Argentinien: Spanische Allianz stoppte Rossi nicht

Von Günther Wiesinger
Auch ohne  seinen Wunschreifen schnell: Rossi (links) mit Viñales

Auch ohne seinen Wunschreifen schnell: Rossi (links) mit Viñales

Valentino Rossi wünschte sich nach dem Katar-GP von Michelin einen Vorderreifen mit härterer Karkasse, die Mehrheit der Fahrer war dagegen. Rossi kratzte es nicht.

Valentino Rossi stellte beim Katar-GP die neue, weichere Vorderreifen-Konstruktion von Michelin als Ursache seiner Probleme dar. Zur Erinnerung: Er schaffte dort nur den zehnten Startplatz und Platz 13 im Warm-up.

Rossi hatte bei Bridgestone viel Vertrauen zum vergleichsweise harten Vorderreifen, dieser fehlte ihm bei den Wintertests 2017, denn die härtere Konstruktion von Michelin befand sich nicht mehr in der «Allocation».

Michelin entschied sich aber dann nach den Beschwerden kurzfristig, die letztjährige Konstruktion nach Argentinien zu verfrachten.

Aber das war kein Kniefall vor dem großen Rossi, sondern es hatten sich auch andere Fahrer beschwert.

Doch dann wurde Argentinien letzten Donnerstag von einem Generalstreik heimgesucht, die Vorderreifen aus dem letzten Jahr konnten nicht rechtzeitig an das Autódromo Termas de Río Hondo gekarrt werden. Sie sollten erst Samstagfrüh eintreffen.

Aber am Freitagnachmittag bei der Sitzung der Safety Commission wetterten einige MotoGP-Fahrer gegen die Verwendung dieses Reifens, der als vierter Vorderreifen zusätzlich in die Allocation (Zuteilung) gedrückt worden war, obwohl nur drei vorgesehen sind: weich, medium und hart. Jetzt sollte es also Rossis Wunschreifen als vierte Version geben.

Einige spanische Fahrerkollegen (es gibt zehn MotoGP-Spanier!) stiegen auf die Barrikaden. Sie vermuteten eine «Lex Rossi», eine Vorschrift zugunsten des Superstars, schließlich wurde dieser ominöse Vorderreifen (weiche Mischung, härtere Karkasse) am Samstag und Sonntag nicht an die Teams ausgeliefert. Die Mehrheit der Fahrer sprach sich bei der Abstimmung am Freitag gegen die Verwendung dieses «Rossi-Reifens» aus.

Da es am Samstag meist regnete und die Mischung dieses Pneus im Rennen wohl sowieso vielleicht zu weich gewesen wäre, wurde Rossi nicht so hart getroffen. Er fuhr im Nassen auf den siebten Startplatz und sicherte sich im Rennen Platz 2, nur 2,9 Sekunden hinter Maverick Viñales.

Natürlich sehen es die Fahrer nicht gern, wenn alles an die Öffentlichkeit durchsickert, was in der Safety Commission hinter verschlossenen Türen besprochen wird.

Cal Crutchlow meinte, es gäbe unter den Kollegen «eine Ratte», die alles ausplaudere.

In Wirklichkeit finden sich immer wieder Fahrer, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen und Insiderwissen preisgeben.

Inzwischen ist durchgesickert, dass nicht nur Rossi für den Vorderreifen mit der härteren Karkasse plädierte, sondern auch die Repsol-Honda-Asse Márquez und Pedrosa, Iannone und Cal Crutchlow.

Nun vermuten manche Experten, Márquez und Pedrosa wären mit der härteren Karkasse am Sonntag im Rennen nicht gestürzt, denn dieser Reifen hätte dort in Kurve 2 die Bodenwellen besser geschluckt.

Naja, da bewegen wir uns im Bereich der Spekulation. Denn  niemand kann abschätzen, ob das Repsol-Honda-Duo den schließlich nicht ausgelieferten Vorderreifen fürs Rennen ausgewählt hätte.

Cal Crutchlow brauchte ihn jedenfalls nicht, um seine LCR-Honda auf Platz 3 zu steuern.

Trotzdem: Die spanische Allianz gegen Rossi in der Safety Commission hat ihre Wirkung verfehlt.Sie ist im Sande verlaufen.

Denn der 114-fache GP-Sieger beendete das Rennen auf Platz 2. Aber vier namhafte Spanier (Lorenzo, Márquez, Pedrosa und Aleix Espagaró) stürzten.

Es stellt sich die Frage: Wenn fünf Topfahrer einen gewissen Vorderreifen bevorzugen, warum wird dieser dann nicht ausgeliefert?

Es geht ja in diesem Fall auch um die Sicherheit, wir erleben genügend Stürze übers Vorderrad.

Aber die Situation bessert sich bei Michelin, wo die Vorderreifen anfangs heftig kritisiert wurden.

2016 sahen wir beim Argentinien-GP am ganzen Weekend 25 Stürze in der MotoGP-Klasse, diesmal «nur» zwölf.

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