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Sokol Circuit: Der Kasachstan-GP bleibt eine Illusion

Von Günther Wiesinger
Die Betreiber des Sokol Circuit in Kasachstan wollten 2019 schon einen Superbike-WM-Lauf ausrichten und jetzt für den KymiRing-GP einspringen. Dabei ist das Areal in Kasachstan noch eine Baustelle, die Kassen sind leer.

Nach der Absage des KymiRing-GP wurde vor dem Mugello-GP kurz diskutiert, ob man den Aragón-GP auf den 10. Juli verschieben sollte, um die Sommerpause (jetzt 5 freie Wochenenden nach der Dutch-TT) zu verkürzen. Außerdem wäre dann nach dem Misano-GP im September zwei Woche mehr Zeit für die Fracht nach Japan gewesen.

Aber erstens wäre es Mitte Juli in Alcaniz unerträglich heiss gewesen, zweitens passte der Sommer-GP wegen der Urlaubszeit nicht ins Konzept der MotorLand-Aragón-Betreiber.

Dafür meldeten sich die Besitzer des Sokol Circuits in Almaty/Kasachstan bei der Dorna. Sie wollen für Finnland einspringen. Doch die Spanier winkten wegen der geopolitischen Lage dankend ab.

Die Pläne für die 4,495 km lange Sokol-Rennstrecke erstreckt sich auf einem Areal von 205 Hektar in der Region Ili bei Almaty Oblast, 76 km von Almaty-Yekaterinenburg entfernt nahe der M36. Der steinreiche Oligarch Alijan Ibrahimov hat rund 40 Millionen US-Dollar investiert. Seine Söhne Dostan, Davron und Furkat kümmerten sich um das Projektmanagement.

Die Eröffnung sollte ursprünglich im September 2016 stattfinden. Vorher hatte sogar Jorge Lorenzo die Piste besichtigt und Werbung für das Projekt betrieben. Der Sokol Circuit ist auch für Rennen zur Kart-Meisterschaft von Kasachstan vorgesehen und verfügt sogar über einen 900 Meter langen Drag-Strip. Die Kartpiste ist 1,5 km lang, es existiert auch ein kleiner Kurs mit einer Länge von 2,4 km, der immerhin schon befahrbar ist.

Das Sokol-Areal beherbergt auch ein Zentrum für Fahrsicherheit und dient auch als Schauplatz für Hobby-Rennen. Die Infrastruktur lässt für kasachische Verhältnisse keine Wünsche. Zu den Plänen für das Areal gehören ein Café, ein Hotel und ein Technikpark sowie ein künstlicher See mit Kinderspielplätzen.

Der 64-jährige Investor Alijan Ibrahimov zählt zu den reichsten Oligarchen von Kasachstan. Das Forbes-Magazin hat sein Vermögen schon 2016 auf 2,8 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ibrahimov ist gemeinsam mit Aleksander Mashkevich und Patokh Shodiyev Inhaber des ertragreichen Bergbauunternehmens «Eurasian National Resources Corporation» (ENRC).

Aber an einen Kasachstan-GP ist bis auf weiteres nicht zu denken, nicht nur wegen der geopolitischen Lage. Sogar der Rally-Raid-WM-Lauf in Kasachstan wurde bereits im April wegen des Ukraine-Kriegs abgesagt.

Ein Kasachstan-GP ist allein deshalb vorläufig nicht durchführbar, weil die Baufortschritte dort seit 2016 ziemlich zum Stillstand gekommen sind.

Ursprünglich war auch der renommierte deutsche Rennstrecken-Architekt Hermann Tilke in die Planung der Piste involviert. «Aber wir haben von denen seit zwei, drei Jahren keine Nachricht mehr gehört», erklärte Ing. Tilke jetzt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es gab zuerst ein Design aus Kasachstan, das haben wir dann verändert, dann wurde es gebaut, allerdings ist die Anlage immer noch nicht fertig.»

Denn offenbar haben die Streckeneigentümer keine finanziellen Mittel mehr, selbst die letzte Asphalt-Deckschicht wurde bisher nicht aufgebracht. «Da ist noch einiges zu tun», meint Tilke.

Dabei haben sich die blauäugigen Sokol-Streckenbetreiber im Dezember 2018 bereits als Reserveschauplatz für die Superbike-WM angeboten, als der Event in Laguna Seca wackelte.

Die Sokol-Circuit-Betreiber haben jetzt bei den Behörden neues Geld beantragt. Ob sie es erhalten werden, ist offen. Trotzdem haben sich die Kasachen bei der Dorna beworben.

Denn schon in der Vergangenheit haben Vorverträge mit dem MotoGP-Promoter bei einigen Rennstrecken-Projekten den Zugang zu Steuergeld beschleunigt.

Immerhin hat Makar Yurchenko, ein Russe mit kasachischer Lizenz, in der Moto3-WM schon vor Jahren für den Sokol Circuit die Reklametrommel gerührt. Der ehemalige Teambesitzer Stefan Bedon wollte ihn mit der Mitgift aus Kasachstan für 2020 ins Snipers-Honda-Team befördern, er fand dort jedoch keinen Platz, weil Romano Fenati und Tony Arbolino den Vorzug bekamen. Bedon vermittelte den in St. Petersburg geborenen Russen deshalb an das spanische BOE-KTM-Team.

Dort flog Yurchenko aber schon vor dem Saisonstart im Februar 2020 wieder raus. Überraschung – das vereinbarte Sponsorgeld wurde nicht bezahlt.

Aus demselben Grund war Yurchenko (bestes GP-Ergebnis: Rang 7 in Spielberg 2019) im Sommer 2018 bereits aus dem CIP-KTM-Team entlassen worden.


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