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Ross Brawn – Marchionne (Ferrari): Eine Beleidigung!

Von Mathias Brunner
Ross Brawn mit Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner

Ross Brawn mit Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner

​GP-Stratege Ross Brawn hat vom Genöle des Ferrari-Präsidenten Sergio Marchionne genug. Der Engländer sagt: «Ich finde es persönlich beleidigend, uns zu unterstellen, wir verpfuschten die DNA der Formel 1.»

Sergio Marchionne und Ross Brawn verstehen sich so gut wie Öl und Wasser. Der italienische Ferrari-Chef hat wiederholt Sätze gesagt wie: «Die Formel 1 gehört zur DNA von Ferrari. Aber wenn der Rahmen des GP-Sport so verändert wird, dass wir ihn letztlich nicht wiedererkennen, dann spielen wir nicht mehr mit. Dann werde ich nach einer Alternativ-Strategie suchen und die Formel 1 ersetzen. Durch eine vernünftigere Lösung.»

Marchionne wirft der neuen Sportführung mit dem Formel-1-CEO Chase Carey und dem GP-Strategen Ross Brawn vor, den Sport zu Gunsten von mehr Show zu verwässern, Marchionne sprach von einer Formel 1 auf NASCAR-Niveau.

Der Spitzenmanager polterte: «Was mir gegen den Strich geht, das ist, wenn Ross Brawn hergeht und der BBC eröffnet, dass die Grid-Girls verschwinden müssen. Und wie Motoren und Chassis sein sollten. Er verhält sich wie Moses, der die zehn Gebote vorliest. Und wenn ich dann den Chef von Moses anrufe, dann sagt der mir – das war seine persönliche Meinung. An so einem Diskurs will ich nicht teilnehmen. Ich will mich mit den Beteiligten an einen Tisch setzen und reden. Die Medien da miteinzubeziehen, das ist nicht hilfreich.»

Dass Marchionne selber weltmeisterlich und unablässig auf dem Medienklavier herumklimpert, das ignoriert der Schelm.

Ross Brawn hat nun genug gehört. Der 63jährige Engländer gilt im Fahrerlager als umsichtig, klug, weitblickend, ausgeglichen, gleichzeitig als echter Racer. Und es stört den früheren Wegbegleiter von Michael Schumacher, dass ausgerechnet ihm, dem technisch Versierten, unterstellt wird – er wolle an der DNA der Formel 1 herummurksen.

Ross Brawn bei Radio Sport Neuseeland: «Ich finde es persönlich beleidigend, wenn mir nachgesagt wird, ich wolle die Formel 1 dem Massengeschmack anpassen.» Auf Englisch sagt Brawn «to dumb down the sport», was viel schöner klingt und frei übersetzt, aber nicht falsch als verblöden ausgelegt werden darf.

Brawn stellt derzeit die Weichen zur Zukunft der Formel 1 – mit Rennwagen, die herzhaftes Attackieren erlauben; mit Motoren, die erschwinglich sind; mit Kosten, welche den Teams das Überleben ermöglichen.

Ross Brawn sagt: «Es ist ganz wichtig, dass wir eine klare Vorstellung davon haben, wohin sich der Sport bewegen soll. Ich finde es überaus frustrierend, wenn wir beschuldigt werden, die DNA von irgend etwas zu verändern. Die Formel 1 bietet eine lange Geschichte grossartigen Wettbewerbs, sie ist die Königsklasse des Autosports, wieso sollten wir sie mutwillig beschädigen?»

«Würden wir das Niveau des Sports wirklich herunterschrauben, so beschädigten wir den Kern der Formel 1, ja die geschäftliche Grundlage. Die Top-Teams geben das Zwei- bis Dreifache des Betrages aus, der es vor sechs Jahren erlaubte, an der Spitze mitzumischen. Aber niemand würde behaupten, dass der Sport damals weniger Formel 1 war. Es geht also lediglich um Abstufungen.»

«Wir müssen den Top-Teams klarmachen: Um die Formel 1 längerfristig in einem gesunden Rahmen laufen zu lassen, kommen wir nicht vorbei an gewissen Grenzen. Um besseren Sport zu bieten und den Rennställen das Überleben zu ermöglichen.»

«Klar geht immer jeder seinen eigenen Interessen nach. Wir haben hier nicht vorrangig ein technisches, sondern ein politisches Problem. Wir müssen uns darüber einig werden: Welche Rolle sollen die Teams spielen? Welchen Teil müssen wir übernehmen? Wie soll die FIA auftreten? Einen Sport zu regulieren, das ist ein heikles Thema, die Preisgeldverteilung ebenfalls, ganz zu schweigen von einem Budgetdeckel.»

«Wenn einige dieser Bereiche so umstritten sind, dann verwölkt das andere Themen. Was also im Grund eine einfache technische Herausforderung ist, kann kompliziert werden, wenn einige Teams aus eigennützigen Gründen nicht mitziehen wollen.»

«Im grossen Ganzen wird unsere technische Grundrichtung von den Rennställen unterstützt. Die Teams verstehen, dass wir von 2021 sprechen, dass sie also kurzfristig nicht betroffen oder benachteiligt werden. Und dass es im Zentrum unseres Interesses liegt, bessere Lösungen für die Zukunft zu finden.»

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