Australien: Rosberg bleibt 1., Sauber-Lösung in Sicht

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg bleibt in Australien der schnellste Mann

Nico Rosberg bleibt in Australien der schnellste Mann

Zweites freies Training zum Australien-GP im Albert Park von Melbourne: Die Silberpfeile liegen exakt um jene sieben Zehntelsekunden vorne, die wir beim Wintertest errechneten.

Fast zeitgleich begann für Sauber die Arbeit: Auf der Rennstrecke stülpten sich Marcus Ericsson und Felipe Nasr die Sturzhelme auf, um endlich auf die Melbourne-Bahn zu gehen. Im ersten Training hatten sie aus rechtlichen Gründen noch zugeschaut. Vor Gericht in der Innenstadt trafen sich die zerstrittenen Parteien vor Richter Clyde Croft.

Der frühere Sauber-Fahrer Johnny Herbert macht sich Sorgen: «Die Sache zwischen Sauber und Giedo van der Garde ist das eine. Aber da gibt es ja auch noch Adrian Sutil, der offenbar ebenfalls einen gültigen Vertrag für die Saison 2015 hat. Da habe ich noch gar nichts gehört. Ist das der nächste Schlamassel, der auf uns zukommt?»

Andere hatten andere Sorgen: Beim Red Bull Racing-Renner von Daniel Ricciardo musste die Antriebseinheit gewechselt werden. Der Australier war im zweiten freien Training nicht auf der Bahn zu sehen.
Auch Felipe Massa tauchte in Zivilkleidung auf: an seinem Mercedes-Motor gab es ein Wasserleck.

So weit waren die Techniker bei McLaren-Honda nicht: ein Teil der Probleme bei den Fahrzeugen von Jenson Button und Kevin Magnussen ging auf die Software zurück, ein anderer Teil auf die Lufteinlässe des japanischen V6-Motors, die ausgewechselt worden sind.

Die Piste präsentierte sich im zweiten Training sauberer, dafür gab es auch mehr Wind. Einige Fahrer beklagten sich über Funk über Windstösse. Aus den TV-Bildern geht oft nicht hervor, wie nahe wir hier am Meer sind und wie windig es in Melbourne sein kann.

Zwei Deutsche kämpften mit Problemen, die mit dem Wind nichts zu tun hatten: Nico Hülkenberg (Force India) beklagte sich über Vibrationen in der Lenkung, Nico Rosberg über einen Heckflügel, der sich nicht auf Position flach stellen liess. Am Wagen von Hülkenberg wurde daraufhin die Vorderradbremse zerlegt.

Erster Unfall des Jahres: Kevin Magnussen setzte seinen McLaren-Honda neben die Bahn, worauf das Training mit roter Flagge unterbrochen werden musste. Lotus-Testfahrer Jolyon Palmer: «Es machte den Anschein, als ob er einfach zu schnell in die Kurve ging und dann von der Ideallinie abkam.»

Kevin verneinte, an der Kurvenaussenseite aufs künstliche Gras geraten zu sein: «Das Heck ist mir einfach weggewischt, mit dieser Reaktion des Wagens hatte ich nicht gerechnet, ich wurde überrascht.»

Der McLaren-Honda blieb mit abgeknicktem linken Vorderrad liegen und musste mit einem Kranwagen weggehoben werden. Der Leidensweg von McLaren-Honda geht weiter.

Der frühere Formel-1-Pilot Martin Brundle als Zaungast an der Albert-Park-Rennstrecke: «Es ist von freiem Auge ersichtlich, welchen Vorteil alle Fahrer mit Mercedes-Motoren haben, weil der Motor unglaublich weich seine Kraft entfaltet.»

Sebastian Vettel gewann mit seinem Ferrari mit der weicheren Mischung 1,5 Sekunden pro Runde – nach einer halben Stunde war er mit 1:28,412 min Klassenbester. Ferrari-Stallgefährte Kimi Räikkönen maulte über Funk: «Das Auto liegt an der Vorderachse nicht ideal. Aber meine Runde war auch nicht gut.» Der Finne verlor auf den Deutschen etwas mehr als vier Zehntelsekunden.

Nach Hälfte des Trainings rückten die Silberpfeile das Bild zurecht: mit der weicheren Pirelli-Mischung (die Italiener haben die Mischungen mittelhart, weiss markiert, und weich, mit gelbem Streifen, nach Melbourne gebracht), da war Rosberg erneut Schnellster, mit sieben Zehntelsekunden Vorsprung auf den Ferrari von Vettel und einer Zehntelsekunde auf Hamilton.

Sieben Zehntel – das war der Vorsprung während der Wintertests. So falsch lagen wir also in Barcelona mit unserer Einschätzung nicht.

Probleme bei den Toro-Rosso-Jungs: Batteriewechsel am Wagen von Max Verstappen, daher konnte der 17jährige Niederländer nur sechs Runden drehen. Und Carlos Sainz junior hatte einen kurzen Dreher, weil er beim Anbremsen der zweitletzten Kurve sein rechtes Hinterrad aufs Gras setzte. Der Madrilene konnte aber gleich wieder weiterfahren.

Das führte auch zum Funklacher des Tages. Der Renningenieur von Carlos funkte dem jungen Sainz ins Auto: «Achtung, gelbe Flagge in Kurve 15!»

Sainz knurrte zurück: «Ja, ich weiss, die ist wegen mir.»

Jenson Button meldete kurz vor Trainingsschluss Leistungsverlust – Honda kommt mit Chassispartner McLaren einfach nicht vom Fleck.

Ärger bei Sauber: Marcus Ericsson kam mit rauchendem Reifen langsam an die Box zurück: Spurstange der linken Hinterradaufhängung gebrochen, das Rad stand schräg, das Ganze nach einem Ritt über die Randsteine ausgangs der Kurve zu Start und Ziel. Weil das Rad schräg stand, schliff es am Unterboden, daher die Rauchentwicklung.

Hoffnungsschimmer bei Sauber: Bevor die Verhandung am Obersten Gerichtshof von Melbourne auf Samstagmorgen 9.30 Uhr vertagt wurde, betonte der Anwalt von Giedo van der Garde, es gebe «konstruktive Gespräche mit Sauber, die heute Abend weitergeführt werden».

Das würde bedeuten: Vorderhand werden hier an der Rennstrecke so schnell keine Gerichtsvollzieher aufmarschieren.

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