Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Stefan Bradl bringt die Honda-Probleme auf den Punkt

Von Ivo Schützbach
Während Honda mit der aktuellen Fireblade SP2 beim Suzuka Eight Hours und in der Japanischen Meisterschaft siegfähig ist, fährt sie in der Superbike-WM hinterher. Zunehmend kristallisiert sich heraus, woran das liegt.

Von 2003 bis 2018 interessierte sich die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werkseinsätze des größten Motorradherstellers, kein Bisschen für die Superbike-WM. So kam es, dass jahrelang eine Parallelentwicklung stattfand. Während in der Weltmeisterschaft Honda Motor Europe das Budget sicherte und mit Partner Ten Kate Racing arbeitete, brachte sich HRC beim prestigeträchtigen Langstreckenklassiker Suzuka Eight Hours und in der Japanischen Meisterschaft immer stark ein – auch in Jahren, in denen es kein offizielles Werksteam gab.

Als HRC im Herbst 2018 beschloss, sich wieder selbst um die Superbike-WM zu kümmern, gingen die japanischen Manager davon aus, dass sie mit dem aktuellen Motorrad gegen starke Gegner wie Kawasaki und Ducati zwar nicht siegfähig sein würden, aber doch gut genug, um regelmäßig in die Top-5 zu fahren.

Weit gefehlt: Platz 8 von Yuki Takahashi im Regen von Misano ist das beste Saisonresultat! Honda blamiert sich Rennen für Rennen, die Top-10 werden nur selten erreicht.

Von Anfang an rätselten die HRC-Bosse, weshalb die Fireblade in der SBK-Serie so schlecht ist.

Beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka unterlag Honda Ende Juli mit Takumi Takahashi und Stefan Bradl den Werksteams von Kawasaki und Yamaha nur knapp. Dort wird aber mit Bridgestone-Reifen gefahren, in der Superbike-WM mit Pirelli.

«Das ist kein schlechtes Motorrad», unterstrich Yuki Takahashi im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «So wie das WM-Bike jetzt dasteht, wurde es bis letztes Jahr nur in Japan eingesetzt. In der WM ist aber einiges anders, vor allem die Pirelli-Reifen. Wahrscheinlich müssen wir das Motorrad mehr an sie anpassen. Dann sollten wir konkurrenzfähig sein. Wenn Honda in Suzuka auf dem Level von Kawasaki kämpfen kann, dann gibt es keinen Grund, weshalb wir das nicht auch in der Superbike-WM können.»

Bradl, der 2017 für Red Bull Honda Superbike-WM fuhr, hat mit jeglicher Kritik an der Fireblade Recht behalten, MotoGP-Weltmeister Marc Marquez sowie HRC schätzen ihn nicht umsonst als MotoGP-Testfahrer.

«Alle wissen, dass die Fireblade aktuell nicht das stärkste Superbike ist, Honda verbessert sie aber laufend», sagte Bradl in Brünn, wo er im Team Repsol Honda den verletzten Jorge Lorenzo ersetzt. «Wir waren in Suzuka von den anderen Herstellern nicht weit entfernt, das Motorrad hat viel Potenzial. Es ist offensichtlich, dass das Bike mit den Reifen von Bridgestone besser arbeitet als mit jenen von Pirelli. Die Bridgestone-Reifen haben eine sehr steife Karkasse, dafür musst du dein Motorrad entsprechend abstimmen. Die Pirelli-Reifen sind viel weicher und bauen auch mehr ab. Über drei Runden haben die Pirelli eine sehr gute Performance, lassen dann aber massiv nach. Deshalb ist es so schwierig, für sie eine gute Abstimmung über eine Renndistanz zu erarbeiten. In diesem Punkt strauchelt Honda – sie wissen, was sie für die Zukunft ändern müssen.»

Wie ist es möglich, dass Kawasaki und Yamaha mit beiden Reifenherstellern auf Spitzenniveau sind und Honda nur mit Bridgestone? «Dass die Honda besser werden muss, ist klar», hielt Bradl fest. «Aber es geht um viele Aspekte: Motor und Elektronik. Sie arbeiten an Verbesserungen in allen Bereichen. Mal sehen, was die neue Fireblade leisten kann. Ich hoffe, dass sie besser wird und dass meine Anregungen in Suzuka hilfreich waren. Honda hat sich intensiv auf Suzuka vorbereitet, jetzt beginnt das neue Projekt.»

HRC hat für 2020 einen Vertrag mit seinem diesjährigen Piloten Ryuichi Kiyonari. Der Japaner könnte mangels Leistung aber auch in ein mögliches Moriwaki-Satelliten-Team abgeschoben werden, sollte sich Honda entscheiden, ein eigenes Werksteam auf die Beine zu stellen. HRC spricht mit Spitzenpiloten wie Ducati-Star Alvaro Bautista, sie wollen für nächstes Jahr die bestmöglichen Fahrer verpflichten. Auch Leute wie Leon Camier, Dominique Aegerter und Javier Fores kommen in Frage.

Kann sich Bradl vorstellen, 2020 wieder eine Rolle in Hondas Superbike-WM-Team zu spielen?

«Da muss man HRC fragen», entgegnete der ehemalige Moto2-Weltmeister. «Wenn sie meine Hilfe haben wollen, wenn sie meine Meinung hören wollen, wenn ich mich tiefer mit dem Material befassen soll, warum nicht? Aber meine Priorität liegt ganz klar in der MotoGP-WM. In der zweiten Saisonhälfte werde ich im Testteam stark beschäftigt sein. Und das Superbike-WM-Bike muss gleichzeitig jetzt entwickelt werden. Ich habe bisher keine Kenntnis von den Plänen, die HRC hat. Mir hat das Fahren mit dem Suzuka-8h-Bike Spaß gemacht. Deshalb wiederhole ich: Wenn HRC will, können wir über die Superbike-WM reden.»

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