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Alex Zanardi: «Siegeshunger bei Ferrari ist gewaltig»

Von Mathias Brunner
Alex Zanardi

Alex Zanardi

​Für den früheren Formel-1- und IndyCar-Piloten Alex Zanardi ist es logisch, dass Sebastian Vettel und Ferrari WM-Favoriten sind: «Der Siegeshunger in diesem Team ist gewaltig, und ein ganzes Land steht hinter Ferrari.»

Die Rennlegende Alex Zanardi lag mit seiner Vorhersage für die Saison 2017 richtig. Im September 2016 sagte der Italiener: «Ich wünsche mir einen GP-Sport, in dem der Pilot wieder wichtiger ist und mehr Fahrer um den Titel kämpfen als nur aus einem Team. Bei Ferrari hat es viele Änderungen gegeben, die ganzen Umstellungen müssen erst Früchte tragen. Das wahre Ferrari erleben wir daher meiner Meinung nach erst in der Saison 2017.»

So weit sind wir nun, und Sebastian Vettel tritt in Kanada als WM-Leader an. Zanardi bestätigt anlässlich einer Veranstaltung des nationalen olympischen Komitees von Italien in Rom: «Inzwischen brauchst du keine Kristallkugel mehr um zu sagen – Vettel ist prima auf Kurs, um mit Ferrari Weltmeister zu werden. Wenn du in der WM 25 Punkte Vorsprung hast, dann ist es logisch, dass du die Favoritenrolle zugeschoben bekommst.»

Obschon Zanardi angedeutet hatte, dass wir 2017 ein stärkeres Ferrari erleben werden, gibt der frühere Formel-1- und IndyCar-Fahrer zu: «Keiner hätte gedacht, dass Ferrari im Winter ein solch grosser Schritt nach vorne gelingen würde, auch ich nicht. Du spürst, dass alle Werksmitarbeiter in Maranello vom Gedanken beseelt sind, das zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Aus verschiedenen Gesprächen mit Ferrari-Leuten wird klar – da ist ein enormer Siegeshunger. Und hinter Ferrari steht ein ganzes Land, das sich nach dem WM-Titel verzehrt.»

Zur Erinnerung: Ferrari ist seit 2007 (Fahrertitel mit Kimi Räikkönen) und 2008 (Markenwertung) ohne Formel-1-WM-Gewinn.

Alex Zanardi – ein Gigant

Alex Zanardi (50) hat bei den Paralympics in Rio 2016 seine insgesamt vierte Goldmedaille geholt, dazu eine Silbermedaille. Die gewann Zanardi ausgerechnet am 15. September, also exakt 15 Jahre nach seinem fürchterlichen Unfall auf dem Lausitzring, der ihn seine Beine gekostet hat. Der 15. September 2001 hat das Leben von Alex Zanardi komplett verändert: Bei einem IndyCar-Unfall auf dem Lausitzring wäre der Italiener fast verblutet, die schell und klug handelnden Ärzte konnten sein Leben, nicht aber seine Beine retten.

Zanardi, von 1991 bis 1999 in der Formel 1 unterwegs, vorher und nachher im IndyCar-Sport, geniesst seit seinem schlimmen Unfall 2001 in der Lausitz weit über Motorsportkreise hinaus Heldenstatus: Wie er mit seinem Schicksal fertig wurde und trotz seiner verlorenen Beine sein Leben meistert, ist nicht nur für behinderte Menschen ein leuchtendes Vorbild.

Nur einen Tag vor dem besonderen Datum triumphierte Zanardi im Handrad-Wettbewerb der Klasse H5 (in den Klassen H1 bis H4 wird liegend gefahren, in der H5 knieend). Zum Abschluss gab er am Freitag noch einmal alles und sicherte sich im Mannschaftsrennen gemeinsam mit Vittorio Podesta und Luca Mazzone für Italien erneut Gold. Es war das vierte Gold für Zanardi, nachdem er in London 2012 Zeitfahren und Strassenrennen der Klasse H4 gewonnen hatte, zudem gab es damals mit der italienischen Mannschaft Silber. Seit 2013 tritt Alex in der Klasse H5 an.

Wer mehr über das Leben von Alex Zanardi erfahren will, dem lege ich sein hervorragendes Buch «Nicht zu bremsen» ans Herz. Es ist im Fachhandel erhältlich.

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