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Später WM-Auftakt: Mehr Druck für Seewer und Co.?
Am Sonntag beginnt die Motocross-WM 2021 im russischen Orlyonok. Erstmals seit dem 8. November des Vorjahres kämpfen die MXGP-Stars wieder um WM-Punkte. Vizeweltmeister Jeremy Seewer verrät, wie sich das anfühlt.
Motocross-WM MXGP
Im Artikel erwähnt

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Der Russland-GP ist der erste Halt in einem dicht gedrängten Kalender, der mit Vollgas – und ohne große Verschnaufpausen – bis in den späten Herbst auf mindestens 18 Grand Prix zusteuert, auch wenn es wahrscheinlich noch ein paar weitere Verschiebungen geben dürfte.
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In der MXGP-Klasse fehlen schon drei Fahrer, bevor die WM überhaupt begonnen hat: Dass Husqvarna-Werksfahrer Arminas Jasikonis und HRC-Pilot Mitch Evans auf den Trip an die Schwarzmeerküste verzichten, ist keine große Überraschung, wenn man die Schwere ihrer Verletzungen bedenkt. Der Litauer scheint nach seinem Horror-Unfall Ende September in Mantua zuletzt im Training aber große Fortschritte zu machen. Der Australier ist nach dem komplizierten Handgelenksbruch, der er sich im Oktober in Spanien zugezogen hatte, noch immer nicht voll fit. Dazu gesellt sich GASGAS-Rookie Alberto Forato, der mit Knieproblemen kämpft. MX2-Titelanwärter Jago Geerts trat die Reise nach Russland letztendlich an und wird versuchen, zumindest Punkte einzufahren, nachdem er sich im Frankreich am vergangenen Wochenende beim letzten Vorbereitungsrennen das Knie verdreht hat. So ziemlich das Worst-Case-Szenario für einen Fahrer und sein Team, die sich nach einer ungewohnt langen Pre-Season auf einem schmalen Grat bewegten: Einerseits musste das Training vorangetrieben werden, andrerseits will man das Risiko tunlichst minimieren, wenn der lang herbeigesehnte WM-Auftakt endlich näher rückt. Nach monatelangem Warten und "On-Off" in der Vorbereitung, werden die WM-Piloten den Schalter schnell umlegen müssen. Es gibt keine freien Trainings-Sessions oder ein Quali-Rennen am Samstag, um den nötigen GP-Speed und die Intensität aufbauen zu können. Stattdessen wird das Ein-Tages-Format von 2020 wiederholt. Damit soll die Logistik vereinfacht werden, denn der straffe Kalender sieht gleich zu Beginn neun Grand Prix in elf Wochen vor.
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Von null auf 100 könnte auch bedeuten, dass Orlyonok ein paar Überraschungen und eine Menge Fehler und Fehleinschätzungen mit sich bringen wird. Verständlicherweise wird im Fahrerlager Anspannung in der Luft liegen. Vielleicht mehr als beim üblichen "Round 1"-Spektakel.
Wie aber gehen die Fahrer mit der Situation um? Ich rief MXGP-Vizeweltmeister und Yamaha-Werksfahrer Jeremy Seewer an, um genau das herauszufinden.
"Es ist definitiv ein besonderer GP, weil so viel Zeit vergangen ist. Normalerweise hat man dieses Gefühl, das sich aufbaut, wenn man aus der Off-Season kommt, aber weil so viele Monate vergangen sind, scheint es anders zu sein", meinte der Schweizer zur 216 Tage langen Pause, die sich durch zwei Kalender-Updates ergab, um sicherzustellen, dass die MXGP-WM mit Zuschauern an der Strecke stattfinden kann. "Ich glaube, dass man in dem Moment, in dem man keine Schmetterlinge mehr verspürt, aufhören sollte. [Diese Aufregung] gehört zu den Dingen, die dafür sorgen, dass sich das alles lohnt." Rätselraten vor dem ersten Grand Prix
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Auch auf nationaler Ebene nahm die Motocross-Saison nur zögerlich Fahrt auf, erst in den letzten Wochen ergaben sich in Großbritannien und Frankreich einige Möglichkeiten, um die Gegner im Renntrimm anzutreffen und zu beobachten. Und weil im Motocross-Sport die Fitness und Fähigkeiten eines Fahrers die geringfügigen Vorteile, die die Maschine bieten kann, tendenziell noch immer ausstechen, steigt der Druck vor dem ersten Grand Prix. Denn keiner weiß wirklich, wie konkurrenzfähig die anderen sein werden. "Das bringt gemischte Gefühle mit sich", gestand Seewer. "Wenn es am Ende ein positives Wochenende mit guten Ergebnissen ist, dann ist es das schönste Gefühl überhaupt. Aber wenn das Gegenteil eintritt, du Mühe hast, nicht dort bist, wo du eigentlich sein willst, dann kann es auch das schlimmste Gefühl auf der Welt sein. Der erste GP kann ein ziemliches Rätsel sein – auch die ersten zwei: Wie fühlst du dich, wie fit bist du – und wie stehst du im Vergleich zu den anderen da? Am Ende musst du dich aber auf das ‚große Ganze‘ der Weltmeisterschaft besinnen und die Fragezeichen verblassen. Wir kennen alle die Namen, die am Ende dabei sein werden, und wir kenne alle die Namen jener, die – sagen wir mal – drei gute Grand Prix im Jahr zeigen werden." Der Sieg beim ersten Grand Prix geht an den Fahrer, der am nächsten an die 50 Punkte kommt. Für den Titel waren in den vergangenen drei Jahren 720, 782 und 933 Punkte nötig. Orlyonok mag sich zwar wie der wichtigste Event im Kalender anfühlen, zählt aber am genauso viel wie jeder andere Grand Prix auch. Man könnte sogar behaupten, der Russland-GP habe eine größere Bedeutung für das Selbstvertrauen des Fahrers als für die WM-Tabelle. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Fahrer ihre Karten wirklich aufdecken, wenn sie ihre GP-Gegner etwa bei den Trainingsläufen in Lommel antreffen, oder sich stattdessen vor dem Saisonstart bewusst zurückhalten. Seewer hält das für unwahrscheinlich: "Ich glaube, mit dem Level, den der Sport erreicht hat, ist es sehr schwierig, in den Saisonvorbereitungsrennen zu ‚spielen‘. Bei den Events gibt man vielleicht 90 oder 95 Prozent, aber das ist nur dein eigenes Maß an Vorsicht. Wir wissen, dass es bei den Grand Prix zählt. Ich glaube nicht, dass jemand absichtlich spielt. Du kommst zu keinem Pre-Season-Rennen und sagst: ‚Ok, hier werde ich mit Absicht langsam fahren…‘ oder ‚Hier werde ich nichts zeigen…‘. Das ist das Schöne am Motocross: Man ist von Anfang an ziemlich transparent. Sonst ist klar, dass du es nicht versuchst. Du kannst nicht am Start stehen und denken: ‚So, hier zeigen wir einen halben Start…‘"
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Die Zweifel und Fragen werden sich spätestens dann verflüchtigen, wenn die glänzenden Startblöcke hinter dem Gatter zurückbleiben. Vor allem auf einer Piste wie Orlyonok, auf der sich über weite Strecken nur eine Ideallinie herausbilden kann, ist ein guter Start die Grundlage für einen Podestplatz. Nur drei Fahrer werden am Montag zufrieden die Heimreise antreten, für die meisten mit Zwischenstopp in Moskau. "Es stimmt, man braucht auf der Strecke einen guten Start. Dadurch wird der Druck für den ersten Grand Prix noch größer", weiß Seewer. "Wir werden am Gatter stehen und denken: ‚Ich brauche jetzt wirklich diesen Start…‘ In der ersten Kurve werden die Ellbogen ausgefahren."
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