24h Le Mans 2023: Den großen Klassiker näher erklärt

Von Oliver Müller
Der WM P88 von Roger Dorchy aus dem Jahre 1988

Der WM P88 von Roger Dorchy aus dem Jahre 1988

Mit den 24 Stunden von Le Mans feiert die Sportwagen-Szene ihr alljährliches Highlight. SPEEDWEEK.com gibt einige grundlegende Informationen und Rückblicke zum Rennen, das auch Teil der Sportwagen-WM (FIA WEC) ist.

In Le Mans laufen die Vorbereitungen auf das große 24-Stunden-Rennen auf Hochtouren. In diesem Jahr wird der Langstrecken-Klassiker bereits 100 Jahre alt – entsprechend speziell sind die Feierlichkeiten im Paddock. Insgesamt 62 Fahrzeuge nehmen am Rennen in Westfrankreich teil. Diese teilen sich auf 40 Prototypen (16 Hypercars und 24 LMP2), 21 GTE-Am-Fahrzeuge und den «innovativen» NASCAR-Renner auf. Zur Einstimmung hier nun noch ein paar interessante Zahlen und Hintergründe.

Le Mans gilt als einer der letzten verbliebenen Motorsport-Klassiker. Zum ersten Mal fand dieses glorreiche 24h Rennen im Jahre 1923 statt – sprich vor den angesprochenen 100 Jahren. Von damals stammt auch noch der offizielle Name der Veranstaltung: Grand Prix d’Endurance les 24 Heures du Mans. 33 Fahrzeuge waren im Premierenjahr am Start. Am Ende siegte der Chenard & Walcker von André Lagache und René Léonard. Nach diesen beiden Herren sind übrigens gegenüber von Start/Ziel auch zwei Tribünen benannt. Das Rennen wird seither jährlich ausgetragen. Lediglich in den Jahren 1936 (landesweiter Streik) bzw. 1940-1948 (zweiter Weltkrieg und die Folgen) fiel das Event aus.

Der sogenannte 'Circuit de la Sarthe' besteht zu ziemlich genau zwei Dritteln aus öffentlichen Landstraßen, die extra für das Event abgesperrt werden. Seit einer Neugestaltung der 'Porsche-Kurven' im Vorfeld der Ausgabe 2018 beträgt Streckenlänge nun exakt 13,626 Kilometer. Aber schon vorher hat der Kurs diverse Änderungen erfahren. Ab 1932 wurde beispielsweise nicht mehr bis in die City von Le Mans (Pontlieue-Viertel) gefahren. Seit 1972 wird der legendäre Streckenabschnitt 'Maison Blanche' ausgelassen, da beginnend mit den bereits erwähnten 'Porsche-Kurven' bis hin zu Start/Ziel ein eigener Streckenteil erreichtet wurde, der nicht mehr über Landstraßen führt. Um die Top-Speeds zu reduzieren, musste die lange Hunaudières-Gerade im Jahre 1990 um zwei Schikanen ergänzt werden.

Aus der Zeit vor der Drittelung der Hunaudières stammt auch der offizielle Geschwindigkeitsrekord. Roger Dorchy schaffte 1988 im WM P88 atemberaubende 405 km/h. (Über den Le-Mans-Rekord gibt es viele Geschichten und Legenden – sowohl über die 405 km/h an sich, als auch über andere Fahrzeuge, die schneller gewesen sein sollen). Der Bestwert bei den LMP1 lag bei 350,1 km/h aus dem Jahre 2019. Die aktuellen (2021 eingeführten) Hypercars schafften bislang 343,4 km/h. Diese Marke stellte Nicklas Nielsen 2023 im Ferrari 499P während des vierten freien Trainings am Donnerstag auf.

Die absolute Bestzeit stammt aus dem Jahre 2017. Damals fuhr Kamui Kobayashi im Toyota TS050 Hybrid in der Qualifikation eine Zeit von 3:14,791 Minuten, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 251,882 km/h darstellt. Der Richtigkeit halber sei an dieser Stelle jedoch noch erwähnt, dass der Toyota-Pilot die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit erzielte und es tatsächlich eine Le-Mans-Rundenzeit gab, die noch schneller als seine 3:14,791 Minuten war. Diese fuhr Jackie Olivier im Porsche 917LH im Jahre 1971 mit 3:13,6 Minuten. Doch damals war die Strecke auch nur 13,469 Kilometer lang und führte noch am 'Maison Blanche' vorbei. Die aktuelle Hypercar-Bestzeit wurde von Antonio Fuoco im Ferrari in der Hyperpole-Session 2023 mit 3:22,982 Minuten gefahren.

Insgesamt sind in diesem Jahr 13 frühere Gesamtsieger der 24h von Le Mans am Start. Das sind Mike Conway, Kamui Kobayashi, José María López, Sébastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley (alle im Toyota), Romain Dumas (fährt im Glickenhaus), Loïc Duval (im Peugeot), André Lotterer sowie Nick Tandy (im Porsche), Earl Bamber (Cadillac), Mike Rockenfeller (NASCAR) und Neel Jani (LMP2).

Nachdem der ACO auch dieses Jahr wieder die zwei temporären Boxen hat errichten lassen, haben 62 Rennwagen die Rennwoche begonnen. Die Fahrzeuge teilen sich auf vier Klassen auf: Hypercar, LMP2, GTE Am und der NASCAR-Bolide als «Innovative Car». Mit Toyota, Ferrari, Peugeot, Glickenhaus, Vanwall, Porsche, Cadillac, Oreca, Aston Martin und Chevrolet sind zehn Marken vertreten.

Seit Gründung der Sportwagen-WM (FIA WEC) im Jahre 2012 sind die 24 Stunden von Le Mans auch Teil dieses Championats. Um die Besonderheit des Rennens an der Sarthe hervorzuheben, werden doppelte Meisterschaftspunkte vergeben. Der Sieger erhält somit also 50 anstatt 25 Zähler. Als Prototypen-Weltmeister treten Sébastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley in Le Mans an.

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