KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Ducati: Warum die Moto3 momentan kein Thema mehr ist

Von Günther Wiesinger
Ducati hat momentan dringlichere Baustellen als den Einstieg in die Moto3-WM, der verschoben wird, zumindest auf 2019. Zuerst muss die Werks-Ducati in der MotoGP konkurrenzfähig werden.

Im April 2016 tauchten erste Gerüchte auf, dass sich Ducati Corse mit der Entwicklung und dem Bau einer Moto3-GP-Maschine beschäftige.

Doch in einem Gespräch mit SPEEDWEEK.com dementierte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti am 27. April klar.

Nach dem Crash in der ersten Kurve beim Grand Prix auf dem Autódromo Termas de Rio Hondo Circuit und der tristen WM-Situation der Ducati-Stars Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo (sie haben nach zwei Rennen 30 beziehungsweise 45 Punkte Rückstand auf WM-Leader Maverick Viñales) geniesst das Projekt sowieso keine aktuelle Priorität mehr. Selbst «Dovi» konnte in Termas de Río Hondo im Rennen nur gegen Pramac-Ducati-Privatfahrer Danilo Petrucci und Aleix Espargaró (Aprilia) fighten. Er und Lorenzo kamen in Südamerika über die Startplätze 13 und 16 nicht hinaus!

Von der Moto3-Ducati redet deshalb vorläufig niemand mehr. Auch wenn Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari kürzlich so tat, als seit die Maschine schon bald einsatzbereit. Er würde die Renneinsätze gerne übernehmen.

Es war immer klar, dass die 250-ccm-Einzylinder-Viertaktmaschine von Ducati eher 2019 als 2018 startklar sein würde. Denn zuerst muss das Projekt Lorenzo/Ducati zum Erfolg geführt werden.

Dafür gibt es 12,5 Millionen Gründe.

Beim Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com beim Sepang-GP im Oktober 2016 machte Ducati-Renndirektor Gigi Dall'Igna aber unmissverständlich klar, dass die Moto3-Weltmeisterschaft in absehbarer Zeit ein Thema für die Roten wird und dass die Italiener so bald wie möglich gegen Honda, KTM, Mahindra und Peugeot in der kleinsten WM-Klasse um die Wette fahren wollen.

«Wir diskutieren bei Ducati ernsthaft über die Moto3», versicherte Gigi Dall'Igna. «Denn ich bin überzeugt, dass es für die Zukunft von Ducati wichtig ist, so ein Moto3-Projekt in Angriff zu nehmen. Aber wir müssen Schritt vor Schritt vorgehen. Im Moment fokussieren wir uns auf die MotoGP-Saison 2017 mit Jorge Lorenzo. Erst wenn in diesem Bereich alles wunschgemäß läuft, habe ich Zeit, mir über den nächsten Schritt Gedanken zu machen. Und der nächste Schritt wäre sicher die Moto3-Klasse.»

«Wir haben noch ein paar Aufgaben zu erledigen, bevor wir vereinbaren, in die Moto3-Kategorie hinein zu springen. Wir brauchen dafür ein Budget, wir brauchen Mitarbeiter, es gibt vorher einiges zu erledigen und zu besprechen. Aber ich bin überzeugt, dass die Moto3 ein sehr sinnvolles Zukunftsprojekt für Ducati wäre. Das gilt nicht nur für Ducati Corse, sondern ich meine damit das ganze Unternehmen Ducati», versichert der Italiener.

Das heißt: Ducati will die Modell-Palette eines Tages nach unten erweitern.

«Die Moto3 wäre auch für Ducati Corse von Bedeutung. Denn es gibt einen klaren Grund, warum wir Jorge Lorenzo zu einem Wechsel zu Ducati überreden konnten. Ich kenne ihn seit seinem 15. Lebensjahr, als er für Derbi in der 125er-WM fuhr. Dann ist er in meiner Aprilia-Zeit zweimal 250-ccm-Weltmeister geworden. Auch mein gutes Verhältnis zu Iannone geht auf die 125-ccm-Aprilia-Zeit zurück. Es ist wirklich wichtig, dass man die vielversprechenden Talente bereits in jungen Jahren kennenlernt.»

Zur Erinnerung: Als Chefkonstrukteur der Piaggio Group-Rennabteilung war Dall’Igna jahrelang neben Aprilia auch für die Teams von Derbi und Gilera verantwortlich, die baugleiche GP-Maschinen einsetzten. Erst im Oktober 2013 ging Dall'Igna zu Ducati.

Momentan ist die Wichtigkeit des Moto3-Projekts bei Ducati ein bisschen nach hinten verschoben worden. Dass es an den schwerwiegenden Problemen von Lorenzo mit der Desmosedici liegt, will natürlich niemand gerne zugeben.

«Die Moto3 war ja nur eine Idee», wird jetzt bei Ducati tiefgestapelt.

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