Jean-Pierre Beltoise verstorben, Trauer in Frankreich

Von Mathias Brunner
Nach zwei Hirnschlägen ist der frühere französische Motorrad- und Autorennfahrer Jean-Pierre Beltoise verstorben. Der Sieger des Monaco-GP 1972 wurde 77 Jahre alt.

Unser französischer Kollege Jean-Louis Moncet hat eine traurige Nachricht zu verkünden: Der frühere Motorrad- und Automobilrennfahrer Jean-Pierre Beltoise ist tot. Der Pariser starb während Ferien in Afrika an den Folgen von zwei Hirnschlägen. Beltoise hinterlässt seine Gattin Jacqueline (die Schwester des 1973 tödlich verunglückten GP-Stars François Cevert) und seine beiden erwachsenen Söhne Anthony und Julien.

Beltoise war in den 60er und 70er Jahren in seiner Heimat der grösste Rennstar, ein Pilot, der sich mehr als die meisten anderen Rennfahrer durch alle Widrigkeiten kämpfte.

Beltoise begann seine Karriere auf zwei Rädern und gewann in nur drei Jahren elf nationale Titel. Von 1962 bis 1964 trat er auch in der Motorrad-WM an, und zwar in allen Klassen (50 ccm, 125, 250 und 500 ccm). 1964 wurde er WM-Sechster in der 50er Klasse.

Da gehörte sein Herz aber bereits dem Autosport. Und der hätte ihn fast ums Leben gebracht: Bei einem fürchterlichen Unfall im 12-Stunden-Rennen von Reims wurde sein linker Arm so kompliziert gebrochen, dass Beltoise nie wieder die volle Funktionstüchtigkeit zurückgewann. Wann immer es beim Fahren um schiere Kraft ging, musste der Franzose mit Bewegungen aus der Schulter und vermehrtem Einsatz des anderen Arms kompensieren.

Allein aus diesem Grund ist es nur zu bewundern, welche Karriere Beltoise auf vier Rädern gelang: Von der Formel 3 (französischer Meister 1965) stieg er schnell in die Formel 2 auf, wo er sich 1968 den Titel holte. Zu diesem Zeitpunkt war er schon Grand-Prix-Fahrer: sein Debüt gab er ausgerechnet auf der schwierigsten Rennstrecke der Welt, dem Nürburgring. Mit einem Formel-2-Matra wurde er beim Deutschland-GP 1966 Achter – als schnellster Fahrer der F2-Gilde.

Beltoise blieb Matra bis ins Jahr 1971 treu, Privatleben und Karriere waren jedoch weiter von Rückschlägen geprägt: 1966 kam seine erste Gattin Éliane bei einem Autounfall ums Leben, 1971 wurde er in Argentinien für den Tod des Ferrari-Piloten Ignazio Giunti verantwortlich gemacht – Beltoise hatte seinen spritlosen Renner auf der Rennstrecke geschoben, Richtung Boxen, der Italiener konnte nicht ausweichen und starb im Flammenmeer. Beltoise wurde eine Weile die Rennfahrerlizenz entzogen.

Jean-Pierre Beltoise wechselte für 1972 zu BRM und gewann im Regen-GP von Monaco seinen einzigen Grand Prix. Die Verhältnisse waren wie gemacht für das extreme Feingefühl des Parisers, und Lenkkräfte spielten bei solchen Bedingungen keine Rolle.

Er absolvierte für Ligier die meisten Testfahrten im Hinblick auf deren Formel-1-Debüt der Franzosen 1976, doch Teamchef Guy Ligier und Hauptgeldgeber Gauloises gaben dem sechs Jahre jüngeren Jacques Laffite den Vorzug. Damit war Jean-Pierres Formel-1-Karriere beendet. Beltoise war darüber jahrelang verbittert.

Nach 86 Formel-1-WM-Läufen (bestes WM-Ergebnis: WM-Fünfter 1969, drei Podestplatzierungen) sattelte Beltoise in den Tourenwagensport um und wurde zwei Mal französischer Meister. Auch bei den in Frankreich überaus beliebten Eisrennen schlug sich Beltoise hervorragend.

Jean-Louis Moncet sagt: «Es war Jean-Pierre, der in den 60er Jahren dem Automobilsport in Frankreich frischen Schub gegeben hat. Allein aus diesem Grund werden wir ihn nie vergessen.»

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