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Gerhard Berger kontert Audi: «Dann hör' morgen auf!»

Von Andreas Reiners
Ein Indy-Restart ist attraktiver als eine Slow Zone

Ein Indy-Restart ist attraktiver als eine Slow Zone

Das Safety Car ist in der DTM in dieser Saison nach vier Einsätzen in sechs Rennen ein heiß diskutiertes Thema. Kommt die Sprache allerdings auf die Slow Zone, geht es richtig rund.

Bei Gerhard Berger gibt es Themen, da reicht ein Stichwort. Dann legt der DTM-Chef los, dann sprudelt es aus ihm heraus. «Slow Zone» ist so ein Stichwort für den Österreicher.

Er wurde bereits in Zolder im Gespräch mit SPEEDWEEK.com sehr deutlich, und auch in Misano reichte der Hinweis, dass nun nicht mehr nur Marco Wittmann lieber eine Slow Zone sehen würde als das X-te Safety Car.

Sondern auch Audis Motorsportchef Dieter Gass, der nach dem Samstagrennen monierte: «Die Safety-Car-Phasen haben zu viel Einfluss auf das Rennergebnis. Damit haben wir ein Problem. Ich weiß nicht, ob das fair ist.»

Es war das vierte Mal im fünften Saisonrennen, dass die Rennleitung ein Safety Car herausschickte. Auch bei vergleichsweise harmlosen Vorfällen.

Wittmann, der vom letzten Startplatz aus ins Rennen ging, hatte noch in Runde eins gestoppt und davon profitiert, dass sein Markenkollege Joel Eriksson seinen BMW nach zwei Runden am Streckenrand abstellte. Wittmann managte nach seinem frühen Stopp allerdings auch auf beeindruckende Art und Weise seine Reifen bis zum Ende des Rennens. Aber klar: Möglich machte die Aufholjagd das Safety Car.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Es gebe diverse Möglichkeiten, um auf Vorkommnisse zu reagieren, meinte Gass. «Wenn ich in so einer Situation keine Slow Zone mache, wann dann?», so der Audi-Boss.

Für Berger war das eine Steilvorlage, seine unverhohlene Abneigung gegen Instrumente wie die Slow Zone oder das Virtual Safety Car zu unterstreichen.

«Das ist ein offizielles Statement: Dann hör morgen auf mit der Sache. Der Motorsportler, der heute noch nicht verstanden hat, dass die Slow Zone das Schlimmste ist, das der Motorsport je gemacht hat, der versteht nicht, was der Zuschauer will», sagte Berger SPEEDWEEK.com. Nun muss man dazu sagen, dass dies nicht wortwörtlich als Ausstiegsempfehlung zu verstehen ist. Es ist Bergers Art, sein Unverständnis zu unterstreichen.

Denn eine Slow Zone gibt es bei ihmnur, wenn festgestellt wird, dass so etwas aus taktischen Gründen genutzt werden würde. Das also ein Hersteller ein Auto im Kiesbett parkt, um die Taktik eines Teamkollegen aufgehen zu lassen.

Theoretisch wäre Erikssons Ausfall so ein Fall gewesen, denn er spielte Wittmann in die Karten. Doch der Zwischenfall war unstrittig, an dem technisch bedingten Ausfall gab es nichts zu rütteln. Wobei man auch sagen muss: Der Verdacht wurde auch nicht offen geäußert.

Dafür ist unter Berger die Vorgabe klar: Wo früher eine Slow Zone eingesetzt worden wäre, kommt heute das Safety Car, weil jeder Indy-Restart in Zweierreihen optisch und sportlich deutlich attraktiver ist. Unterhaltung für den Fan, der spektakuläre Szenen sieht, unter Umständen aber auch ein Rennen, das über den Haufen geworfen wird. Dass derjenige, der davon negativ getroffen wird, meckert, gehört zum Sport dazu.

Gass hat es auch noch nicht verstanden

Bergers genereller Rat: «Dieter Gass muss nur schauen, dass seine Autos auf der Strecke bleiben, dann gibt es weniger Safety Cars. Das ist ein bisschen nach dem Prinzip: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Auf der einen Seite Wheel-to-Wheel-Racing, aber dann soll es nie einen Vorfall geben. Das sind die Leute, die sich überhaupt nicht in die Rolle des Fans denken können. Und bei Dieter Gass ärgern mich solche Aussagen, denn dann hat er es auch noch nicht verstanden.»

Ein weiterer Seitenhieb in Richtung Audi: «Wer lieber Slow-Zone-Rennen fährt, ist wirklich besser in der Formel E aufgehoben. Dann kann man dreimal im Rennen Slow Zone fahren, das ist weniger anstrengend.»

Berger verriet, dass es zum Beispiel auch bei der Einführung des Indy-Restarts Diskussionen gab. «Da hieß es: ‚Um Gottges Willen, wie sollen die Autos nur durch die erste Kurve kommen, dann gehen die Autos kaputt.‘ Ich habe aber einen Kunden da draußen, der will ein Rennen sehen und keine Demonstrationsfahrt.»

Die Emotionalität herausnehmen

Gass wollte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com «die Emotionalität ein wenig herausnehmen. Die Slow Zone ist für Situationen wie am Samstag geeignet, ohne das Rennen zu verfälschen. Das gleicht sich normalerweise aus: Aber es war das vierte Safety Car im fünften Rennen. Da fehlt es mir dann, dass man die Rennen sportlich auf der Strecke ausfährt. Dass der Letzte das Rennen gewinnt, passiert unter normalen Umständen eben einfach nicht.»

Er verstehe den DTM-Chef, «aber wenn das die Einschätzung ist, dann machen wir die Slow Zones weg, dann ist die Sache auch klar. Dann weiß jeder, wo er dran ist, dann darf auch keiner mehr rumheulen.» Bis zum nächsten Safety Car.


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