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Spannendes Saisonfinale in Brands Hatch

Kolumne von Patric Muff
Patric Muff erlebte eine ereignisreiche Saison 2011

Patric Muff erlebte eine ereignisreiche Saison 2011

Am vergangenen Wochenende ging es zurück nach Brands Hatch zum Saisonfinale der Britischen Superbike-Meisterschaft.

Meine drei Ziele für das Finale in Brands Hatch waren klar: Qualifying – Top 20, Rennen – Podium und in der Gesamtwertung den vierten Platz verteidigen. Natürlich war auch noch die Hoffnung auf den dritten Gesamtrang, welcher allerdings mit einem Rückstand von 46 Punkten aus eigener Kraft nicht mehr zu erreichen war.

Am Freitagnachmittag konnten wir endlich das erste Mal auf die Strecke. Allerdings nur auf dem kurzen Indy-Circuit – aus Lärmschutzgründen (jetzt fängt das auch in England schon an). Das Training lief gut, doch wie immer war die Suche nach den optimalen Fahrwerkseinstellungen schwierig. Am Samstagmorgen ging das Testen auf der langen GP-Variante während zwei freien Trainings weiter. Es lief immer besser, und so stand ich nach dem dritten freien Training als 2. EVO-Pilot auf der Zeitenliste und konnte mich bei allen Trainings in den Top-20 etablieren. Was natürlich auf ein gutes Qualifying hoffen liess. Leider blieb der gewünschte Erfolg aus. Vielleicht etwas zu verbissen, kam ich nicht mehr an die Zeit vom Morgen heran, und es gelang mir die erwünschte ultra-schnelle Runde nicht. So reichte es schlussendlich nur für den 24. Startplatz (EVO 5.).

Viel Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, hatte ich allerdings nicht. Ein paar Stunden später ging es bereits zum ersten Mal an diesem Wochenende auf die Startaufstellung. Mit einem guten Start konnte ich bereits vor der ersten Kurve einige Plätze gutmachen und kam so als Dritter (EVO) auf Podiumskurs aus der ersten Runde zurück. Ich konnte mich mit Kiyonari und Richards ein wenig von der Verfolgergruppe absetzen, und es ging nicht lange, bis Richards Kiyo überholte. Ich dagegen fand leider keinen Weg an ihm vorbei. Ehrlich gesagt, hätte es vielleicht schon die eine oder andere Möglichkeit gegeben, aber in der Hoffnung auf einen Honda-Werksvertrag war mir das Risiko, den amtierenden Champion aus dem Weg zu räumen, dann doch zu gross. Ich hatte dafür nach ein paar Runden ganz andere Sorgen. Burrell konnte die Lücke schliessen und hing mir am Heck. Mein Grip wurde von Runde zu Runde schlechter, und so überholte er mich dann. Obwohl ich alles daran setzte, den Anschluss nicht zu verlieren, half es am Schluss auch nichts, dass ich nur um 0,08 Sekunden das Podium verfehlte.

Nach dem Motto: Neuer Tag neues Glück hatte ich am Sonntag nochmals zwei Chancen, einen weiteren Pokal nach Hause zu bringen. Zuerst ging es aber früh morgens ans Autogramme schreiben. Um 8.45 Uhr stand der Pitwalk auf dem Programm. Meine Annahme, dass so früh sowieso noch fast keine Fans vor Ort sein werden, verflog ziemlich schnell, als ich die endlose Schlange erblickte. Die Engländer überraschen mich doch immer wieder. Danach bei nassen Bedingungen an das Warm-up. Die Hoffnung, noch etwas auszutesten, wurde somit ebenfalls zunichte gemacht. (Dass ich noch völlig unsinnig kurz zu Boden musste, klammere ich an dieser Stelle einmal aus.)

Am Mittag wurde es dann auf halbtrockener Strecke ein weiteres Mal ernst. Ich erwischte den tollsten Startplatz, denn im Vergleich zu den meisten anderen war der Belag unter mir komplett nass. Meine Sorge, dass ich mit durchdrehendem Hinterreifen völlig quer durch die Gegend schoss, bestätigte sich dann zum Glück jedoch nicht. Ich kam gut weg und kam als Vierter (EVO) aus der ersten Runde zurück. Aufgrund der schwierigen Bedingungen mit den vielen nassen Stellen kam es zu einigen Stürzen. Auch ich hatte einige Mal mehr Glück als Verstand, aber ich brachte mein bestes Saisonergebnis nach Hause: Dritter Platz (EVO) und 11. Platz in der offiziellen Wertung.
 
Trotzdem bauten wir das Fahrwerk für das dritte und letzte Rennen nochmals um. Der vierte Platz der Gesamtwertung war gesichert, und somit war nicht mehr viel zu verlieren. Ja, was soll ich sagen? Es hätte auch gut gehen können. Leider baute der Grip nach zwei Runden bereits massiv ab. Bis Rennmitte konnte ich mich jedoch auf dem zweiten Platz (EVO) halten. Doch dann drehte sich der Hinterreifen zu allem Überfluss noch nach, und ich bekam durch die entstehende Unwucht übles Chattering beim Einlenken. Chancenlos musste ich mit ansehen, wie zuerst Burrell an mir vorbeischoss und dann auch noch Smart zwei Runden vor Schluss kam. Chancenlos musste ich mich somit im letzten Rennen der Saison mit einem erneuten vierten Platz zufrieden geben. Ich glaube, noch nie ist jemand so oft in einem Jahr Vierter geworden.

Nichtsdestotrotz habe ich nebst dem verpassten zweiten Qualifying alle Ziele an diesem Wochenende erreicht und konnte die Saison erfolgreich abschliessen. Den Schritt in die Britische Superbike-Meisterschaft zu wagen, war wohl die beste Entscheidung, die ich in meiner Rennsportkarriere getroffen habe. Ich möchte mich von Herzen bei David und Ian bedanken, die mir die Chance gegeben haben, in dieser einmaligen Motorsportserie zu fahren, dem ganzen Tyco Honda Racing Team, den Sponsoren, Gönnern, 100er Club Mitgliedern und allen weiteren Personen, die mich in irgendeiner Form unterstützt haben. Schon bald geht es an die Vorbereitungen für nächste Saison, denn für mich gibt es nur ein Ziel: Im 2012 in der offiziellen Wertung der Britischen Superbike-Meisterschaft zu starten.
 

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