Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Pat Symonds (Williams): Startfeld umdrehen? Gute Idee

Von Mathias Brunner
Pat Symonds (Bildmitte) am Wagen von Felipe Massa

Pat Symonds (Bildmitte) am Wagen von Felipe Massa

​Ausgerechnet GP-Urgestein Pat Symonds (62) findet die revolutionäre Idee von Bernie Ecclestone prima, das Startfeld umzudrehen. Der Williams-Technikchef sagt wieso.

Als Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone die Idee auf den Tisch brachte, trauten einige Formel-1-Teamchefs ihren Ohren nicht: Um spannende Grands Prix servieren zu können, machte der Baumeister des modernen GP-Sports allen Ernstes den Vorschlag, die Reihenfolge der ersten Zehn in der Startaufstellung umzudrehen. Der Schnellste müsste also von Startplatz 10 ins Rennen gehen, der Zweitschnellste vom neunten Platz und so fort. In den Formel-1-Foren fand die Idee unter den Fans wenig Anklang. Tenor der Fans: Wieder so eine Schnapsidee, wieder ein künstlicher Eingriff. Viele argumentieren: Was bitteschön hat das mit der DNA der Formel 1 zu tun, wonach Speed belohnt wird?

Erstaunlicherweise findet ausgerechnet das Formel-1-Urgestein Pat Symonds, seit bald 35 Jahren im GP-Sport, die Idee gar nicht so übel. Beim früheren Technikchef von Benetton und Renault sollten wir Erfahrung und langjähriges Wirken in der Formel 1 nicht mit Traditionalismus verwechseln. Pat Symonds sagt: «Ich bin frischen Ideen gegenüber immer aufgeschlossen. Daher halte ich auch nichts von den Argumenten der Halo-Gegner, den Kopfschutz nicht einführen zu wollen, weil das nicht mehr wie ein Formel-1-Renner ausschaue. Wir reden hier davon, Menschenleben zu retten, da muss ich doch nichts mehr diskutieren!»

Und was war da nun mit der Startaufstellung? Pat Symonds sagt bei den Kollegen der britischen Sky: «Die Aufstellung auf den Kopf zu stellen, wäre der richtige Impuls, damit endlich mal ein Übel an den Wurzeln gepackt wird. Und dieses Übel heisst seit Jahren – die Aerodynamik ist so komplex, dass die Piloten einfach nicht nahe genug zu einem Gegner aufschliessen können.»

«Bislang war die Denke bei den Top-Teams: Wir bauen ein möglichst schnelles Auto, das stellen wir auf die Pole-Position, und von dort fahren wir in möglichst unverwirbelter Luft dem Sieg entgegen.»

«Was wäre nun, wenn wir sagen würden: Egal, wir gut euer Auto ist, euer Mann wird mitten im Feld, also mitten in der so genannten „dirty air“ starten müssen. Dann endlich wären die Designer dazu gezwungen, sich auch mit der komplizierten Frage zu beschäftigen, wie man einen Rennwagen in verwirbelter Luft so baut, dass es konkurrenzfähig ist.»

Pat Symonds hatte dafür plädiert, die grosse Revolution in der Formel 1 auf 2017 zu verschieben. Bei der Abstimmung morgen Dienstag, 26. April, wird er nicht viel Gehör finden. «Es ist zu spät. Aber ich habe einfach Bedenken. Wir bauen die Autos so um, dass das grösste Problem nicht behoben ist – dass es nämlich auch in Zukunft ganz schwierig sein wird zu überholen. Und wir wollten doch eigentlich eine bessere Show bieten. Wir sind in der Formel 1 des Vergehens schuldig, dass wir nicht fundamental genug über die Zukunft nachdenken.»

«Statt dessen haben wir einige Kurzschlussreaktionen auf sportlicher Seite erlebt (Symonds spielt zweifellos auf das jämmerliche Theater um die Ausscheidungs-Quali an. M.B.). Als Ingenieur sähe ich gerne einen anderen Ansatz. Da möchte ich, dass wir gründlich erforschen würden, wie wir besseren Sport bieten könnten. Solche eine Forschung ist machbar, aber jemand muss sie bezahlen und jemand muss sich durchführen. Wie es scheint, müssen wir dazu gezwungen werden, endlich aufzuwachen und den Fans zu geben, was sie wollen.»

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