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KTM: Wie Jorge Martin den KTM-MotoGP-Vertrag auflöste

Von Günther Wiesinger
Ist jetzt Moto2-WM-Dritter: Jorge Martin

Ist jetzt Moto2-WM-Dritter: Jorge Martin

Moto2-Titelanwärter Jorge Martin galt als Fixststarter von KTM für die MotoGP-WM 2021. Doch er landete bei Pramac-Ducati. Denn sein Manager traute KTM keine MotoGP-Erfolge zu – und nahm den Notausgang.

Der 22-jährige Spanier Jorge Martin aus dem Red Bull KTM-Ajo-Team, überragender Moto3-Weltmeister 2018, fuhr bei den beiden Spielberg-Moto2-WM-Rennen als Erster über den Zielstrich, doch beim Steiermark-GP wurde er wegen Überschreiten des «track limits» hinter Marco Bezzecchi auf Platz 2 versetzt.

Der «Martinator» stand für KTM-Firmenchef Stefan Pierer und Motorsport-Direktor Pit Beirer bereits beim Valencia-GP als Fixstarter für die MotoGP-WM 2021 fest. Die Österreicher wollten ihn bekanntlich schon vor einem Jahr dazu überreden, 2020 in der Vierer-MotoGP-KTM-Mannschaft den Platz von Johann Zarco zu übernehmen. Doch Martin und sein Manager Albert Valera (er managt auch Jorge Lorenzo) wollten vor dem Klassenwechsel 2020 noch die Moto2-WM gewinnen.

Dann sickerte im Juni plötzlich durch: Jorge Martin wird 2021 die MotoGP-WM für Pramac-Ducati fahren. Was war passiert? Haben sich Valera und der hochbegabte Spanier mit dem Wechsel von KTM zu Ducati überhaupt einen Gefallen getan? Diese Frage stellt sich auch im Zusammenhang mit Pol Espararó, der zu Repsol-Honda wechselt, obwohl Honda 2020 noch keinen Podestplatz errungen hat, KTM schon drei.

Bei Red Bull-KTM ist Verärgerung zu spüren, wenn das Thema Jorge Martin aufs Tapet kommt. Denn die interne «MotoGP Academy» mit den Teams von Ajo und Poncharal wird finanziert, um «in-house» talentierten MotoGP-Nachwuchs zu züchten – und nicht für die Konkurrenz, die in den kleinen GP-Klassen nicht vertreten ist.

«Die MotoGP-Klausel war Bestandteil des Moto2-Vertrags mit Jorge Martin», erläutert Pit Beirer. «Er ist nicht in diesem Frühjahr frisch unterschrieben worden. Es war sein Moto2-Vertrag, der diese verbindliche MotoGP-Vereinbarung beinhaltet hat. Es gab aber eine Ausstiegsklausel für den Fahrer, falls wir Ende Juni in der MotoGP-Fahrer-WM nicht in den Top-Ten aufscheinen. Jorge hatte also eine Option für den Ausstieg. Sein Manager hat dann behauptet, KTM liege nicht innerhalb der Top-Ten. Ich habe entgegnet: 'Wir sind aber auch nicht außerhalb der Top-Ten, denn wir sind noch kein Rennen gefahren und deshalb gibt es keinen WM-Stand.' Doch Fahrer und Manager haben uns leider nicht vertraut. Deshalb haben sie den Notausgang genommen.»

Bisher hat Ducati den Vertrag noch nicht offiziell bestätigt. Fakt ist aber: Red Bull KTM hat damals innerhalb von drei Tagen mit Pol Espargaró und Jorge Martin zwei ehemalige Weltmeister verloren.

«Wir sind nicht sehr begeistert von der Gangart dieses Managers», räumt Beirer ein. «Denn letzten Endes finanzieren wir das ganze Moto2-Projekt, um Fahrer in unserer Gruppe zu haben, die in die MotoGP aufsteigen, sobald sie so weit sind.»

Die Brücken zwischen Jorge Martin und KTM sind eingerissen, das Porzellan zerschlagen

Beirer: «Wenn uns jemand in der Corona-Phase hängen lässt, dann werden wir uns zweimal überlegen, ob wir diesen Fahrer irgendwann wieder in der Familie haben wollen. Aber das ist momentan kein Thema, denn wir haben mit Binder und Oliveira im Factory-Team und Petrucci und Lecuona bei Tech3 für 2021 vier ausgezeichnete Fahrer, mit denen wir die Zukunft gestalten wollen.»

Als Pol Espargaró seinen Wechsel ankündigte, plante KTM bei Oliveira bereits für 2021 den Transfer von Tech3 ins Factory-Team neben Binder. Bei Tech3 sollten dann eigentlich Jorge Martin (22) und Iker Lecuona (20) fahren, ein echtes Junior-Team.

Den Arbeitsplatz von Martin bekam schließlich Neuzugang Danilo Petrucci. Das erklärt auch die etwas überraschende Position des Mugello-GP-Siegers bei Tech3.

«Heute wollen wir die Zeit nicht mehr zurückdrehen», sagt Pit Beirer. «Fakt ist: Unsere Partner haben uns nicht vertraut. Die Manager machen es sich einfach. Das einzige Investment, das sie im Fahrerlager tätigen, ist das neueste i-phone. Dann werden halt die Teams gegeneinander ausgespielt, um den Marktpreis in die Höhe zu treiben. Es ist so, wie es ist. Rückblickend sage ich: Wir wurden zu unserem Glück gezwungen, denn ich bin jetzt extrem glücklich mit unserer Fahrerwahl für das kommende Jahr.»

Moto2-WM-Stand nach 6 von 15 Rennen:

1. Marini, 87 Punkte. 2. Bastianini, 79. 3. Martin, 79. 4. Nagashima, 68. 5. Bezzecchi, 65. 6. Lowes, 59. 7. Vierge, 46. 8. Canet, 43. 9. Gardner, 41. 10. Roberts, 39. 11. Schrötter, 37. 12. Lüthi, 35. Ferner: 22. Aegerter, 4.

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