MotoGP: Pramac-Boss schießt gegen Ducati

Ferdinand Habsburg: Es zweifelten viele an meinem Job

Von Gerhard Kuntschik
BMW-Pilot Philipp Eng und Ferdinand Habsburg, der im Neulingsteam R-Motorsport sein DFTM-Debüt feierte, sprechen im Interview mit SPEEDWEEK.com über ein ereignisreiches Jahr.
Wie sieht Eure Saisonbilanz aus?

Philipp Eng: Es ist klar, dass wir in der zweiten Saisonhälfte im Hintertreffen waren. Bei mir hat leider gar nichts mehr gepasst. Technische Defekte, Starts deswegen aus der Boxengasse, kein Grip mehr im Rennen.

Ferdinand Habsburg: Ich bin einmal ehrlich überrascht, wie sehr ich es genießen konnte, einen DTM-Aston zu fahren. Es war etwas Besonderes, vom Formel-3-Monoposto in den stärkeren und schwereren Tourenwagen umzusteigen. Es war die richtige Entscheidung. Was mich überraschte: Wie viel Präzision und Zeit man in das Lernen des Reifenmanagements investieren muss.

Die Reifen waren wohl für alle ein Kriterium?

PE: Nein, es lag bei uns eher am Auto. Wir bekamen ein Problem, das bisher nicht zu lösen war. Ich konnte mich in den Schlussphasen der Rennen nicht mehr gegen die Gegner wehren. So verloren wir viele gute Plätze.

FH: Reifenmanagement ist die erste Priorität, die viel Erfahrung verlangt. Das richtige Gefühl zu bekommen, das dauert. Aber ich nähere mich Schritt für Schritt…

Wie zufrieden könnt Ihr sein? Erste DTM-Punkte für Ferdinand, erster Sieg für Philipp?

FH: Wir haben uns sicher mehr erhofft, mehr Punkte, ein schnelleres Aufholen. Aber DTM zu fahren ist komplex, vor allem, wenn man nur geringe Vorbereitungszeit hat. Wir wissen, dass wir zuerst einmal mehr Leistung brauchen, um mehr Geschwindigkeit auf den Geraden zu ermöglichen. Auch beim Bremsen gibt es Verbesserungspotenzial. Wenn du auf den Geraden mehr Speed hast, verändert sich auch das Einlenk- und Kurvenverhalten. Das alles müssen wir besser in den Griff bekommen. Eigentlich fühlte sich das Auto am Freitag im freien Training auf jeder Strecke schwierig an. Aber wir hatten das Potenzial, Punkte zu holen.

PE: Anfangs der Saison zufrieden, ja, da waren wir immer vorn dabei. In Assen hat sich das Blatt völlig gewendet, zu unseren Ungunsten. Audi wurde ab Misano immer stärker, wir konnten nicht dagegenhalten – bis jetzt. Das Überholen wurde für mich in den letzten Rennen immer schwieriger.

Hat sich BMW im Finale zu stark auf Marco Wittmann konzentriert?

PE: Nein, das glaube ich nicht. Wir hatten die gleichen Phasen, das Herangehen war das gleiche.

Mit der Strategie der Boxenstopps und den Safety-Car-Phasen warst Du meistens auch nicht auf der glücklichen Seite…

PE: Überhaupt nicht. In Hockenheim hätte ich ein Podium erreicht, auf dem Norisring ähnlich. Dennoch, das eine oder andere Mal ging es auch gut.

Ist bei Aston Martin beabsichtigt, den Fahrern, die heuer die Aufbauarbeit leisten, auch nächste Saison die Ernte zukommen zu lassen?

FH: Das hoffe ich. Kontinuität wäre schon wichtig, die ermöglicht eine bessere Einschätzung. Ich lerne immer noch dazu. Das anerkennt auch die Teamführung.

Deine Leistungen waren ja besser, als es die Punktetabelle aussagt. Ist das frustrierend?

FH: Ja, das stimmt. Es hätte ohne Defekte mehr herausschauen können. Aber das Team kann abschätzen, was der Technik zuzuordnen ist und was dem Fahrer. Sie kennen die Daten.

Philipp, fährst Du nächstes Jahr wieder DTM, Dein BMW-Vertrag läuft ja weiter?

PE: Klar ist, dass ich bei BMW bleibe, aber in welcher Serie, weiß ich noch nicht. Ich denke, ich habe mich heuer sicher nicht blamiert.

Wie verläuft die restliche Saison nach dem DTM-Finale?

PE: Ich komme noch im Petit Le Mans in Road Atlanta wie geplant zum Einsatz. Für nächstes Jahr hoffe ich auch auf eine Rückkehr nach Daytona (wo Eng Titelverteidiger in der GTE-Klasse ist, Anm.) und Sebring zu den Langstrecken-Klassikern.

Ferdinand, war der Name Habsburg für Dich im Rennsport bisher Unterstützung, Hilfe oder ein Hindernis?

FH: Es zweifelten viele, ob das der richtige Job für mich ist. Aber er passt. Ich bedanke mich bei meinen Eltern für eine "normale" Erziehung. Ich versuche so authentisch zu sein wie nur möglich.

Dein Vater Karl war früher öfter bei Deinen Formel-3-Rennen, in der DTM aber nicht mehr so oft?

FH: Er kam heuer auf den Norisring, aber insgesamt ist er viel unterwegs und hat nur wenig Zeit. Er will sich nicht einmischen in meinen Job, er sagt: Wenn du willst, dass ich komme, dann komme ich. Ich will natürlich mein eigenes Ding machen, und das versteht mein Vater sehr gut.

Du bist ja zuletzt übersiedelt…

FH: Ja, aus London zurück nach Wien.

Was war der Grund?

FH (lacht) Weil es in Wien viel schöner ist! Wenn ich Zeit für mich habe, bin ich gern auf dem Rad unterwegs, mache Skitouren, wandere. Das geht hier eben besser. Deshalb bin ich auch immer wieder in Salzburg. Und außerdem wurde ich für Jänner zum Bundesheer einberufen. Da ist es gut, wenn ich am Wochenende nicht weit nach Hause habe. Und in Wien sehe ich dann auch meine Schwester (Eleonore ist mit Formel-E-Pilot Jérome d’Ambrosio liiert) wieder öfter.

Wie läuft es dann mit Rennsport im nächsten Jahr?

FH (Schmunzelt) Das wird gehen! Ich werde in der Heeressport und -nahkampfschule sein. Ich kann dem Land etwas zurückgeben und etwas Gutes tun.

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