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Hardalpi 2019: Sleepless in Italy
450 Teilnehmer, drei Strecken von 830, 530 und 430 km in den italienisch/französischen Seealpen mit Offroadanteil bis 60 %. Bis zu 42 Stunden im Sattel und nirgends ein kuscheliges Bettchen.
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Von Sanremo an der italienischen Mittelmeerküste zur französischen Skistation Sestriere wären es auf direktem Weg weniger als 300 km. Doch an der Hardalpi geht es um den umständlichsten Weg zwischen den Endpunkten der Strecke, um in den Genuss möglichst vieler Abschnitte zu kommen, auf denen Asphalt fehlt.
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Die Hardalpi Tour hat sich bei Motorrad-Abenteurern etabliert als Fixpunkt im Kalender. Dieses Jahr waren ab dem Freitag, 9. September, Fahrer aus 15 Nationen am Start. Gefahren wird mit reisetauglichen Enduros, wobei für Maschinen mit Einzylindermotor ein Mindestgewicht von 150 kg vorgeschrieben ist. Drei Strecken stehen zur Wahl: Discovery (430 km), Classic (530 km) und Exreme (830 km). Gefahren wird in Teams von drei oder vier Fahrern. Als erste gehen Freitagnacht ab 23.00 Uhr die Extremisten auf die Reise. Sie verbringen bis zur Zielankunft am Sonntag um die Mittagszeit zwei Nächte auf dem Motorrad. Am Samstagmorgen ab 10:30 Uhr starten die Discovery-Teams auf ihre Reise in zwei Etappen, mit Übernachtung im Städtchen Cuneo. Ab Samstag Mittag wird die Meute der Classic-Teams zu ihrer 24-stündigen Reise entsandt. Auch SPEEDWEEK ist dabei bei den Extremisten. Das Startchaos der vergangenen Jahre findet heuer nicht statt. Einige energische Italiener zähmen den wilden Haufewn und schicken die Teams in der vorgesehenen Reihenfolge los. Wir, das sind Thomas auf BMW F 650 GS, Dänu auf KTM 640 Adventure und Rolf auf BMW R 80 G/S, sind als Team Nummer 31 um 23.30 Uhr auf der Startrampe.
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Wir fahren hinaus in die kalte Nacht, leichter Regen fällt, und schon bald biegen wir ab auf die ersten Schotterstrassen. Gefahren wird nach GPS-Tracks. Einen Teil der ligurischen Grenzkamm-Höhenstrasse fahren wir bei Nacht. Auf Schotterstrecken jenseits des Colle die Nava fahren wir in die Morgendämmerung – magische Momente, die nur erleben kann, wer die Nacht durchgefahren ist.
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Im Startgeld von 430 Euro (inklusive obligatorischer Mitgliedschaft im Club "Over 2000 Riders" ist Verpflegung in 15 speziell bezeichneten Bars und Restaurants inklusive. Den Morgenkaffee geniessen wir bei Livemusik: Eine Einmann-Band spielt Santana.
Perfektes Timing vor der Mittgaspause: Das Kupplungskabel der KTM reisst, und so gönnen wir uns nach Pasta und Mittagsnickerchen eine improvisierte Reparatur mit Schraubnippel und Unterlegescheiben. Weiter geht’s, durch dunkle Wälder und über lichte Hügel. Ein Totalausfall der KTM-Elektrik kann uns nicht aufhalten, die defekte Sicherung ist schnell gewechselt. Gegen Abend treffen wir in Cuneo ein und tanken auf. Eine Riesenschleife nach Osten sind wir gefahren, nun sind wir zurück in der Nähe der französischen Grenze. In Cuneao wären geladen zum Hardalpi-Diner, doch wir mampfen stattdessen Riegel aus unserem Vorrat und fahren weiter, um noch möglichst viel Strecke bei Tageslicht zu geniessen.
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Um 20.00 Uhr sind wir als erstes Team am Verpflegungsposten in Sampeyre – und erstmals ziemlich am Ende. In einer Nische beim Eingang des Restaurants rollen wir Schlafmatte und Schlafsack aus und legen uns hin. Die anderen Gäste scheint das nicht zu stören, sie tafeln ungerührt weiter. Als ich erwache, ist das Restaurant proppenvoll: Motorradfahrer überall, ein Kommen und Gehen, schlafende Fahrer auf Stühlen und unter Tischen. Unser Schlafplatz wird dankend übernommen, und gegen ein Uhr morgens fahren wir in die Nacht hinaus. Es folgen extrem grobschottrige Abschnitte im Wechsel mit rutschigen Erdwegen. Wegen des Regens sind müssen zwei Offroad-Passagen auf Asphalt umfahren werden. Nach dem Colle delle Finestre, gegen fünf Uhr morgens, sind wir am Ende. Wir schieben die Motorräder von der Strasse und legen uns daneben in die vom Tau und Regen klatschnasse Wiese. Keine Kraft mehr, Schlafmatte und Schlafsack abzupacken. Nach einer Stunde steigen wir frierend wieder auf die Motorräder und fahren wenig später am Mont Jafferau in die Morgendämmerung. Nach einer Runde über den Lago Nero sitzen wir um neun Uhr morgens am Zielort Sestriere beim Morgenkaffee. Mehr als 34 Stunden waren wir unterwegs. Wir geniessen die Befriedigung, eine objektiv sinnlose Herausforderung gemeistert zu haben. Die Heimreise in die Schweiz verschönern wir uns andertags mit den Pässen Mont Cenis, Iseran, dem kleinen und dem grossen St. Bernhard.
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