig darin, dass der in Jerez getestete Prototyp einen guten Part der Mängel des 2021er-Bikes behebt.

Pol erklärte: «Das Motorrad, das wir beim Jerez-Test fuhren, bot uns viel besseren Grip am Hinterrad, was uns mehr Sicherheit am Heck vermittelt. Das wird uns beim Vermeiden von Highsidern sehr helfen, die uns im Vorjahr in Schwierigkeiten brachten, aber auch im Kurvenausgang. Mit dem 2021er-Bike hatten wir am Hinterrad immer dieses schwimmende Gefühl, das uns nicht ermöglichte, die Hinterradbremse zu nutzen oder schnell in die Kurven einzulenken. Das ist der Grip, den ich mir wünsche, seit ich zu Honda gekommen bin. Es wird uns für die Überholmanöver sehr helfen. Wir haben definitiv einen großen Schritt nach vorne gemacht.»

«Mehr Grip am Hinterrad bringt aber natürlich andere Probleme mit sich, die man vorher nicht hatte. Die Front zum Beispiel leidet nun. Du brauchst, unter anderem, vorne weichere Reifenmischungen, die beim Einlenken helfen… Aber wir haben nun, was wir wollten. Jetzt liegt es an uns, unseren Job zu erledigen», ergänzte der 30-jährige Repsol-Honda-Werksfahrer.

Marc Márquez klang weniger enthusiastisch als seine Markenkollegen, deutlich vorsichtiger, möglicherweise wegen seiner bisherigen Erfahrungen und vielleicht auch, weil sein Hauptaugenmerk noch mehr auf seiner eigenen körperlichen Verfassung liegt als auf der 2022er-RC213V.

Wie dem auch sei, HRC hat keine andere Wahl und muss es mit dem neuen Motorrad richtig treffen. Bei der Überlegenheit, die Ducati im Vorjahr zeigte, ist ein Rückschritt mit dem neuen Projekt im Fall eines Fiaskos nicht erlaubt. Wir sahen alle, dass die Maschinen von Gigi Dall’Igna in der zweiten Saisonhälfte 2021 ein, zwei oder sogar drei Schritte vorne lagen… Ein Rückschritt ist für die Konkurrenz keine Option.

Wenn solch drastische Veränderungen wie bei der 2022er-Honda vorgenommen werden, verfolgen die Ingenieure normalerweise die Strategie, parallel zum neuen Konzept mit dem alten weiterzuarbeiten – falls das neue Konzept nicht die richtige Antwort auf die Probleme des Vorjahres-Bikes sein sollte.

In diesem Fall funktioniert diese Herangehensweise aber nicht, denn das alte Konzept ist im Vergleich zur Ducati Desmosedici klar überholt. Der Druck in HRC-Reihen ist daher auf einem Höchststand.

MotoGP-Testkalender 2022

MotoGP Shakedown-Test
31. Januar bis 02. Februar: Sepang/Malaysia

IRTA-Tests für die MotoGP-Klasse
05. bis 06. Februar: Sepang/Malaysia
11. bis 13. Februar: Mandalika Street Circuit/Indonesien

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