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Joan Mir (Suzuki): Vor 7 Jahren wollte ihn kein Team

Von Günther Wiesinger
Der Mallorquiner Joan Mir glänzte zwar 2014 mit Platz 3 im Red Bull Rookies-Cup. Trotzdem hatte kein GP-Team Interesse an ihm. Aber bereits 2016 war er GP-Sieger, 2017 Weltmeister in der Moto3.

Nach zehn Top-10-Ergebnissen in seiner Rookie-Saison stand Joan Mir beim Österreich-GP am 16. August 2020 erstmals in seiner Karriere auf einem MotoGP-Podium. Danach kamen fünf weitere Podestplätze dazu – diese Konstanz wurde in der verkürzten und abwechslungsreichen Corona-Saison 2020 belohnt: Der Suzuki-Werksfahrer führt die WM-Tabelle nach elf Rennen mit 14 Punkten Vorsprung an – und wurde dann überraschend Weltmeister.

Bemerkenswert: Als der heute 24-jährige Spanier 2020 nach elf Rennen erstmals die WM-Tabelle anführte, war er der erste Fahrer aus den Top-6 und somit als Titelanwärter, die damals nur durch 32 Punkte getrennt waren, der noch nie ein MotoGP-Rennen für sich entschieden hatte!

Doch diese Scharte wetzte Ausnahmekönner Joan Mir beim Europa-GP in Valencia am 8. Noveber 2020 aus: Er siegte mit der GSX-RR 0,651 sec vor seinem Suzuki-Teamkollegen Alex Rins und 1,2 sec vor Pol Espargaró (KTM).

Der Moto3-Weltmeister von 2017 hatte übrigens bereits nach seinem 42. Grand Prix im Juni 2018 einen MotoGP-Werksvertrag in der Tasche. Sein Manager Paco Sanchez hatte seine Kontakte zu Suzuki Ecstar spielen lassen, dorthin hat er für 2015 und 2016 schon Maverick Viñales transferiert.

Dabei wundert sich Paco Sanchez heute noch, warum der begnadete Joan Mir nach seinem zweiten Platz im Red Bull Rookies-Cup 2014 (hinter Jorge Martin) keinen GP-Vertrag bekommen hat.

«Irgendwie war Joan schwer vermittelbar. Zum ersten Mal hatte ich im Sommer oder Herbst 2013 mit ihm zu tun. Damals rief mich ein Bekannter aus Mallorca an und erzählte mir von einem Talent, das sich für den Rookies-Cup bewerben wollte. Also griff ich zum Telefon und rief Alberto Puig an, der dort für die Selektion der Talente zuständig war. Er bat ihn, bei der Auswahl der Talente ein Auge auf Joan Mir zu werfen. Danach hat er mich angerufen und gemeint, Joan mache einen guten Eindruck, er sei begabt», erinnerte sich Sanchez im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Aber nach dem zweiten Red Bull Rookies-Cup-Gesamtrang 2014 war trotzdem kein Moto3-GP-Team an Joan Mir interessiert. Schon Johann Zarco erlitt nach der Saison 2007 und dem Rookies-Cup-Gesamtsieg das gleiche Schicksal. Auch ihn wollte damals kein WM-Team haben.

Noch schlimmer erging es Jorge Martin: Er triumphierte in vielen Nachwuchsserien und fand danach kein Team, er rettete seine Karriere, als er 2011 für den Rookies-Cup selektioniert wurde. 

Sanchez: «Ich bin damals nach der Saison 2014 wegen Joan zu jedem GP-Team der Moto3 und Moto2 gelaufen, habe angeklopft und Joan angepriesen für 2015. Niemand wollte ihn. Auch in der Supersport-WM bestand kein Interesse. Aber seine Eltern hatten kein Geld, wir konnten nur das Talent des Fahrers anbieten. Schließlich habe ich etwas Geld aufgetrieben und Joan in eines der ärmsten CEV-Moto3-Teams gesteckt. Er musste 2015 mit einem Motorrad von 2012 fahren, und das gegen die Teams von Alzamora-Monlau und Ajo Motorsport, die in der CEV quasi mit WM-Material unterwegs waren. Trotzdem hat Joan Mir die ersten zwei Rennen gewonnen. Danach war ich restlos von seiner Schnelligkeit überzeugt. Für 2016 haben wir einen Vertrag bei Leopard-KTM bekommen, er hat den Österreich-GP gewonnen und ein paar weitere Podestplätze errungen. Für 2017 sind wir bei Leopard geblieben.»

Der Rest ist bekannt: Mir gewann auf der Leopard-Honda 2017 den Moto3-WM-Titel – mit zehn grandiosen Siegen in 18 Rennen.

In der Moto2-WM bei Marc VDS ging die Erfolgsstory weiter: Joan Mir fuhr beim fünften Rennen in Le Mans als Dritter erstmals aufs Podest, dann wurde offenkundig, dass bereits MotoGP-Angebote von Ducati, Honda und Suzuki vorlagen. Es folgten weitere Podestplätze in Mugello (3.), Sachsenring (2.) und Phillip Island (2.) – aber auch vier Ausfälle. Seine erste und einzige Moto2-Saison beendete Mir 2018 als Sechster.

2019 landete Mir als MotoGP-Neuling auf WM-Rang 12, wobei er nach seinem Crash beim Montag-Test von Brünn zwei Grand Prix verpasste. Von den Rookies war am Ende nur Senkrechtstarter Fabio Quartararo besser.

Paco Sanchez freut sich, dass Joan Mir nicht zu jenen Teenagern zählt, die ihre Kindheit für den Motorsport geopfert haben: «Er kam mit 18 in die WM und war mit 21 Jahren MotoGP-Fahrer. Ich halte dieses System für vorbildlich. So lassen wir den Athleten ihre Kindheit, sie können sich austoben und können zur Schule gehen. Und wenn sie in die WM kommen, müssen wir nicht mit den Eltern oder Großeltern verhandeln, sondern die Fahrer sind volljährig und zeichnungsberechtigt. Sie sind keine Kinder mehr und sind sich bewusst, dass dieser Sport auch gefährlich sein kann.»

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