Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Forward-Yamaha hat Interesse an Stefan Bradl

Von Günther Wiesinger
LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello tut alles, um Stefan Bradl auch für 2015 verpflichten zu können. Aber auch Forward-Yamaha interessiert sich für den schnellen Deutschen.

Stefan Bradl hat bisher von der Honda Racing Corporation und LCR-Honda noch kein Angebot für 2015 vorliegen, auch wenn LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello immer wieder versichert, er habe den Bayern auch für 2015 in seinem Team fix eingeplant.

HRC erwartete in der dritten MotoGP-Saison von Bradl konstant Podestplätze, die ersten vier (Márquez, Rosso, Lorenzo und Pedrosa) sind aber schwer zu besiegen, selbst Lorenzo hat bei den ersten neun Rennen nur drei Podestplätze erzielt. Dazu wird die Aufgabe der Satelliten-Team-Piloten durch die Open-Class-Vorteile erschwert.

Bautista hat 2014 im Gegensatz zu Bradl bereits einen Podestplatz erzielt (Platz 3 in Le Mans), noch dazu fährt er Nissin und Showa statt Brembo und Öhlins, was normalerweise als Nachteil gilt. Doch der Spanier weiss, dass er bei HRC auf der Abschussliste steht.
Die HRC-Manager Shuhei Nakamoto und Livio Suppo haben bei der Vergabe der RC213V natürlich ein Mitspracherecht bei der Fahrerwahl. Sie wollten zum Beispiel den 19-jährigen Ausnahmekönner Maverick Viñales haben, der aber absagte.

Danach kam Moto3-WM-Leader und Sachsenring-Sieger Jack Miller ins Gespräch. Er soll direkt von der 55-PS-KTM auf die 260 PS starke MotoGP-Maschine steigen.

Auch wenn Miller betont, er wolle nach der Moto3-Karriere unbedingt ein Jahr Moto2 fahren – Honda lässt nicht locker.

Deshalb schaut sich Stefan Bradl seit einigen Wochen anderweitig um. Die ersten Ansprechpartner waren Gigi Dall'Igna und Paolo Ciabatti von Ducati Corse, aber im Werksteam ist für 2015 kein Platz frei. Dafür hat Pramac-Ducati-Chef Paolo Campinoti grosses Interesse, falls Iannone ins Werksteam aufsteigt.

Bradl ist auch bei Suzuki ein Thema und könnte bei Aprilia andocken, wenn die Italiener werksseitig bereits 2015 statt 2016 einsteigen. Er hat auch Anfragen von drei renommierten Moto2-Kalex-Teams vorliegen. Aber eine RC213V-Honda oder eine Open-M1-Yamaha würde er natürlich vorziehen.

Stefan Bradl: Forward hat Interesse

Am Freitag auf dem Sachsenring ergab sich eine weitere höchst reizvolle Alternative zu LCR-Honda: Forward-Racing-Teambesitzer Giovanni Cuzari tat sein Interesse an Bradl kund, er muss den 40-jährigen Colin Edwards (Rücktritt per Saisonende) auf der M1-Yamaha der Open-Class ersetzen.

Bradl könnte also Teamkollege von Aleix Espargaró werden, der auf dem Sachsenring auf Startplatz 4 preschte und das Rennen als Sechster beendete. Aber ob der WM-Sechte, der auch bei anderen Teams auf der Wunschliste steht, bei Forward bleibt, ist noch nicht fix.

«Ich suche einen Top-Ten-Fahrer», erklärte Giovanni Cuzari gegenüber SPEEDWEEK.com. «Es haben sich einige Fahrer gemeldet, aber natürlich habe ich Interesse an Bradl. Ich liebe die Deutschen! Ich habe meinen ersten Arbeitsplatz in Deutschland gehabt... Und wir werden 2015 noch konkurrenzfähigeres Material haben als jetzt.»

Forward fährt 2014 mit letztjährigen YZR-M1-Yamaha ohne Seamless-Getriebe, bekommt aber als Open-Class-Team die weicheren Hinterreifen (nützlich im Training und Qualifying) und 24 statt 20 Liter fürs Rennen.

Bradl würde im Forward-MotoGP-Team zwei alte Bekannte antreffen: Elektronik-Ingenieur Dirk Debus (Gründer der renommierten Data-Recording-Firma 2D) und den ehemaligen 125-ccm-GP-Rennfahrer Manfred «Tex» Geissler, der bei Colin Edwards fürs Data-Recording zuständig ist.

Stefan Bradl möchte sich vorläufig zu den ganzen Transfergerüchten nicht wirklich äussern. Er betont nur: «Ich möchte am liebsten bei LCR-Honda bleiben. Ich habe immer gesagt, dass ich das konkurrenzfähigste Motorrad haben will, das ich bekommen kann. Aber ich habe bisher von Honda keine positiven Signale empfangen. Also schaue ich mich bei anderen Teams um. Das ist ja kein Verbrechen. Ich werde mir in der Sommerpause alle Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen.»

Bradl begann seine Karriere im deutschen Red Bull Rookies Cup 2003 auf Honda, er fuhr dann drei Jahre im KTM-Junior-125-Team, wechselte 2007 auf die Blusens-Aprilia, bestritt 2008 und 2009 die 125er-WM bei Kiefer Racing auf Aprilia und fuhr dann in der Moto2-Klasse 2010 eine Suter und 2011 eine Kalex. In den letzten drei Jahren war er bei LCR auf einer 1000-ccm-Honda RC213V unterwegs. Yamaha wäre das sechste unterschiedliche Fabrikat für den Moto2-Weltmeister von 2011.

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