KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Aruba-Boss platzt der Kragen: «Das ist nicht richtig»

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri hat mit seinen Interviews auf SPEEDWEEK.com für reichlich Aufregung gesorgt. Mehrere Ducati-Manager wollen nicht auf sich sitzen lassen, was der 36-Jährige aus Ravenna behauptet.

Drei Wochen, nachdem sich Marco Melandri bitter darüber beschwert hat, wie er bei Ducati für 2019 ausgebootet wurde, ist das Thema noch immer heiß. Um ruhig in das kommende Rennwochenende in Portimao zu gehen, gab der Italiener vergangenen Montag auf SPEEDWEEK.com ein weiteres Exklusiv-Interview. Er kritisierte darin die italienischen Medien wegen ihres sparsamen Umgangs mit der Wahrheit und ihrem Erfindungsreichtums heftig.

Genau das werfen nun hochrangige Ducati-Manager Melandri vor. Dieser behauptete am 23. August, am Tag, als Alvaro Bautista als sein Nachfolger im Ducati-Werksteam bestätigt wurde: «Keiner hat mit mir geredet, nie. Bis jetzt hat mir niemand gesagt, dass ich draußen bin. Ich erfahre so etwas aus den Medien, mich rief keiner von Ducati an, ich bekam auch keine E-Mail.»

Teammanager Serafino Foti war in seiner Kritik zurückhaltend und meinte damals auf die Vorwürfe von Melandri angesprochen: «Ich stimme ihm nicht zu.»

Dass die jüngste Behauptung von Melandri nicht stimmt, er habe seit 2011 nicht mehr mit Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti gesprochen, liegt auf der Hand. Ciabatti hat mehrfach mit dem 22-fachen Laufsieger kommuniziert und ihm beispielsweise zu guten Rennen gratuliert. Es gab auch persönliche Gespräche, etwa bei der World Ducati Week vergangenen Juli oder bei den italienischen Superbike-Rennen, bei denen der Manager vor Ort war.

Jetzt ist Aruba-Chef Stefano Cecconi der Kragen geplatzt. Er ist nicht nur Geschäftsführer von Hauptsponsor Aruba, einem auf Cloud-Technologie spezialisierten IT-Unternehmen, sondern auch Eigentümer und Prinzipal des Aruba Ducati Teams.

«Nach den Interviews, die Marco dir gegeben hat, und die von vielen Zeitungen und Websites aufgegriffen wurden, ist einige Verwirrung entstanden, wie wir unsere Fahrer für 2019 ausgewählt haben», teilte Cecconi SPEEDWEEK.com mit. «Ich möchte deshalb einige Fakten und Umstände klarstellen. Marco und sein Manager Alberto Vergani waren offensichtlich über unsere Entscheidung informiert, bevor wir sie offiziell verkündeten. Deshalb ist es unwahr zu sagen, niemand hätte ihm etwas gesagt oder Marco hätte es über die Medien erfahren.»

«Marco hat recht wenn er sagt, dass er keine E-Mail erhalten habe. Das war so, weil es keine Veranlassung gab einen Vertrag zu kündigen, weil dieser Ende dieser Saison ohnehin ausläuft. Außerdem würde ich ihm eine solche Nachricht niemals per Mail mitteilen. Tatsächlich haben wir mit Marco und Alberto per Telefon und mit Nachrichten kommuniziert. Letztlich war Marco über unsere Wahl enttäuscht und hat mich darum gebeten, nur mit Alberto darüber zu reden.»

Cecconi weiter: «Es stimmt, dass Ducati und ich bei vielen Gelegenheiten gesagt haben, dass es unser Ziel ist, 2019 mit unseren jetzigen Fahrern weiter zu machen. Es stimmt aber auch, dass sich Chaz und Marco Zeit erbaten, darüber nachzudenken. Chaz teilte uns sofort seine Gedanken und Fragen mit, entschied sich zu bleiben und wir kamen zu einer Übereinkunft. Marco auf der anderen Seite zeigte Interesse an dem neuen Yamaha-Projekt. Er hat uns erst Anfang August mitgeteilt, dass er gerne mit unserem Team weitermachen würde, nachdem ich ihn um eine Entscheidung bat. Natürlich besaß er die Freiheit, sich mit anderen Teams oder Herstellern zu unterhalten, das stellte auch nie ein Problem dar. Weil sich beide Fahrer Bedenkzeit erbaten, schauten sich Aruba und Ducati nach Alternativen um – für den Fall, dass sich einer der beiden zur Trennung entschließt. In diesem Zusammenhang kam Alvaro Bautista ins Spiel, ebenso einige Superbike-Fahrer, die uns während der letzten Monate kontaktiert haben. Das alles geschah im August. Unglücklicherweise sieht das Endergebnis für Marco so aus, dass wir die neue Lösung bevorzugen und wir unseren ursprünglichen Plan ändern mussten. Die endgültige Wahl fiel in vollkommener Harmonie zwischen Aruba und Ducati, wie es bei uns immer der Fall ist. Wie Paolo Ciabatti bereits erklärt hat, war es keine einfache Wahl. Viele starke Fahrer haben Interesse an unserem Team und der neuen Panigale V4 gezeigt, letztlich lief es auf Alvaro oder Marco hinaus. Es tut mir leid, dass Marco diese Entscheidung nicht sehr gut aufgenommen hat. Wir hatten die letzten Tage einige Besprechungen: Jetzt ist wieder alles okay, wir konzentrieren uns darauf, die Saison bestmöglich zu beenden.»

Für 2019 bieten sich Melandri verschiedene Möglichkeiten: Mit Red Bull Honda oder GRT Yamaha in der Superbike-WM bleiben, oder mit Suzuki, Yamaha oder Honda in die US-Superbike-Serie MotoAmerica zu wechseln.

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